Vortrag des amerikanischen Holocaust-Forschers Alan Steinweis im Erinnerungsort Topf & Söhne
Fragestellungen und Hintergründe zur Erforschung des Nationalsozialismus
Dieser Bereich ist seit etwa 20 Jahren zu einem großen und höchst differenzierten interdisziplinären Feld der Geisteswissenschaften geworden. Der Vortrag wird die wichtigsten Entwicklungen nachvollziehen, unter besonderer Berücksichtigung von Quellen, Methoden, interpretativen Ansätzen und nationalen Unterschieden: Warum z. B. ist die Forschungs-Infrastruktur im Bereich der Holocaust-Studien in den USA so viel weiter ausgebaut als in Deutschland? Wie unterscheiden sich die Themen und Fragestellungen von Holocaust-Forschern in den USA, Israel, Deutschland und verschiedenen Ländern in Europa?
Steinweis ist Professor für Geschichte und Direktor des Zentrums für Holocaust-Studien an der Universität von Vermont. An dieser Universität lehrte der Pionier der Holocaust-Forschung Prof. Dr. Raul Hilberg, in dessen Tradition auch das Zentrum für Holocaust-Studien steht.
Prof. Steinweis hatte in der Vergangenheit mehrere Gastprofessuren in Deutschland und Israel inne, aktuell vertritt er den Lehrstuhl für jüdische Geschichte an der Ludwig-Maximilians-Universität München. Der Autor mehrerer Bücher und zahlreicher Aufsätze zur NS-Zeit arbeitet zur Zeit an einer Gesamtdarstellung zur Geschichte der nationalsozialistischen Diktatur. Zuletzt erschien sein Buch "Kristallnacht 1938". In dieser brillanten Darstellung korrigierte Steinweis zum Beispiel die gängige Vorstellung, die Pogromtäter seien ausschließlich Angehörige der NSDAP, der SA und SS gewesen. Er belegt, dass die mörderische, plündernde und brandschatzende Gewalt aus eigener Initiative und in der Mitte der Gesellschaft viel wichtiger war als bislang angenommen.
Die Veranstaltung findet in Kooperation mit der Universität Erfurt statt. Die Vortragssprache ist deutsch. Der Eintritt ist frei.
Mittwoch, 16. Juli, 19 Uhr, Erinnerungsort Topf & Söhne, Sorbenweg 7
Neue Tendenzen in der Holocaust-Forschung
Vortrag von Prof. Dr. Alan E. Steinweis, Universität von Vermont