Cyber-Grooming – Wenn Kinder im Internet zu Opfern werden

09.03.2020 14:13

Cyber-Grooming – für viele Erwachsene ist der Begriff noch unbekannt. Für Kinder und Jugendliche stellt Cyber-Grooming täglich eine Gefahr in der digitalen Welt dar. Es bezeichnet die gezielte Anbahnung sexueller Kontakte mit Minderjährigen über das Internet. Der Kriminalpräventive Rat der Stadt Erfurt hatte gemeinsam mit dem Institut für Lehrerfortbildung, Lehrplanentwicklung und Medien am Donnerstagabend zu einer Fachveranstaltung in den Erfurter Rathausfestsaal eingeladen.

vier Männer stehen vor verschiedenen Fahnen
Foto: Andreas Horn, Beigeordneter für Sicherheit und Umwelt (2. von rechts), begrüßte den Kriminologen Thomas-Gabriel Rüdiger, Oberstaatsanwalt Rainer Kästner-Hengst und Jürgen Loyen, Leiter der Landespolizeiinspektion Erfurt (v. l . n. r.), zur Fachverwaltung Cyber-Grooming. Foto: © Stadtverwaltung Erfurt

„Cyber-Grooming – Straftäter unterwegs in den Online-Spielen von Minderjährigen“ lautete das Thema des Abends. „Fast 200 Anmeldungen aus allen gesellschaftlichen Bereichen von Eltern und Großeltern über Lehrer bis hin zu Politikern sind innerhalb von drei Wochen eingegangen“, freute sich Andreas Horn, Beigeordneter für Sicherheit und Umwelt, über das rege Interesse. Die Veranstaltung sieht er als Auftakt und Impulsgeber. „Ziel ist es, möglichst viele Menschen in verschiedenen Rollen und Funktionen zu sensibilisieren und mögliche Handlungsansätze aufzuzeigen. Denn nicht nur in der analogen sondern auch in der digitalen Welt gilt, dass sich kein Kind alleine schützen kann. Die Verantwortung für den Schutz liegt bei den Erwachsenen“, erklärte Horn. „Auch die Politik ist gefragt. Hier braucht es personell als auch in der Gesetzgebung die notwendigen Rahmenbedingungen.“

„Fast 90 Prozent der Jugendlichen zwischen 12 und 19 Jahren nutzen das Internet täglich“, sagte Martin Seelig, stellvertretender Direktor des Thüringer Instituts für Lehrerfortbildung, Lehrplanentwicklung und Medien. Online-Spiele sind dabei für viele Heranwachsende der Einstieg in das Internet. Hier sind insbesondere Chats ein Sammelplatz für Täter, die ihre Opfer offensiv ansprechen oder aber langfristig Vertrauen zu ihnen aufbauen. „Kriminelle Bedrohungen aller Art verlagern sich zunehmend in die digitale Welt“, erklärt Seelig. „Eltern und pädagogisches Personal müssen hier Präventionsarbeit leisten.“ Das wird vor allem dadurch zur Herausforderung, dass Kinder und Jugendliche in Hinblick auf Online-Medien oft fähiger sind als Erwachsene.

„Es reicht nicht aus, Kindern Medienkompetenz zu vermitteln“, erklärt Kriminologe Thomas-Gabriel Rüdiger. „Es muss gesellschaftliche Aufgabe sein, den Tätern Einhalt zu gebieten.“ Diese entwickeln nicht zuletzt durch die geringe Strafverfolgung eine niedrige Hemmschwelle. Dabei sind es dem Klischee nach nicht nur ältere Männer, die Kinder und Jugendliche in Online-Spielen und auf sozialen Plattformen sexuell belästigen. „Zwei Drittel der Täter sind unter 30 Jahre alt“, gibt Rüdiger einen Einblick in aktuelle Studien. „Der Anteil sexueller Gewalt unter nahezu Gleichaltrigen ist hoch.“

Oberstaatsanwalt Rainer Kästner-Hengst von der Staatsanwaltschaft Erfurt informierte die Besucherinnen und Besucher der Veranstaltung über die strafrechtliche Relevanz von Cyber-Grooming. Jürgen Loyen, Leiter der Landespolizeiinspektion Erfurt, zeigte auf, wie man die Ermittlungen der Polizei unterstützen kann und Anzeige erstattet.

Weitere Informationen der Polizeilichen Kriminalprävention der Länder und des Bundes