Daniel Stassny: Vieles lässt sich ohne Sprache ausdrücken aber fast nichts mit wenig Worten.

07.01.2015 14:33

Emotionen, Gefühle und Stimmungen kann man in unseren Gesichtern lesen. Gestik und Mimik verraten unsere Stimmungen und Gefühle. Ohne ein einziges Wort kann dies geschehen, wenn man bereit ist, sich auf seine Mitmenschen einzulassen, bereit ist, Andere zu verstehen, wenn man sozusagen seine „Antennen ausfährt“. Mitfühlend eine Hand zu halten ist oftmals eindrücklicher als 1000 gesprochene Worte. Eine Umarmung kann Trost spenden, ein Lächeln Geborgenheit geben, und der berühmte, im übertragenen Sinn des Wortes, „erste Schritt“, kann mehr Hoffnung wecken und mehr Kraft geben als großartige verbale Bekundungen.

Vieles lässt sich ohne Sprache ausdrücken aber fast nichts mit wenig Worten.

Porträt
Foto: Daniel Stassny Foto: © Daniel Stassny

Die Macht der Worte macht unsere Kommunikation unendlich reich. Aber um einiges komplizierter. Eines ergibt das Andere. Fragen ergeben Gegenfragen, und Antworten sind oft nicht befriedigend. Missverständnisse sind möglich, die in der Folge komplizierter Erklärungen bedürfen. Besonders offensichtlich wird dies in unserer modernen Gesellschaft mit dem geschriebenen Wort in Chats oder Textnachrichten. Erst recht, wenn bei Meinungsunterschieden hitzige Emotionen und Gefühle die Feder führen anstatt des kühlen Verstandes.

Sollten wir deshalb auf die Sprache verzichten? Sollten wir uns einzig und allein auf Mimik und Gestik, auf unsere Körpersprache verlassen? Ist diese Kommunikation aufrichtiger, ehrlicher, eindeutiger? Eine schwierige Frage, welche die unterschiedlichsten Antworten zulässt.

Eine der Antworten finden wir mittels der Kunst und ihrer Genres. Wir können mit Musik, Tanz und Pantomime, mit Malerei und Grafik vieles mitteilen, oftmals eindrucksvoller, verständlicher und über die Zeit nachhaltiger als es Worte vermögen. Und dies über Ländergrenzen und Sprachunterschiede hinweg. Kunst ist international.

Die Gefühle und Stimmungen, welche die Musik auszudrücken vermag, werden über alle Sprachbarrieren hinweg gleich oder zumindest ähnlich empfunden. Jedes Gemälde entführt uns in eine andere Welt oder an einen bestimmten Ort, teilt uns Lebensphilosophie und Engagement seines Malers mit, berührt unsere Seele, bringt uns Neues, das wir noch nicht erlebt, worüber wir noch nicht nachgedacht haben. Fotos erzählen uns Geschichten und Schauspieler, und auch Pantomimen, bringen uns menschlichen Gefühlen, Charakteren und Eigenschaften näher, lassen uns weinen oder lachen, lassen uns empfinden und verstehen.
Und wir finden in Schauspiel und Ballett, in Oper und Operette die Symbiose von gesprochenem Wort mit Musik und Tanz, mit bildender Kunst und Körpersprache. 

Diese Symbiose kann zu unseren Einsichten und Erkenntnissen, zu geistiger Anregung und zu geistigen Gewinn beitragen.

Diese Symbiose ist es auch, die eine Antwort geben kann auf die Frage des kulturellen Jahresthemas 2014  „Wie viele Worte braucht der Mensch“.
Antworten auf diese Frage haben die Mitwirkenden an diesem kulturellen Jahresthema mit hochinteressanten, kreativen und mannigfaltigen Projekten gegeben.
Ihre Antworten bestanden zum einen aus vielen, zum anderen aus wenigen Worten und manchmal auch keinen Worten. Hier sprach die Kunst. Den Mitwirkenden kam es auf die künstlerische Absicht und die Wirkung auf den Rezipienten an.

Jedes dieser Projekte war ein Erfolg, sowohl für die Mitwirkenden als auch für die Besucher und damit für das Gelingen des kulturellen Jahresthemas als Ganzes. Gratulation!

Daniel Stassny