Es werden keine „Finanzierungen an das Land abgeschoben“ – Entgegnung auf Behauptung des Thüringer Museumsverbandes zum Naturkunde- und Volkskundemuseum in Erfurt

20.01.2014 17:44

Im Zusammenhang mit der Darstellung der Schwerpunkte im Kulturbereich Erfurts 2014 sind vom Erfurter Kulturdirektor die besonderen Entwicklungsperspektiven des Naturkunde- und des Volkskundemuseums Erfurt hervorgehoben worden. Beide sollen künftig eine Leitfunktion für Thüringen übernehmen, weshalb auch eine intensivere Zusammenarbeit mit dem Land angestrebt wird. Das im Januar 2013 verabschiedete „Strategische Kulturkonzept“ der Landeshauptstadt Erfurt hat dazu Aufgaben insbesondere für die Kommunalverwaltung formuliert, die jetzt bearbeitet werden. Dazu gehören konzeptionelle Vorarbeiten, landesweite Vergleiche, aber auch Verhandlungen mit dem Land.

Nicht nachvollziehbar ist, wie der Thüringer Museumsverband in der Thü­ringer Landeszeitung (TLZ) im selben Kontext behaupten kann, beide Häu­ser sollen zu „Landesmuseen“ umgebaut werden, es gehe darum, die Finan­zierung an das Land „abzuschieben“ (TLZ vom 18.01.2014: „Historie ist un­ser stärkstes Pfund“).

Der Freistaat Thüringen verfügt über keine Landesmuseen und hat derzeit laut eigenem Kulturkonzept auch nicht vor, solche zu etablieren. Dennoch scheint es wichtiger denn je, fachliche Schwerpunkte im Land zu erkennen und jene Museen gezielter zu unterstützen, die Aufgaben für das gesamte Land wahrnehmen. Den Nachweis, dass Naturkunde- und Volkskundemu­seum in Erfurt solche Funktionen erfüllen, führt die Kulturdirektion im Au­genblick. Im Ergebnis sollen neue Konzeptionen stehen, die Verhandlungen mit dem Land über veränderte Finanzierungsmodalitäten eröffnen können. Es geht dabei um Kulturpolitik, nicht die Abschiebung von Verantwortung. Dies vor dem Hintergrund, dass in Erfurt der Kommunalisierungsgrad der Kulturfinanzierung sehr hoch ist und landeszentrale Aufgaben auch fair bearbeitet werden müssen.

Der Museumsverband hatte in seinem „Museumsentwicklungskonzept 2011 – 2020“ selbst erklärt: „Der Museumsverband Thüringen setzt sich für Leitmuseen ein, zu deren Auf­gaben die fachliche Patenschaft und Beratung für die jeweilige Region ge­hört. Leitmuseen sind Museen unterschiedlicher Trägerschaft mit überregi­onalem Profil.“ (Thüringer Museumshefte, 21. Jahr/2012/Sonderheft, S. 25) Auch daran knüpft Erfurt an.

„Der Museumsverband tut gut daran, seine eigenen Grundsätze zu erinnern und ein Gefühl für die Strukturpolitik der Kommunen zu entwickeln, das über einen holzschnittartigen Kommentar hinausgeht. Unsere Herausforde­rungen sind so komplex, dass Museumsträger und Lobbyisten einander er­gänzen sollten“, sagte Kulturdirektor Tobias J. Knoblich. „Eine offizielle Stel­lungnahme zum Kulturkonzept hat der Museumsverband nie abgegeben. Auch im Vorfeld hätte er sich durchaus mit Ideen einbringen können. In jedem Falle scheint der Verband nicht hinreichend informiert, was ich für bedenklich halte.“

gez. Tobias J. Knoblich
Kulturdirektor