Erfurt und Jena fordern vom Land schärfere Corona-Maßnahmen

11.12.2020 13:57

Die Städte Erfurt und Jena begrüßen, dass das Thüringer Kabinett gestern Abend endlich verschärfte Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie beschlossen hat. Gleichzeitig kritisieren Erfurts Oberbürgermeister Andreas Bausewein und Jenas Bürgermeister Christian Gerlitz den Maßnahmenkatalog als unzureichend.

„Es geht nicht schnell und nicht weit genug“

„Die Landesregierung bewegt sich in die richtige Richtung, das ist gut so. Aber leider geht sie nicht schnell und nicht weit genug vor“, sagte Andreas Bausewein. „Wir sehen alltäglich in den Kommunen, wie sich die Situation verschärft. Wenn wir nicht ganz schnell handeln, dann explodieren uns die Infizierten-Zahlen“, fügte Christian Gerlitz hinzu.

Beide Kommunalpolitiker fordern deshalb vom Land, dass

  • die Corona-Schutzmaßnahmen bereits Anfang nächster Woche greifen und nicht erst – wie bisher beschlossen – ab Samstag, dem 19. Dezember,
  • schnellstmögliche Einführung von Distanzunterricht für alle Klassen an Thüringer Schulen,
  • Kontaktbeschränkungen im privaten Bereich mitaufzunehmen (Treffen von maximal fünf erwachsenen Personen aus maximal zwei Haushalten),
  • keine Lockerungen für private Feiern über die Weihnachtsfeiertage sowie Silvester/Neujahr zuzulassen.

Die Stadtoberhäupter kritisieren auch, dass die von der Landesregierung vorgeschlagenen Maßnahmen zur Unterstützung der Gesundheitsämter bereits gelebte Praxis in den Kommunen sind. „Deshalb wird diese Maßnahme kaum dazu beitragen, das Infektionsgeschehen zu verringern", sagte Bausewein. Christian Gerlitz ergänzt: "Insbesondere die vielen Neuinfektionen in Pflegeeinrichtungen lassen uns keinen Tag mehr Zeit, um jetzt gegenzusteuern." Die städtischen Krisenstäbe schildern genauso wie die Kliniken eine zunehmend unbeherrschbare Entwicklung des Infektionsgeschehens. „Andere Bundesländer haben möglicherweise noch einige Tage mehr Zeit zum Reagieren, dort waren aber auch die bisherigen Regelungen bereits deutlich strikter. Wir sehen, dass die lange Zeit relativ ruhige Situation in Thüringen sich in den letzten Wochen völlig umgekehrt hat", so Andreas Bausewein. "Die Landesregierung darf jetzt nicht mehr zögern, sonders muss voran gehen. Und natürlich muss den von der Schließung betroffenen Wirtschaftsbereichen rasch geholfen werden. Es verbietet sich aber jetzt Menschenleben gegen Einschränkungen des öffentlichen Lebens aufzuwiegen", so Christian Gerlitz.

Der größte Teil der Jenaer Schulen wird ab Montag in den flächendeckenden Distanzunterricht gehen. Die Grundschulen sind einheitlich vorgegangen und haben die Eltern gebeten auch den Distanzunterricht zu ermöglichen, gleichzeitig aber auch die Betreuungsmöglichkeit in der Schule abgesichert. „Das hätte ich mir vom Land gewünscht“, sagte Jenas Bürgermeister Gerlitz.