Auschwitz: Ein Ort – verschiedene Erinnerungen: Polnische Historikerin spricht im Erinnerungsort Topf & Söhne
Nach dem Krieg haben Polen und Deutsche sehr unterschiedlich an Auschwitz erinnert: Für die Deutschen in West und Ost war es lange ein geografisch nicht näher bestimmtes "Vernichtungslager im Osten". In Polen wurde Oświęcim, so der polnische Name der Stadt, dagegen schon in der zweiten Hälfte der 1940er Jahre zu dem zentralen Erinnerungsort an den Zweiten Weltkrieg. Das ehemalige nationalsozialistische Konzentrations- und Vernichtungslager galt vor allem als ein Ort des nationalen und internationalen Martyriums, die Interpretation des hier Geschehenen war aber nicht unumstritten. Geprägt vom Kalten Krieg, politischer Instrumentalisierung und Opferkonkurrenz war Auschwitz auch Gegenstand schmerzhafter Abrechnungen, wie die Debatte um die Lager-Erzählungen von Tadeusz Borowski zeigt.
Die polnische Historikerin Zofia Wóycicka hat jahrelang über die polnische Gedenkkultur zu den nationalsozialistischen Lagern in Polen geforscht. Sie ist wissenschaftliche Mitarbeiterin des Zentrums für Historische Forschung Berlin der Polnischen Akademie der Wissenschaften. In ihrem Vortrag wird sie die facettenreiche Geschichte des Erinnerungsortes Auschwitz in Polen ab den späten 1940er Jahren bis in die Gegenwart vorstellen und die Diskussion über die "polnische" Erinnerung an den Zweiten Weltkrieg reflektieren. Um zu verstehen, was Auschwitz, das heute international als der Inbegriff des Holocaust gilt, für unsere polnischen Nachbarn bedeutet, ist dieser Blick in die Geschichte unverzichtbar.
Die Veranstaltung gehört zum Begleitprogramm der Sonderausstellung "Auschwitz" im Erinnerungsort Topf & Söhne und findet in Kooperation mit der Heinrich-Böll-Stiftung Thüringen e.V. statt. Die Vortragssprache ist deutsch, der Eintritt ist kostenfrei.