Vortrag zur Holocaustforschung mit internationalem Experten im Erinnerungsort Topf & Söhne

26.06.2015 12:00

Am 30. Juni um 19 Uhr hält der renommierte US-amerikanische Geschichtsprofessor Alan E. Steinweis, Direktor des Zentrums für Holocaust-Studien der Universität Vermont, einen Vortrag über die neuen Tendenzen in der Holocaust-Forschung im Erinnerungsort Topf & Söhne.

Steinweis zeichnet die wichtigsten internationalen Entwicklungen und Fragestellungen in der Forschung nach und beleuchtet die nationalen Unterschiede. So untersucht er, warum die Forschungsstruktur für Holocaust-Studien in den USA so viel weiter ausgebaut ist als in Deutschland. Auch fragt er danach, wie sich die Fragestellungen von Holocaust-Forschern in den USA, Israel, Deutschland und den verschiedenen Ländern Europas unterscheiden.

Alan E. Steinweis ist Autor mehrerer Bücher, darunter des vielbeachteten Titels "Kristallnacht 1938". In dieser Abhandlung korrigiert er die gängige Vorstellung, die Pogromtäter im November 1938 seien ausschließlich Angehörige der NSDAP, der SA und der SS gewesen und belegt, dass die Gewalt aus eigener Initiative in der Mitte der Gesellschaft viel wichtiger war als bisher angenommen. Derzeit arbeitet er an einer Gesamtdarstellung zur Geschichte der nationalsozialistischen Diktatur.

Das Jahresthema des Erinnerungsortes 2015 lautet: "80 Jahre Nürnberger Gesetze – 70 Jahre Befreiung". Damit spannt der Erinnerungsort den Bogen von der Entrechtung der jüdischen Bevölkerung bis zu ihrer Vernichtung, die erst mit der deutschen Kriegsniederlage ihr Ende fand. Wie die Verbrechen aus der Mitte der Gesellschaft heraus möglich waren, ist eine Grundfrage an diesem historischen Lernort auf dem Firmengelände der Ofenbauer von Auschwitz. Mit dem Vortrag von Prof. Steinweis bietet der Erinnerungsort interessierten Erfurtern einmal mehr einen auch für Laien verständlichen wissenschaftlichen Vortrag, der weit über die Debatten in Deutschland hinausgeht und Einblick in internationale Forschungsdiskurse ermöglicht.

Die Vortragssprache ist deutsch.

Die Veranstaltung findet in Zusammenarbeit mit der Universität Erfurt, Lehrstuhl Prof. Dr. Christiane Kuller, statt. Der Eintritt ist frei.