Vortrag über den Antifaschismus in der DDR als Erinnerungskultur und Herrschaftssicherung

24.08.2018 14:00

Das Begleitprogramm zur Ausstellung „Die zwei Tode des Paul Schäfer. Legende und Lebensgeschichte eines Erfurter Kommunisten“ startet mit einem Vortrag von Dr. Annette Leo. Sie spricht am Dienstag, dem 28. September, um 18:30 Uhr über „Antifaschismus in der DDR – Erinnerungskultur und Herrschaftssicherung“. Dabei geht es um die Herkunft und Entwicklung des Begriffs „Antifaschismus“ – von seinem Aufkommen im faschistischen Italien 1922 bis zu seiner Verwendung als propagandistischen Legitimationsversuch des SED-Regimes.

Die Doppelgesichtigkeit des stalinistischen Antifaschismus, also das unmittelbare Nebeneinander von gelebtem antifaschistischem Engagement und zynischer Machtpolitik, zeigte sich bereits im Spanischen Bürgerkrieg und setzte sich in der neugegründeten DDR fort. Während es für einen kurzen Moment nach Kriegsende 1945 die Hoffnung gab, ein demokratisches sozialistisches Gegenmodell zur nationalsozialistischen Herrschaft errichten zu können, zerbrach diese Idee schnell an der Vorherrschaft der stalinistischen Funktionäre. Die Kommunisten galten nun als wichtigste Opfergruppe des nationalsozialistischen Terrors, woraus die SED ihren absoluten Machtanspruch ableitete. Um die Legitimation ihrer Herrschaft zu stärken, wurden Geschichtspropaganda und Gedenkrituale in den 1950er und 1960er Jahren flächendeckend in allen Lebensbereichen der DDR-Bürger eingeführt.

Annette Leo zeigt auf, wie die Transformation eines konkreten Gegenentwurfs in eine entdifferenzierte Bekenntnisideologie der kritischen Aufarbeitung des Nationalsozialismus entgegenstand. Sie wuchs in Ostberlin auf, studierte Geschichte und Romanistik an der Humboldt Universität zu Berlin und arbeitet als freie Historikerin, Biographin und Herausgeberin.

Der Eintritt zur Veranstaltung ist frei.