Herkunft ist Zukunft: 30 Jahre Erfurter Denkmaltage
Die Attraktivität von Erfurt gründet auf seinem facettenreichen Erbe. Im Zentrum steht die mittelalterlich strukturierte und von vielen Jahrhunderten geprägte Altstadt. Sie ist das wohl wichtigste Erbstück und trotz verschiedener existenzieller Bedrohungen durch Kriege und Modernisierungsphasen der Gründer- und DDR-Nachkriegszeit als erkenn- und erlebbares historisches Ensemble erhalten geblieben.
Dieses flächenmäßig größte Denkmalensemble im Osten Deutschlands umfasst neben Gassen, Flüssen und Plätzen auch zahlreiche prägende Bauwerke wie Speicher, Pfarrkirchen und schließlich auch den Dom St. Marien.
Breites Engagement für den Denkmalschutz
„Die Erfurter Altstadt wurde durch ein beispielloses Engagement gerettet“, betont Oberbürgermeister Andreas Bausewein und bedankt sich bei den städtischen Behörden, Bauherren, Architekten, Restauratoren und anderen Akteuren für die Rettung und Revitalisierung zahlreicher Denkmale und historischer Gebäude. Auftakt war die Menschenkette, die die Erfurter im Dezember 1989 um ihre Altstadt bildeten.
In den 90er und 2000er Jahren spielten städtische Denkmalpfleger wie Bernd Schöller, Ulrich Wittich, Sibylle Lohse und viele weitere eine entscheidende Rolle auch bei der Sanierung und Wiederentdeckung der Zitadelle Petersberg, des jüdischen Erbes der Stadt (Kleine Synagoge, Neue Synagoge, Alte Synagoge) und der architektonischen Zeugnisse der Moderne (z. B. Egapark-Anlage, Neuer Angerbrunnen, Gefängnis Andreasstraße). Auch die Stiftung Krämerbrücke, maßgeblich von Denkmalschützern gegründet, ist seit 1996 mit dem Denkmalschutz betraut.
Viele der geretteten und restaurierten Denkmale waren zu den alljährlichen Denkmaltagen ab 1993 sichtbar und zugänglich, vor allen auch durch das Engagement vieler ehrenamtlicher Denkmalschützer.
Die Unterstützung aus den Altbundesländern sowie die Einführung des Thüringer Denkmalschutzgesetzes im Jahr 1992 legten die Grundsteine für eine nachhaltige Bewahrung des Erbes.Als Erfolg des Erfurter Denkmalschutzes der Jahre 1990 bis 2023 gilt die Betreuung, Beratung und Förderung der Sanierungen von nahezu fast allen historisch wichtigen Bauwerken der Stadt wie beispielsweise dem Angermuseum, dem Rathaus, dem Haus „Zum roten Ochsen“ (Kunsthalle), der Kinder- und Jugendbibliothek in der Marktstraße, der Hauptpost, dem Haus „Zum Stockfisch“ (Stadtmuseum), dem Haus „Zum Sonneborn“ (Standesamt), dem Haus „Zur Windmühle“ (Musikschule), der Feuerwehr und dem Zollamt (Bürgeramt).
Die Untere Denkmalschutzbehörde Erfurt, seit 1992 für die Umsetzung des Denkmalschutzgesetzes in der Stadt verantwortlich, spielt eine entscheidende Rolle bei der Abwägung zwischen den Interessen der Denkmaleigentümer und dem öffentlichen Erhaltungsbedürfnis. Sie ist Ansprechpartner für die fachliche Beratung, die Genehmigung von Baumaßnahmen und bei Fragen zur finanziellen Förderung. Eine breite Beteiligung der Zivilgesellschaft, angefangen mit der Gründung eines Denkmalbeirats im Jahr 2005, unterstützt den Dialog und die Zusammenarbeit zwischen Behörde und Öffentlichkeit.
Herausforderungen wie der Diversifizierung des Erbes und der Denkmale stellt sich der Denkmalschutz in Erfurt schon seit 30 Jahren. Die Erfurter Denkmalliste spiegelt diese Vielfalt wider, indem sie Denkmäler jüngerer Zeit wie Gebäude aus der DDR-Zeit sowie neue Bauwerksgattungen, z. B. historische Produktionsgebäude, Kioske und Kunst im öffentlichen Raum, vermehrt einschließt. Die Denkmalliste ist auf der städtischen Homepage seit 2013 einsehbar.
Ein weiteres zentrales Thema ist die Verbindung zwischen Denkmalschutz und Klimaschutz. Der Denkmalschutz trägt zur Nachhaltigkeit bei, indem er auf Bestanderhaltung und -umbau setzt und so den ökologischen Fußabdruck reduziert. Die sorgsame Abwägung von Maßnahmen wie der Installation von Photovoltaik-Anlagen auf historischen Gebäuden ist dabei von großer Bedeutung, um das einzigartige Stadtbild zu bewahren.
Eröffnung der Erfurter Denkmaltage
Positionen zum „Denkmal-Klima-Schutz“ können Interessierte auch zur Podiumsdiskussion während der diesjährigen Eröffnung der Denkmaltage im Thüringer Ministerium für Umwelt, Energie und Naturschutz am 5. September ab 18:30 Uhr erfahren. Anschließend sind die vielfältigen Zeugnisse des Erfurter Denkmalschutzes sechs Tage lang bis zum Tag des offenen Denkmals am 10. September 2023 mit über 60 beteiligten Denkmalen und über 100 Führungen, zahlreichen Konzerten und Vorträgen während der Erfurter Denkmaltage erlebbar.
Das ausführliche Programm der diesjährigen Denkmaltage, u. a. mit den Öffnungszeiten zur Plakatausstellung „30 Jahre Denkmaltage in Erfurt“ im Bauinformationsbüro im Technischen Rathaus, gibt es online oder in gedruckter Form, beispielsweise in der Erfurt Tourist Information am Benediktsplatz.
Die Denkmaltage Erfurt 2023 werden durch die Kulturdirektion und die Denkmalbehörde der Stadtverwaltung Erfurt organisiert.