Frau(en) im Licht – František Drtikol und die europäische Fotografie der Avantgarde. Vortrag im Angermuseum von Carolin Förster

16.08.2012 17:31

Am 4. September 2012, um 19 Uhr stehen die Frauen der laufenden Schau "František Drtikol, Fotografien" im Vordergrund. Carolin Förster, Fotohistorikerin der Galerie Kicken in Berlin wird in dem Vortrag Frau(en) im Licht – František Drtikol und die europäische Fotografie der Avantgarde das Leben und Wirken Drtikols besprechen und die besondere Zeit der Avantgarde in der Künstlerstadt Prag beleuchten.

Frauen stehen im Zentrum von František Drtikols Fotografie, die Lichtbildkunst ist sein Medium. "Zena ve Svetle" (Frau im Licht) ist ein Fotobuch betitelt, in dem 1938, ganz am Ende seiner aktiven Zeit als Fotograf, Drtikol noch einmal die wichtigsten seiner Bilder zusammenfasst. In ihrem Vortrag wird Förster die einzigartige Position des tschechischen Fotografen in der europäischen Moderne nachzeichnen und sein Werk mit internationalen Zeitgenossen wie Man Ray, Raoul Hausmann oder Sasha Stone verknüpfen.
Im ersten Drittel des 20. Jahrhunderts entwirft Drtikol in der Kunststadt Prag mit ihrer aktiven Fotoszene eine eigene, neuartige Bildsprache: hier inszeniert er den weiblichen Akt mit Licht und Schatten und geometrischen Kulissen zu dynamisch-dramatischen Bildern. In ihnen sind die künstlerischen Strömungen der Zeit ablesbar – Drtikols Herkunft aus der Tradition von Symbolismus und Jugendstil, von Kubismus, Konstruktivismus und Art deco spiegelt sich in der Darstellung der Frau zwischen Dämon und idealisierter Lichtgestalt.
Ende der 1920er Jahre erreicht Drtikols internationaler Erfolg seinen Höhepunkt, was sich in zahlreichen Ausstellungsbeteiligungen spiegelt. Gleichzeitig bringt auch das noch junge Medium Fotografie   neue Ausdrucksformen hervor, vermitteln Bauhaus und Surrealismus, amerikanische "straight photography" oder neusachliche Klarheit ungeahnte Perspektiven auf Menschen und Dinge. František Drtikol hat als erster der tschechischen Fotografie eine eigene Stimme gegeben, und er hat entscheidenden Anteil an der künstlerischen Emanzipation der Fotografie im 20. Jahrhundert gehabt.
Carolin Förster ist wissenschaftliche Mitarbeiterin der Galerie Kicken Berlin. Nach einem Studium der Germanistik, Romanistik und Kunstgeschichte in Berlin und Nantes/Frankreich, arbeitet sie an zahlreichen Ausstellungsprojekten wie für das Landesmuseum Berlinische Galerie, Neue Gesellschaft für Bildende Kunst e.V. und das Museum Neukölln, Berlin mit. Mit wissenschaftlichen Katalogbearbeitungen - und beiträgen unter anderem für die Villa Grisebach Auktionen Berlin, sowie Fachlektorate, Ausstellungs- und Buchbesprechungen wurde Carolin Förster zu einer gefragten Wissenschaftlerin für Fotografie.
Ausstellungsinformationen
bis23.09.2012
Regine Bonke. Vom Denken im Raum. Konkrete Papierobjekte

Im Kabinett: František Drtikol. Fotografien

Begleitend zur Ausstellung liegen Kataloge im Verlag der Kunst Dresden und im Hatje Cantz Verlag vor.