Eröffnung der Ausstellung „Hands-On Urbanism 1850-2012. Vom Recht auf Grün“

12.06.2013 11:21

Fährt man mit dem Zug durch Thüringen, begegnet man auf dem Weg einem Teil deutscher Kultur: dem Schrebergarten. In der öffentlichen Diskussion oft widersprüchlich als pures Gartenglück oder als Beispiel für kleinbürgerliches Spießertum bezeichnet, ist der Schrebergarten immer noch ein aktuelles Thema.

Ihren Ursprung hatte die Schrebergartenbewegung in der Zeit von Industrieller Revolution und Stadtwachstum in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Der hierbei erzeugte Mangel an innerstädtischen Grünflächen und die Versorgungsengpässe führten dazu, dass sich Bürgerinnen und Bürger zusammenschlossen, um kleine grüne Brachen zu bauen, wo Gemüse angebaut werden und Kinder ungehindert spielen konnten.

Der Schrebergarten ist seitdem ein maßgebliches Beispiel für eine Stadtentwicklung durch die Bürgerschaft.
Vor allem in Mangelsituationen erzeugen Stadtbewohner seit jeher Lösungen. Siedeln und Nutzgärten führen zu alternativen Formen des Zusammenhalts, der Nachbarschaftlichkeit und der Verteilungsgerechtigkeit.

Im Zuge ihrer internationalen Recherchen führte Elke Krasny Interviews mit Architekten, Planern, Künstlern, Forschern, Siedlern und Schrebergärtnern. Im Ergebnis gibt die Ausstellung „Hands-on Urbanism 1850 – 2012" einen Einblick in selbstorganisierte, kollektive, informelle Bewegungen; in Projekte, die durch Selbsthilfe, aber auch von Architekten oder anderen Akteuren initiiert wurden. Anhand von Beispielen in Europa, Lateinamerika, den USA und Asien wird in der Ausstellung dargelegt, wie oft kleine Projekte maßgeblich zu großen Veränderungen führen – vom Schreberverein in der Leipziger Westvorstadt 1865 bis zu den Plänen für das Projekt R-Urban in Colombes bei Paris aus dem Jahr 2012.

Die Ausstellung wurde für das Architekturzentrum Wien erarbeitet und im Frühjahr 2012 dort mit großem Erfolg und internationaler Beachtung gezeigt. Vom 16. Juni bis 7. Juli ist sie nun im Kulturforum Haus Dacheröden am Anger 37/38 sehen. Zur Ausstellungseröffnung am 16. Juni werden die Kuratorin Elke Krasny und Prof. Dr. Alexander Thumfahrt von der Universität Erfurt in einem gemeinsamen Gespräch über die Ausstellung und ihre Themen zusammenkommen. Ab 14 Uhr ist eine Besichtigung der Ausstellung bei Kaffee und Kuchen möglich. Anschließend folgt ein kleiner Streifzug mit Führung durch selbstorganisierte Projekte in Erfurt Nord - vom Interkulturellen Garten bis zur Saline 34.

Organisiert wird die Veranstaltung von der Heinrich-Böll-Stiftung Thüringen gemeinsam mit der Stadt Erfurt. Die Ausstellung ist Teil der „Arena der Zukunft 2013 – Stadt selber machen!“ und wird durch den Freistaat Thüringen und den Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) gefördert.

Kontakt unter Tel: 0361 655-2324

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