Blühwiese und Lebensturm stärken die biologische Vielfalt in Azmannsdorf

30.04.2025 14:01

Im Erfurter Ortsteil Azmannsdorf wurde am Mittwoch, dem 30. April ein neues Projekt zur Förderung der biologischen Vielfalt eingeweiht. Gemeinsam mit Ortsteilbürgermeister Jens Bose, Kindern aus der Nachbarschaft, dem Beigeordneten für Bau, Verkehr und Umwelt, Matthias Bärwolff, sowie einem Vertreter des Christophoruswerks Erfurt wurde eine rund 300 Quadratmeter große Blühwiese eröffnet und ein sogenannter Lebensturm übergeben – ein strukturreicher Lebensraum für Insekten und andere Kleintiere.

Foto: © Stadtverwaltung Erfurt

Die Lebenstürme sind großformatige Insektenhotels mit erweiterten Nist- und Rückzugsangeboten für zahlreiche Arten. Neben Insekten profitieren auch Amphibien, Reptilien und Igel von den geschaffenen Strukturen. „Wir freuen uns, dass wir mit den Mitteln für Flurerhaltung und Biodiversitätsmaßnahmen in den Ortsteilen auch in Azmannsdorf ein wertvolles Projekt für die Vielfalt aber auch die Umweltbildung und Sensibilisierung realisieren konnten. Damit können wir ein Stück weit dem Artensterben entgegentreten, aber v.a. auch darüber aufklären und zum Umdenken anregen“, erklärt der Beigeordnete Matthias Bärwolff.

Im Rahmen des Projekts wurde nicht nur der Lebensturm errichtet, sondern auch eine benachbarte Fläche mit regionalem, klimaangepasstem Saatgut in eine artenreiche Wiese umgewandelt. Die Blühfläche verbessert das Nahrungsangebot für Insekten und wertet gleichzeitig das Ortsbild auf. Eine begleitende Informationstafel erläutert das Projekt und seine Bedeutung für Natur und Umwelt.

Die Maßnahmen knüpfen an bereits bestehende Projekte im Ort an: In direkter Nähe wurde vor vier Jahren ein Bürgerwald angelegt, und am nahegelegenen Linderbach sorgt ein künstlich nachgebildeter Biberdamm für verbesserte Wasserhaltung. Erst kürzlich wurde dort ein Jungbiber gesichtet.

Foto: Eine Informationstafel erläutert den Aufbau des Lebensturms. Foto: © Stadtverwaltung Erfurt

Der neue, rund drei Meter hohe Lebensturm ist in Etagen gegliedert: Lesesteine im unteren Bereich bieten Unterschlupf für Zauneidechsen und Erdkröten. Hummelkästen, Markstängel, Schilf, Totholz und Hartholzblöcke bieten Wildbienen und anderen Insekten vielfältige Nistmöglichkeiten. Das bepflanzte Gründach trägt zusätzlich zum Blühaspekt und zur Wasserspeicherung bei.

Gebaut wurde der Turm in der Holzwerkstatt der Tagesstätte des Christophoruswerks Erfurt. Menschen mit psychischer Erkrankung oder seelischer Beeinträchtigung erhalten dort individuelle Unterstützung, um ein möglichst selbstbestimmtes Leben zu führen. Das Projekt bietet ihnen die Möglichkeit, handwerkliche Fähigkeiten zu entdecken, Verantwortung zu übernehmen und gesellschaftliche Teilhabe zu erleben. Die Rückwand des Turms wurde von Kindern des Kindergartens Schwalbennest gestaltet und stärkt so auch die Umweltbildung von klein auf.

Weitere Lebenstürme stehen bereits in Egstedt, Niedernissa und auf der Schwedenschanze. Für Gottstedt, Stotternheim und die Sulzer Siedlung sind ähnliche Maßnahmen in Planung. Alle Projekte werden unter aktiver Beteiligung der Anwohnerinnen und Anwohner realisiert, die sich regelmäßig bei Pflanzaktionen, Pflegeeinsätzen und anderen Vorhaben engagieren. Das Projekt in Azmannsdorf steht exemplarisch für eine nachhaltige, partizipative und inklusive Förderung der Biodiversität in Erfurt.