18. Etappe Tour de Bildung: Lernort Petersberg

13.09.2012 08:34

"MINT-Zentrum" nennt sich der Lernort Petersberg deshalb zusätzlich, ein Kürzel, das für Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik steht. Heute ist eine Gruppe Studierender im Haus, angehende Grundschullehrer, die sich Anregungen fürs Unterrichten holen.

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Textreportage

Kann man Luft wiegen? Was passiert mit einem Schokokuss im Vakuum? Wie kann man Sand zum hüpfen bringen? Wir sind verabredet zu physikalischen Experimenten, mit denen Grundschüler für Naturwissenschaften begeistert werden sollen. "MINT-Zentrum" nennt sich der Lernort Petersberg deshalb zusätzlich, ein Kürzel, das für Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik steht und auf ein Programm des Bundesministeriums für Wissenschaft und Forschung zurückgeht. Heute ist eine Gruppe Studierender im Haus, angehende Grundschullehrer, die sich Anregungen fürs Unterrichten holen.

Mario Buchold studiert Pädagogik der Kindheit an der Universität Erfurt. Er drückt seine Zeigefinger fest an beide Ohren, daran hängt eine Schnur, an der zwei Gabeln und ein Löffel baumeln. Wenn das Besteck aneinander schlägt ist ein glockenartiger Klang zu hören, natürlich nur, wenn der Schall direkt über die Schnur zum Ohr übertragen wird, so erklärt er uns. Für die anderen klimpert es nur. Seine Kommilitonen beschäftigen sich derweil mit Pappröhren, Plastikschläuchen, Trommeln und anderem Schlagwerk, womit sie gehörigen Lärm erzeugen. "Ob Raketen aus Backpulver oder das Rechnen mit dem Abakus - das teilweise schneller geht als mit dem Taschenrechner - am meisten fasziniert mich, wie einfach es ist, mich im Erwachsenenalter noch zu begeistern." Der 32-jährige Buchold bereitet sich in einem Projektseminar darauf vor, selbst eine Unterrichtseinheit zu gestalten und diese dann anschließend vor einer Grundschulklasse zu halten. Auch seine Bachelorarbeit will er dem Thema widmen. "Mit solchen Experimenten kann man die Kinder fesseln - und, dass Kinder am schnellsten lernen, wenn sie haptisch lernen, ist ja bewiesen."

Dorothea Kellner, die die Experimente betreut, hat schon zu DDR-Zeiten im Freizeittreff Petersberg gearbeitet. Dass ihr die Arbeit Spaß macht, merkt man sofort. "Mein Lieblingsexperiment sind die geometrischen Körper, die man aus gekühlten Erbsen und Zahnstochern basteln kann. Wenn man die Körper dann in Seifenlauge taucht, bilden sich je nach Schwerpunkt verschiedene Flächen, und zwar nicht dort, wo man es erwartet", erklärt sie. "Aber das ist nur eine von ganz vielen Stationen, die wir hier in den verschiedenen Räumen aufgebaut haben. Es gibt Experimente zu Schall, Luft und Druck, Schwimmen und Sinken sowie aus dem mathematischen Bereich." Dorothea Kellner wirbelt von Station zu Station und steht den Studierenden mit Rat und Tat zur Seite. Sei es mit einem Holzlineal an einer Schnur, das einen bedrohlich brummenden Ton von sich gibt, während sie es durch die Luft schwingt oder einfach nur mit Erklärungen oder auch der richtigen Frage im passenden Moment. "Das Projektseminar mit der Uni Erfurt, soll den Studierenden praktische Erfahrungen vermitteln. Im Mittelpunkt steht die Frage: Wie führe ich Kinder mit einfachen Mitteln an naturwissenschaftliche Themen heran?" Aber nicht nur Studierende können die Angebote im Lernort Petersberg nutzen, der keineswegs auf naturwissenschaftliche Themen beschränkt ist. "Wir bieten vor allem Projekte für Grundschüler der ersten bis vierten Klasse an. Gegenüber der Schule haben wir hier einen großen Vorteil: Die Schüler kommen mal raus aus dem Klassenraum, können selbstbestimmt ihre Zeit einteilen und eigenständig die verschiedenen Stationen aufsuchen. Manchmal haben wir auch eine Klasse eine komplette Woche bei uns, z.B. bei Kunstprojekten im Papierschöpfen, oder einem Buchprojekt, bei dem am Ende jeder sein selbstgedrucktes Buch mit nach Hause nehmen kann."

13.09.2012, Andreas Kubitza