Stadtgoldschmiedin Vera Siemund: 8. Mai 2025
Ich weiß das ja schon eine Weile, dass ich hier ein Tagebuch führen werde. Was soll ich denn schreiben?
Mir fiel immer der Film „Schtonk!“ ein, in dem die Figur des Fälschers Kujau, im Film Fritz Knobel, sich ein umfangreiches Tagebuch aus den Fingern saugt. Sowas gilt es zu vermeiden.
Oder ich denke an Stefanie Sargnagel mit ihrem „Iowa“. Das lese ich zufällig gerade, sie ist zu einem Arbeitsaufenthalt „Irgendwo in Iowa“ gelandet und hat es dort wirklich schwer. Da gibt es nichts, kein leckeres Essen, keine Kultur, nur eine Uni, die wie ein Wesen vom andern Stern in der Einöde existiert. Frau Sargnagel aus Wien kann aber schreiben, und sie hat eine interessante Begleiterin.
Wenn ich das lese, weiß ich, wie gut ich es erwischt habe.
Was ich ganz schlimm finde, sind seitenlange Rundbriefe zu Weihnachten: Reisen, Kinder, jedes Vorkommnis detailliert aufgelistet. Das interessiert wirklich niemanden.
In diese Kategorie fällt wohl:
Ich habe mein Fahrrad und ich habe jetzt Musik. Jörg hat mir einen schicken Ghettoblaster (oder ist das eine „Boombox“?) installiert. Aber vielleicht interessiert sich jemand für Chris Imler. Das ist tolle Musik!
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Das Tor zum Musikuniversum dank Bluetooth Foto: © Vera Siemund
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Plattencover Foto: © Vera Siemund
Im Dom fand ich diese Gruppe und ließ mir von Grit Becher erklären, dass es sich um die Darstellung der Ausschüttung des Heiligen Geistes handelt, eventuell kann man auf den Köpfen eine echte Flamme entfachen. Ich fand die Zipfel/Zöpfchen sehr skurril, bei so ernsten Gesichtern.
Ich muss erstmal einen Anfang finden, etwas in Händen halten. Bei mir gibt es viele Zitate, in der Sprache und auch in meinen Arbeiten. Das hier ist für mich Metropolis.
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Die ersten Lötungen mit dem wunderbaren Lötgerät in den Künstlerwerkstätten Foto: © Vera Siemund
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Foto: © Vera Siemund
Und es wurde spät, an der Nordhäuser Straße leuchten die blühenden Bäume im Dunkeln.