Erfurter Buga-Spaziergang durch die Geraaue: In Rekordzeit entsteht an der Gera Rekordverdächtiges
Gut anderthalb Jahre vor Buga-Start wurde es ein Baustellenspaziergang. Fast überall in und an der Geraaue wird mit Hochdruck gebaut. „Wir werden es bis zur Bundesgartenschau schaffen“, sagte Andreas Bausewein unter seinem roten Schirm hervor. „Aber es kann sein, dass der letzte Bagger erst am 22. April nachmittags von der Fläche rollt.“ Die Erfurter Buga wird am Freitag, den 23. April 2021 eröffnet.
Ins alte Lazarett zieht Leben ein
Am künftigen Eingang zum Landschaftspark an der Nordhäuser Straße sind die Backsteinfassaden des Garnisonlazaretts schon im vorzeigbaren Zustand. Vor ein paar Jahren hatte der Helios-Konzern die Gebäude an die Stadt zurückgegeben. „Es war ein bisschen ein verlorener Ort, auch wegen der hohen Mauer. Nun wird dieses alte Militärlazarett endlich wiederbelebt“, erklärte Alexander Hilge den Teilnehmern. Die städtischen Künstlerwerkstätten kämen in einen Flachbau, nebenan ein Restaurant mit Biergarten. Und in den Wächterhäusern gegenüber arbeiten schon jetzt verschiedene Künstler. „Wir werden den Nordpark hier reinziehen“, so der Buga-Dezernent. Gleich hinter den Gebäuden konnten die Spaziergänger erkennen, was er meinte. Die ersten Beeteinfassungen am barrierefreien Zugang zum Nordpark sind bereits gesetzt. Hier werden im nächsten Jahr Stauden und große Büsche gepflanzt, quasi als bunte Pforte zu Thüringens größtem Landschaftspark, der in der Geraaue entsteht.
Auf 4,5 Kilometern Länge wird entlang der Gera ein durchgängiges grünes Band entstehen – von der Innenstadt über den Nordpark bis nach Gispersleben. Alte Brachflächen verschwinden, Auwälder und Grünflächen wachsen auf knapp 60 Hektar zusammen. Zum Vergleich: Der Egapark hat eine Fläche von 36 Hektar. Von diesem neuen Landschaftspark werden ab 2021 vor allem die 60.000 Einwohner im Erfurter Norden profitieren. „Wir wollten etwas Bleibendes schaffen, etwas, wovon auch noch kommende Generationen profitieren. Es geht hier nicht um ein halbes Jahr Halligalli“, so Oberbürgermeister Bausewein.
Grünflächen, Spiel- und Sportplätze, Brücken und Plätze entstehen
Allein die Zahl der Vorhaben in der Geraaue beindruckt. Ein druckfrisches Prospekt der Stadt, das an die Spaziergänger verteilt wurde, zählt die Statistik auf. Neun neue Grünflächen werden in der Geraaue aus dem Boden gestampft. Der Park soll nicht mehr unterbrochen werden von betonierten Flächen. Dazu wird der Gera-Radweg neu gemacht, 13 Sport- und Spielplätze entstehen, zusätzlich ein Aktionsband mit neun weiteren Sport- und Spielanlagen. Auch 17 neue Brücken und Plätze werden gebaut bzw. saniert sowie neun Erlebnisbereiche am Wasser. Diese reichen vom Terrassenufer mit Ausblick über eine Wasserkraftanlage und dem Auenteich mit Café bis hin zum renaturierten Mühlgraben in Gispersleben. Etwa 90 Millionen Euro werden in der Geraaue ausgegeben – mit einer Förderquote von bis zu 90 Prozent.
Ein Beispiel, wie diese Stadtentwicklung das Gebiet verändert, ist das alte Klärwerk an der Auenstraße. Anfang des 20. Jahrhunderts gebaut, war es bis in die 1980er Jahre in Betrieb. Dann wurde es stillgelegt und dem Wildwuchs freigegeben. „Ein Viertel der 600 Bäume, die in der Geraaue gefällt werden mussten, wurden hier gefällt“, erklärte der Oberbürgermeister. „Wir wurden bei Facebook dafür beschimpft, aber keinen interessierte, dass der Boden vollkommen kontaminiert war. Den haben wir nun großflächig ausgetauscht und entsorgt“, so Bausewein. Und wie Buga-Dezernent Hilge erklärt, wird auf dieser neuen Grünfläche ein öffentlicher Grillplatz mit zwei Panoramaschaukeln entstehen. „Und in Jena haben wir uns eine lange Beton-Tafel abgeschaut. An der können 20 Menschen und mehr gemeinsam essen und feiern“, so Hilge. „Dieser Platz wird im Sommer ein Besuchermagnet werden.“
Nachhaltige Stadtentwicklung durch die Buga
Angesichts solcher Vorhaben zeigten sich die Spaziergänger beeindruckt. „Die Buga kommt ja bei vielen Menschen so negativ rüber. Dabei entsteht hier so viel Schönes“, sagte eine Frau. „Wo müssen wir denn während der Buga Eintritt bezahlen?“, fragte eine andere Frau. „Nirgendwo in der Geraaue“, antwortete ihr Oberbürgermeister Andreas Bausewein. „Denn all das, was hier entsteht, ist Teil der nachhaltigen Stadtentwicklung, die die Buga-Fördergelder möglich machen. Das hätten wir uns sonst in 30 Jahren nicht leisten können.“ Bereits im vergangenen Jahr wurde der Nordpark als Teil der Geraaue aus dem Buga-Konzept als Bezahlfläche gestrichen. „Viele Erfurter und Erfurterinnen haben das immer noch nicht mitbekommen“, sagte Buga-Dezernent Alexander Hilge. „Dabei gehört der Park von Anfang an allen. Auch die Hundebesitzer brauchen keine Angst haben, ausgesperrt zu werden.“