Eintauchen ins Dunkel – Zwei Künstlerinnen in zwei Ausstellungen in der Galerie Waidspeicher

04.10.2019 12:49

Am Samstag, dem 5. Oktober, 19 Uhr, werden in der Galerie Waidspeicher die beiden Ausstellungen „Antje Seeger. Knoten gegenüber Kanten. Wunderkammer mit Videos, digitalen Grafiken und Fotografien“ und „Anett Frontzek. Plötzlich da – Das Fremde im Vertrauten. Cut-outs und Installation“ eröffnet.

Eine Frau zwischen zwei Installationen
Foto: Antje Seeger in ihrer Ausstellung „Knoten gegenüber Kanten. Wunderkammer mit Videos, digitalen Grafiken und Fotografien“ Foto: © Stadtverwaltung Erfurt

Die in Dresden lebende Künstlerin Antje Seeger (*1982) arbeitet konzeptuell und recherchebasiert mit Medien wie Video, Fotografie, Installation, Objekt und Text. Sie setzt sich kritisch mit den Wechselwirkungen zwischen der materiellen und der mentalen Welt sowie gesellschaftlichen Wertvorstellungen und alltäglichen Handlungskonventionen auseinander. Immer wieder führt sie Interventionen im öffentlichen Raum durch. So hat sie zwei Tage vor der Eröffnung der Waldschlösschenbrücke in Dresden die Fahrbahnmarkierung  geschrubbt in Anlehnung an das religiöse Ritual der Waschung. Oder sie untersucht die gesellschaftliche Rolle von Kunst, Kunstwerk und Künstlerschaft. In der Ausstellung zeigt sie vor allem Projektionen von Netzwerkgrafiken, die Abhängigkeiten im Kunstbetrieb aufzeigen. Mit der fotografischen Serie „Titles (Roses)“ stellt sie die Frage nach der Demokratie auf dem Kunstmarkt und präsentiert mit „Namedropping“ die Dokumentation einer Intervention gegen das marketingstrategische Spiel mit Künstlernamen.

Die Ausstellung von Antje Seeger wurde durch die Sparkasse Mittelthüringen gefördert.

Menschen stehen neben einer leuchtenden Installation
Bild: Blick in die Ausstellung „Anett Frontzek. Plötzlich da – Das Fremde im Vertrauten“ Bild: © Stadtverwaltung Erfurt

Anett Frontzek (*1965) aus Dortmund arbeitet an der Schnittstelle zwischen Kunst und Wissenschaft. Sie präsentiert die Installation „Ein dunkler Reisender auf den Tiefen der Nacht“. Die im Titel erwähnte Tiefe der Nacht wird in der Ausstellung zur konkreten Erfahrung, wenn aus der Dunkelheit des Raumes eigenartige biomorphe Formen aufscheinen. Es sind Darstellungen von im Meer lebenden Einzellern. Die Mikroorganismen hat die Künstlerin in Vergrößerung aus fluoreszierender Folie geschnitten.

Mit der Installation nimmt Anett Frontzek inhaltlich Bezug auf einen ökologischen Aspekt der globalisierten Handelsströme – das Reisen von eben diesen Kleinstlebewesen. Im Ballastwasser großer Containerschiffe gehen sie auf eine unfreiwillige Reise um die Welt. Am Ende werden die hochspezialisierten Organisationsformen des Lebens plötzlich in ein fremdes marines Ökosystem gespült, wo sie vergehen, heimisch werden oder als Invasoren ganze Lebensräume verändern.