Experten sind sich einig: Erfurter Pfeilerbilder sind in der geschlossenen Erhaltung am Ort ihrer Entstehung deutschlandweit einzigartig

02.07.2014 14:18

Die Tagung "Kontroverse und Kompromiss: Der Pfeilerbildzyklus des Mariendoms und die Kultur der Bikonfessionalität im Erfurt des 16. Jahrhunderts", die am 23. Mai im Coelicum des Erfurter Katholischen Doms St. Marien, am 24. Mai im Kunstinstitut der Universität Erfurt stattfand, ging von den acht konvexen Pfeilerbildern im Erfurter Mariendom, dem bedeutendsten erhaltenen Ensemble von Tafelgemälden der Reformationszeit in der Stadt, aus. Nicht zuletzt im Hinblick auf die 2015 von Angermuseum, Bistum und Universität Erfurt geplante Ausstellung, in der diese Bilder Ausgangspunkte einer Schau zu Entstehung und Kultur der Bikonfessionalität Erfurts im 16. Jahrhundert sein sollen, standen – nach Übersichtsvorträgen zur Bau- und Ausstattungsgeschichte des Doms und der historischen Situation – die künstlerischen und ikonografischen Befunde im Zentrum der Diskussionen.

Künstlerische und ikonografische Befunde standen im Zentrum der Diskussionen

Menschengruppe vor Rundbildern des Domes.
Foto: In der Kathedralkirche: Tagungsteilnehmer besichtigen die Pfeilerbilder im Katholischen Dom zu Erfurt Foto: © Stadtverwaltung Erfurt / Prof. Dr. Kai Uwe Schierz

Deutschlandweit einzigartig

Deutlicher als bisher vermutet erwies sich, dass dieser Zyklus von Gemälden auf gekrümmtem Holz, von denen die meisten als Epitaphien konzipiert und genutzt wurden, in seiner geschlossenen Erhaltung am Ort ihrer Ent­stehung deutschlandweit einzigartig ist.

Eine Gegenüberstellung mit den wenigen anderen Gemälden der Zeit auf konvexen Bildträgern, die momen­tan bekannt sind, unterstützte diesen Befund. In den dargestellten Themen (u.a. Himmelfahrt Mariens, Gregorsmesse, Hostienmühle etc.) und Inschrif­ten konnten, zumal bei Identifizierung der Stifter, Reflexe der beginnenden Konfessionalisierung ausgemacht und weitaus präziser als in der bisheri­gen Forschung geschehen eingeordnet werden.

Erste Er­gebnisse einer infrarotreflektografischen Untersuchung

Die Vorstellung erster Er­gebnisse einer infrarotreflektografischen Untersuchung der Pfeilerbilder sorgte für bemerkenswerte Einblicke in die manuelle Entstehung der Ge­mälde und stellte Daten bereit, die von den am Projekt Beteiligten in den nächsten Monaten weiter diskutiert werden. Beiträge zu den Akteuren und kulturellen Bedingungen der Erfurter Kirchen-, Literatur- und Universitäts­geschichte des 16. Jahrhunderts kontextualisierten die bildkünstlerischen Phänomene.

Begleitpublikation ist geplant

Die Tagung hat wichtige Impulse für die Struktur der geplan­ten Ausstellung und die Auswahl der Objekte gegeben; viele Vorträge wer­den in verschriftlichter Form in die Begleitpublikation eingehen.