Externer Pandemiestab tagt wieder

30.09.2020 16:05

Am Vormittag hat unter Führung von Oberbürgermeister Andreas Bausewein der externe Pandemiestab der Landeshauptstadt Erfurt seine Arbeit wieder aufgenommen. Wegen der niedrigen Corona-Infektionszahlen hatte das Gremium im Sommer pausiert. Ab sofort soll der Pandemiestab mindestens einmal pro Monat zusammenkommen. Steigt die Corona-Infektionsrate in Erfurt sprunghaft an, wird der Sitzungsrhythmus intensiviert. „Familienfeiern im Weimarer Land haben gezeigt, wie schnell es gehen kann. Insofern sollten wir uns nicht sicher fühlen“, sagte Oberbürgermeister Bausewein. Im externen Pandemiestab sitzen neben den Vertretern städtischer Ämter auch Vertreter der Kassenärztlichen Vereinigung Thüringen (KVT), der beiden Erfurter Krankenhäuser, eines medizinischen Versorgungszentrums, der Landespolizeidirektion Thüringen, der Stadtwerke Erfurt sowie der Erfurter Verkehrsbetriebe.

Erfurter Weihnachtsmarkt soll stattfinden

„Wir sind gut vorbereitet“

Der allgemeine Tenor in der ersten Zusammenkunft: Sowohl Stadtverwaltung, Stadtwerke, Verkehrsbetriebe als auch die Arztpraxen und Krankenhäuser sind auf steigende Corona-Infektionszahlen im Herbst gut vorbereitet. In den Kliniken herrsche zwar fast wieder Normalbetrieb, sagte Dr. Jörg Pertschy, der Ärztliche Direktor des Katholischen Krankenhauses, doch man könne jederzeit schnell reagieren. „Bei einem regionalen Ausbruch können wir umswitchen. Intensivbetten vorzuhalten, ist zurzeit kein Thema mehr“, sagte er. „Sollte es zu einem regionalen Ausbruch kommen, sind die Strukturen, die wir im Frühjahr aufgebaut haben, sofort wieder aktivierbar“, ergänzte Dr. Michael Sakriß von der KVT.

Kann zu Wartezeiten in Abstrichstellen kommen

Ein wenig Sorge bereitet den Gesundheitsexperten die Reisefreudigkeit einiger Erfurterinnen und Erfurter. Wenn im Ausland die Infektionszahlen steigen und das Robert-Koch-Institut in der Folge neue Risikogebiete ausweist, kommt es an den Teststellen dann zu einem großen Andrang. Im Haus der sozialen Dienste (HsD) betreiben Kassenärztliche Vereinigung und Stadtverwaltung eine gemeinsame Abstrichstelle. Dort kommt es auch zu Wartezeiten, wenn z. B. Tirol überraschend zum Corona-Risikogebiet erklärt wird und sich Reiserückkehrer von dort testen lassen müssen.

In der vergangenen Woche gab es an den drei Öffnungstagen im HsD allein 138 Testungen. Dazu kamen 90 Testungen von Kontaktpersonen nach einem positiven Corona-Fall in einem Erfurter Schulzentrum. Da kann es auch schon mal zum „Stau“ kommen. „Das Angebot, kostenlose Tests zu machen für Reiserückkehrer aus Risikogebieten, ist einmalig, das muss man an dieser Stelle auch mal betonen", so Dr. Sakriß.

800 Infektionsschutzkonzepte zu bearbeiten

Sehr viel Arbeit bereiten dem städtischen Gesundheitsamt geplante Veranstaltungen aller Art. Rund 800 Anmeldungen liegen vor, weshalb die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auch 800 Infektionsschutzkonzepte prüfen und genehmigen müssen. Die größte Veranstaltung der nächsten Wochen ist der Erfurter Weihnachtsmarkt. Vom Gesundheitsamt und dem Oberbürgermeister wurde im Pandemiestab heute bestätigt, dass er in diesem Jahr nicht gestrichen wird. „Wir planen und arbeiten so, dass der Weihnachtsmarkt stattfindet. Wir haben aber immer im Blick, dass es auch noch kippen kann", sagte Erfurts amtierende Amtsärztin Winnie Melzer.

Wenn die deutschlandweit gültige Grenze von 35 Infizierten auf 100.000 Einwohner in Erfurt überschritten werden sollte, wird es Einschränkungen geben. „Wir haben eine instabile und dynamische Lage, auf die wir reagieren müssen“, so Melzer. Oberbürgermeister Andreas Bausewein betonte aus seiner Sicht, wie wichtig der Markt aber für die Einwohner Erfurts ist. „Für uns wäre es das Einfachste, wenn wir keinen Weihnachtsmarkt veranstalten würden. Aber wir müssen die Leute draußen auch mitnehmen“, sagte er. Aus seiner Sicht sollte es auch kein Alkoholverbot geben. Glühwein sollte verkauft werden können. Bausewein: „Aber keine harten Spirituosen.“

Für das Gesundheitsamt geht es vor allem darum, die Besucherströme zu lenken. Es schlägt deshalb einen dezentralisierten Weihnachtsmarkt vor. Möglichst an vielen Stellen in der Stadt sollten Buden aufgebaut werden, um Menschenansammlungen an einem Ort zu umgehen. Für den Domplatz dient aktuell der Altstadtherbst mit seinen Hygieneauflagen als „Probelauf“.

Insgesamt rechnen die Verantwortlichen bei der Stadtverwaltung in diesen Zeiten aber mit deutlich geringeren Besucherzahlen als in den letzten Jahren. „Unser Ziel ist es, Weihnachtsmarkt-Hopping zu vermeiden“, so Melzer. Reisebusse aus anderen Regionen oder gar Bundesländern seien nicht erwünscht, um ein Einschleppen des Coronavirus zu verhindern. Am Gesamtkonzept mit allen Details wird derzeit gearbeitet. Wie die Kulturdirektion mitteilt, ist aber jetzt schon klar, dass es in diesem Jahr auf dem Wenigemarkt keinen Weihnachtsmarkt eines privaten Betreibers geben wird. Für den Betreiber rechne es sich einfach nicht.

Telefonhotline wird wieder verstärkt

Da die Zahl der Anrufer bei der Hotline des Gesundheitsamtes in den vergangenen Tagen deutlich zugenommen hat, wird die Stadtverwaltung ihre allgemeine Corona-Hotline wieder freischalten. Ab kommenden Montag ist die Nummer 0361 655-26 76 62 (0361 655-Corona) werktags von 9 bis 11 und von 14 bis 16 Uhr zu erreichen. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter an den Telefonen werden vorrangig allgemeine Fragen rund um das Thema Coronavirus beantworten. Die Hotline des Gesundheitsamtes bleibt für die Fachfragen parallel geschaltet.