„Nette Toilette“ wird fortgesetzt

22.03.2023 14:22

Gastronomen stellen ihre Sanitäranlagen öffentlich zur Verfügung – das ist das Grundprinzip der „Netten Toilette“. Deutschlandweit läuft das Projekt aktuell in 300 Kommunen. Seit dem letzten Jahr ist auch Erfurt dabei. Mit Ende der Pilotphase hat die Stadtverwaltung beschlossen: Die „Nette Toilette“ wird fortgesetzt.

Projekt erhöht Zahl der öffentlich nutzbaren WCs in der Innenstadt

Foto: Aufkleber an der Tür weisen auf eine „Nette Toilette“ hin. Beigeordneter Andreas Horn und Citymanagerin Patricia Stepputtis freuen sich, dass das Projekt fortgesetzt wird. Foto: © Stadtverwaltung Erfurt

Aktuell beteiligen sich in der Landeshauptstadt 13 gastronomische Einrichtungen, ein Handelsunternehmen und zwei nichtgewerbliche Institutionen. „Die Teilnehmenden waren nach unserem Pilotjahr 2022 zufrieden und bleiben dem Projekt auch weiterhin erhalten“, berichtet Citymanagerin Patricia Stepputtis. „Lediglich ein Restaurant steigt aufgrund eines zu starken Besucherandrangs im Bereich des Domplatzes aus.“

Wie die „Nette Toilette“ funktioniert? Besucherinnen und Besucher der Innenstadt müssen nicht mehr fragen, ob sie die Toilette des teilnehmenden Restaurants benutzen dürfen. Ein Aufkleber am Schaufenster macht die teilnehmenden Gastronomien deutlich erkennbar. Weiterhin sind die „Netten Toiletten“ auf Öffentliche Toiletten/WC gelistet und in der Nette-Toilette-App. Die Gewerbetreibenden erhalten einen Betriebskostenzuschuss für ein Mehr an Reinigungsaufwand. Je nach Lage und Anzahl der verfügbaren Toiletten beträgt der Zuschuss pro Teilnehmer zwischen 50 Euro und 130 Euro. Für die Stadt Erfurt entstehen dadurch aktuell Kosten in Höhe von 1.320 Euro im Monat bzw. 15.840 Euro im Jahr. Die Verträge sind für weitere zwei Jahren geschlossen bis Ende 2024. „Danach evaluieren wir wieder, prüfen und verlängern, wenn es sich weiterhin so gut entwickelt“, so Andreas Horn, der zuständige Beigeordnete für Sicherheit, Umwelt und Sport.

Die Evaluation des Pilotjahres ergab eine große Zufriedenheit bei den Teilnehmenden, die einen Besucheranstieg um durchschnittlich 20 Prozent verzeichneten. Auch Vorteile wurden benannt. So verblieben die Besucherinnen und Besucher zu einem Teil im Restaurant und wurden Gäste. Kleinere Vandalismusschäden wie abgebrochene Handtuchhalter wurden von zwei von 14 Teilnehmenden festgestellt.

„Für die Innenstadt und ihre Besucherinnen und Besucher ist die ,Nette Toilette‘ ein deutlicher Gewinn, wie die Erfahrungen aus dem letzten Jahr zeigen“, sagt Andreas Horn. Ausgangspunkt für das Projekt war der häufig geäußerte Wunsch nach mehr öffentlichen, auch barrierefrei zugänglichen Toiletten. „Der Bau und die Unterhaltung von Sanitäranlagen sind kostenintensiv, zudem sind sie häufig Opfer von Vandalismus und fallen über einen längeren Zeitraum aus“, erläutert Horn. Der Bau einer öffentlichen Toilette kostet je nach Ausstattung und Größe zwischen 200.000 Euro und 300.000 Euro, hinzu kommen die Unterhaltungskosten von 20.000 bis 30.000 Euro pro Jahr und Anlage sowie zusätzliche Kosten zur Beseitigung von Vandalismusschäden.

„In erster Linie ist jedoch die Standortsuche das Problem. Die Flächenauslastung in der Innenstadt ist groß, es fehlt schlicht und einfach an räumlichen Möglichkeiten. Wir bedanken uns daher bei allen Einrichtungen, die zur Lösung dieses Problems beitragen und so die Aufenthaltsqualität in der Innenstadt erhöhen“, führt Horn aus.

Horns Wunsch: „Mindestens vier weitere Einrichtungen, die sich beteiligen. 20 Gewerbetreibende, die eine,Nette Toilette‘ anbieten, sind unser Ziel.“ Interessierte können sich per E-Mail an citymanagerin@erfurt.de wenden.