Kurzfristige Unterbringung mehrerer hundert Flüchtlinge erfordert zusätzliche Maßnahmen

07.09.2015 20:00

Wie heute bekannt wurde, wird die Landeshauptstadt Erfurt, ebenso wie andere kreisfreie Städte und Landkreise, mehr Flüchtlinge aufnehmen müssen, als bisher erwartet.

In der Messe Erfurt wird derzeit die Halle 3 als provisorische Erstaufnahme­einrichtung des Freistaates Thüringen hergerichtet. Aktuell wird von 250 Männern, Frauen und Kindern ausgegangen, die heute in der Messe unter­gebracht werden. Bis Ende der Woche könnte sich diese Zahl vervielfachen.

Darüber hinaus bereitet sich die Landeshauptstadt auf die Aufnahme von zusätzlichen 100 Flüchtlingen vor, welche im Laufe des morgigen Tages aus Mühlhausen eintreffen werden. Sie sollen sowohl in der Bunsenstraße untergebracht werden, die dadurch früher in Betrieb genommen werden muss, als auch in einer provisorischen Unterkunft in der Turnhalle Albert-Einstein-Straße, welche aktuell eingerichtet wird. Schul- und Vereinssport müssen an diesem Standort bis auf weiteres entfallen. Wie lange die Turn­halle als Flüchtlingsunterkunft genutzt werden soll, ist zum jetzigen Zeitpunkt nicht zu sagen. Fest steht, dass vorübergehend weitere Turnhallen umfunktioniert werden.

Im Ergebnis einer Beratung bei Migrationsminister Dieter Lauinger, zu der Ministerpräsident Bodo Ramelow alle Thüringer Oberbürgermeister und Landräte einlud, wurde Oberbürgermeister Andreas Bausewein darüber informiert, dass die Landeshauptstadt Erfurt anstatt der angekündigten 151 Flüchtlingen pro Monat (Stand September 2015) bis zu 300 Personen pro Woche aufnehmen muss. Im Rahmen des Treffens hieß es, dass die Kommunen alle bisherigen Planungen ver­gessen sollen, die Zuführung der Flüchtlinge würde in Menge zunehmen und es besteht die Möglichkeit, dass eine Weiterverteilung  im Einzelfall unkoordiniert erfolgen könnte.

„Die Lage spitzt sich derart dramatisch zu, dass wir uns gezwungen sehen, einen internen Krisenstab einzuberufen“, erklärt Oberbürgermeister Andreas Bausewein. „Zu den bereits bekannten Problemen – von bürokra­tischen Hürden bis hin zum Lehrermangel – kommen nun auch Engpässe in Sachen Wohnraum, Einrichtungsgegenstände, Duschcontainer.“

Weiterhin erklärt Bausewein: „Wir werden versuchen, die Menschen so gut als möglich unterzubringen, wohlwissend, dass lagerähnliche Zustände in Hallen nicht mehr ausgeschlossen werden können.“ Bis zum Jahresende werden gut 600 Plätze an sechs Standorten geschaffen, diese werden aber aufgrund der dramatisch gestiegenen Zahlen nicht ausreichen.

„Jetzt kommt es darauf an, dass wir alle an einem Strang ziehen!“ Bause­wein appelliert an die Erfurterinnen und Erfurter in ihrem ehrenamtlichen Engagement nicht nachzulassen. Um die Arbeit besser zu koordinieren, sollen innerhalb der Stadtverwaltung kurzfristig mindestens zwei Stellen geschaffen werden.

Die bereits angekündigten Bürgerversammlungen dieser Woche werden wie geplant stattfinden. Am Mittwoch sollen im Rahmen einer Informa­tionsveranstaltung um 20:00 Uhr für Stadträte und Ausschüsse, welche online live und als Aufzeichnung verfolgt werden kann, weitere Informationen folgen.