„Horchgänge“ ideale Winterquartiere für Fledermäuse

17.01.2022 07:59

Die „Horchgänge“ in den ehemaligen Festungsanlagen auf dem Erfurter Petersberg sind ein beliebtes Winterquartier für Fledermäuse.

Artenschutzbericht für Petersberg wird im Frühjahr fertiggestellt

eine Fledermaus
Foto: Das Graue Langohr in seinem Winterquartier auf dem Petersberg. Foto: © Büro nachtaktiv/Inken Karst

Aktuell überwintern dort drei Arten: Graues und Braunes Langohr sowie  Breitflügelfledermaus. Bis vor fünf Jahren war dort auch die Mopsfledermaus in der kalten Jahreszeit ansässig. Wie die Erfurter Fledermausexpertin Inken Karst meint, sind die Bedingungen in den „Horchgängen“ auf dem Petersberg im Winter ideal. Es herrsche das richtige Klima, es gebe genügend Ein- und Ausfluglöcher, und zum Teil sind auch spezielle Betonsteine für die Tiere aufgehängt, wie in der „Bastion Ravelin Anselm“, die im Vorfeld der Buga fledermausfreundlich saniert worden ist und nun für den barrierefreien Tourismus genutzt wird.

Drei Personen schauen an die Decke eines Minenganges
Foto: Umweltbeigeordneter Andreas Horn, Biologin Inken Karst und Jens Düring, Abteilungsleiter Naturschutz, suchen in der „Bastion Ravelin Anselm“ Fledermäuse. Foto: © Stadtverwaltung Erfurt

Bei einem Kontrollgang in „Ravelin Anselm“ mit Biologin Karst zeigte sich Erfurts Umweltbeigeordneter Andreas Horn begeistert von den Gegebenheiten. „Mit dem Petersberg haben wir einen besonderen Schatz. Hier bietet sich für streng geschützte und teilweise vom Aussterben bedrohte Arten ein wichtiger Lebensraum. Für diesen tragen wir als Stadtverwaltung Verantwortung. Wir wollen ihn erhalten und verbessern“, sagte er. Obwohl Horn mit der Fledermausexpertin in fast alle Gesteinspalten an Decke und Wänden leuchtete, bekam er keine einzige Fledermaus zu Gesicht. Karst konnte sich das nicht erklären, hält es aber für normal, dass auch mal keine Tiere da sind.

Im Auftrag der Stadtverwaltung arbeitet Fledermausexpertin Karst derzeit an einem Artenschutzkonzept für den Petersberg mit. Die Biologin übernimmt den Spezialteil zu den Fledermäusen. Im Frühjahr sollen die Ergebnisse vorliegen. Im Großen und Ganzen hält sie Artenschutz und Tourismus auf dem Petersberg für gut vereinbar. Allerdings kritisiert sie die moderne Beleuchtung im Festungsgraben. Karst: „Man könnte das schaffen, dass man den Petersberg touristisch nutzt und trotzdem dunkle Korridore lässt oder die Zuflüge zu den Quartieren nicht beleuchtet. Wichtig sind neben den Winterquartieren auch die Jagdmöglichkeiten. Auch die müssen dunkel, strukturreich und miteinander verbunden sein.“ Außerdem empfiehlt sie, auf dem Petersberg auch Sommerquartiere für Fledermäuse einzurichten – z. B. auf Dachböden. „Alle Tiere, die wir gefangen und mit einem Sender versehen haben im Sommer, sind eigentlich weg vom Petersberg geflogen. Das ist ein bisschen schade, und da ließe sich noch was machen“, sagte sie. Umweltbeigeordneter Horn versprach, den fertigen Artenschutzbericht in den zuständigen Abteilungen der Stadtverwaltung zu diskutieren und in weitere Planungen miteinzubeziehen. „Ihre Arbeit an diesem Bericht ist wirklich sehr wertvoll“, dankte er Inken Karst.

Gutachterin Inken Karst wurde für ihre Arbeit im Fledermausschutz jüngst mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet. Neben ihrer hauptamtlichen Arbeit als Biologin und Gutachterin im Erfurter Büro „Nachtaktiv“ ist sie Mitglied des Naturschutzbeirates der Stadt Erfurt und auch ehrenamtliche Naturschutzbeauftragte für ihren Fachbereich. Mit der Stiftung Fledermaus, dessen Kuratorium sie vorsteht, ist sie auch deutschlandweit für den Schutz der Fledermäuse aktiv.