Fünfjährige aus Erfurt findet prähistorischen Pferdeknochen

23.05.2024 13:40

Ein Zufallsfund beim Spielen an der Ilm ermöglicht Besuchern des Naturkundemuseums in Erfurt künftig einen Einblick in die Tierwelt vor 10.000 Jahren. Dort ist nun ein Knochen ausgestellt, der vermutlich von einem Wildpferd (Equus spec.) stammt, das einst in den Steppenlandschaften in Thüringen lebte.

Zufallsfund in der Ilm bei Weimar ist in einer Vitrine im Naturkundemuseum ausgestellt

Foto: Charlotte Luise aus Erfurt freut sich, dass der Pferdeknochen nun im Naturkundemuseum ausgestellt ist. Foto: © Stadtverwaltung Erfurt

Gerade die Schotter der ehemaligen Flussläufe um Erfurt, wegen der sich hier auch viele Kiesgruben befinden, seien reich an Knochenfunden. Die Forschung habe allerdings ein Problem. „In der Strömung des Wassers, insbesondere bei Hochwassern, waren die Geröllmassen viel in Bewegung. Skelette, die einst vollständig waren, wurden weggespült, die Knochen vereinzelt, teilweise gar zwischen den sich bewegenden Steinen zerrieben. Vollständige und ungestörte Fundsituationen von Skeletten sind selten. Einzelknochen, deren Bestimmung nicht immer einfach ist, werden jedoch regelmäßig gefunden“, sagt Konrad Kürbis, Säugetierkundler im Naturkundemuseum.

Dies gelang am 1. Mai 2023 in Weimar im Tiefurter Schlosspark auch der fünfjährigen Charlotte Luise aus Erfurt am Ufer der Ilm. Zusammen mit ihrer Familie war sie zu einem Tagesauflug von Erfurt in den Weimarer Ortsteil gereist. „Als ich dann am Wasser gespielt habe, habe ich etwas im Wasser gesehen, das wie ein Knochen aussah, und habe es Papa gezeigt“, erzählt Charlotte.

„Heute ist es schwer vorstellbar, wie die Landschaft um Erfurt vor rund 10.000 Jahren ausgesehen hat. Ausgedehnte Steppenlandschaften und mäandrierende Wasserläufe mit großen dynamischen Überschwemmungsflächen haben das Landschaftsbild geprägt. Es sind die Folgen der letzten Eiszeiten, die sich klimatisch, im Landschaftsbild sowie in den vorkommenden Pflanzen und Tieren zeigten. Geologen und Paläontologen sind in der Lage, diese Zeichen zu lesen und die Funde zu interpretieren. Hierbei sind es nicht immer gezielte Grabungen, die einen Rückblick in die Erdgeschichte erlauben, sondern auch Zufallsfunde“, erklärt Konrad Kürbis.

Kürbis ist sehr froh, dass die Familie den Weg ins Naturkundemuseum gesucht hat, um den Knochen bestimmen zu lassen. „Die Bestimmung nahm letztlich die Abteilung Quartärpaläontologie der Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung in Weimar vor und wir freuen uns dieses besondere Stück nun im Eingangsbereich des Museums für ein Quartal präsentieren zu können“, sagt er. Danach wird der Knochen samt dem Namen von Finderin Charlotte ins Inventar des Museums aufgenommen. Außerdem erhielt Charlotte eine Jahreskarte für das Naturkundemuseum geschenkt.