Kulturausschuss entscheidet heute über Kulturförderung
Der Kulturausschuss des Erfurter Stadtrates vergibt in seiner heutigen Sitzung rund 300.000 Euro als Breitenkultur- und Kunstförderung. „Ich freue mich, dass wir in diesem Jahr ein Förderniveau erreichen, das die Stadt in diesem Sektor noch nie hatte“, so der Kulturbeigeordnete Dr. Tobias J. Knoblich. „Für das nächste Jahr enthält der Haushalt zusätzlich das Kulturelle Jahresthema, über dessen Thematik der Stadtrat in seiner nächsten Sitzung im Mai beschließen wird. Damit können Projektträger Drittmittel in einer Größenordnung akquirieren, die das kreative Wachstum in Erfurt extrem positiv beeinflussen kann. Man kann davon ausgehen, dass jeder Euro kommunaler Fördermittel mindestens verdreifacht wird“, sagte Knoblich.
Erfurts Kulturlandschaft prosperiert. Jenseits der großen Institutionen zeigt sich, was derzeit mit der Stadt passiert: Erfurt entfaltet eine neue Urbanität. Was bedeutet das? Menschen entwickeln alternative kulturelle Praktiken, suchen sich Orte, an denen sie sich verwirklichen und Gleichgesinnte treffen können. So wachsen interessante kreative Milieus, neue Lebensstile und neue Formen der Vergemeinschaftung. Und es entstehen auch spannende Institutionen jenseits der öffentlichen Hand.
Das hatte einst auch für das Bürgertum gegolten, als es das Städtische Museum Ende des 19. Jahrhunderts gründete. Auch damals wuchs die Stadt, und wichtige Träger dieses Entwicklungsschubs suchten nach Räumen des intellektuellen Austauschs und der Verhandlung symbolischen Kapitals. „Das kulturell wache Bürgertum von einst ist heute die junge kreative Szene, die die Selbstorganisation der Kultur neu erfindet“, so der Kulturbeigeordnete Dr. Tobias J. Knoblich. Nicht zufällig ist der Zughafen eine Mischung aus Gemeinwesenarbeit und Privatwirtschaft, aber motiviert von der Kraft, die Gesellschaft zu bereichern. Nicht zufällig hat sich hier die erste Kulturgenossenschaft Thüringens gegründet, das Kulturquartier im Alten Schauspiel. „Das Reizvolle ist der Entdeckergeist, der Aufbruch. Gerade weil alles noch im Schwange ist und Unsicherheiten vorherrschen, werden großartige Energien freigesetzt. Wir sind Zeugen einer wunderbaren Innovation in dieser Stadt, die sie nachhaltig prägen wird. Symbol neuer Urbanität sind auch unsere Hochhausprojekte. Aber Urbanität drückt sich eben nicht nur baulich aus, die Menschen müssen das auch leben. Neue Raumpioniere (wie etwa jene des Wir Labors/Plattform e. V. im Rahmen der IBA Thüringen) und Investoren (wie etwa jene für die Hochhäuser am Eingang der ICE-City Ost) verkörpern zwei Seiten einer Medaille der Stadtentwicklung.“
„Politisch reagieren wir vielfältig“, so Knoblich. So haben wir als Stadt nicht nur den Zughafen zwischenerworben und einen Beschluss für den Verkauf an das Kulturquartier herbeigeführt, sondern haben auch alle Akteure im Blick und verstehen uns als Partner und aktiver Unterstützer. Das ist für beide Seiten anspruchsvoll und ein Lernprozess. „Noch nie haben wir Stadtentwicklung und Kultur so eng verzahnt. Das sehen wir besonders deutlich bei der Etablierung des Kontors in Ilversgehofen, unserem Leipzig-Plagwitz, der von Boesner bis Künstleratelier vieles verbinden wird. Ilversgehofen ist schon jetzt unser Szenebezirk, aber wir spüren die Impulse in der ganzen Stadt.“