Erfurt hat seit heute eine Gert-Schramm-Straße
Kompromiss nach drei Jahren | Gedenktafel soll Biografien von Schramm und Nettelbeck aufzeigen
Ein drei Jahre währender Prozess endet so mit einem guten Kompromiss.
Im März 2020 begann die Debatte um die mögliche Umbenennung des Nettelbeckufers in Gert-Schramm-Ufer, geführt wurde sie von den beiden Initiativen „Decolonize Erfurt“ und „Initiative Schwarze Menschen in Deutschland“. Gert Schramm wurde 1928 in Erfurt geboren. Als Afrodeutscher wurde er 1944 als 15-Jähriger im KZ Buchenwald inhaftiert. In späteren Lebensjahren engagierte er sich als Zeitzeuge und antirassistischer Aktivist.
Um das Thema in der Öffentlichkeit zu diskutieren, wurde im April 2021 ein Runder Tisch einberufen, dieser scheiterte im Juli 2022, da die Anwohnerinitiative nicht mehr bereit war, daran teilzunehmen. Ein wesentlicher Pfeiler des Runden Tisches war damit weggebrochen „Dennoch gab es von den Anwohnern einen guten Denkanstoß, den wir aufgegriffen und weitergedacht haben“, erklärt Oberbürgermeister Andreas Bausewein. „Im Ergebnis entstand ein Kompromiss, der eine breite Mehrheit findet.“
Nach entsprechendem Stadtratsbeschluss im Mai dieses Jahres hat die Straßennamenkommission die Feinheiten ausgearbeitet und der zuständige Ausschuss für Bildung und Kultur im Juni seine Zustimmung gegeben.
So wird der Straßenname Nettelbeckufer nicht geändert. Die Straßenschilder werden mit einem Zusatz versehen, der mit einer kurzen prägnanten Hintergrundinformation über Nettelbeck informieren soll.
Ein Teil der Karlsbrücke wird in Gert-Schramm-Straße umbenannt, von der Umbenennung betroffen ist einzig die dort anliegende Jena-Plan-Schule, sie erhält als neue Anschrift „Gert-Schramm-Straße 1“. Im Straßenraum vor der Schule wird eine Gedenktafel errichtet, die sowohl die Biographien von Gert Schramm als auch von Joachim Nettelbeck aufzeigt.