21. Etappe Tour de Bildung: Initiativen gegen Rechts

01.07.2013 13:30

Über den Domplatz schallt Musik. Ab und zu eine kurze Rede, dann wieder Reggae. Die ungefähr 200 Demonstranten sind bunt gekleidet, haben Transparente und Trillerpfeifen dabei. Sie wollen die Ankunft eines Fahrzeuges der NPD verhindern...

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Textreportage

Über den Domplatz schallt Musik. Ab und zu eine kurze Rede, dann wieder Reggae. Die ungefähr 200 Demonstranten sind bunt gekleidet, haben Transparente und Trillerpfeifen dabei. Sie wollen die Ankunft eines Fahrzeuges der NPD verhindern, die hier einen Wahlkampfauftritt abhalten will.

Unter ihnen ist auch Katja Fiebiger, Projektkoordinatorin von Mobit. Ausgeschrieben heißt das "Mobile Beratung in Thüringen. Für Demokratie - gegen Rechtsextremismus". Der 2001 gegründete Verein hat etwa 30 Mitglieder und bietet Beratung zum Umgang mit Rechtsextremismus an. "Rechtsextreme Straftaten befinden sich in den letzten Jahren in Erfurt auf einem konstant hohen Niveau. Gerade der Übergriff auf das Kunsthaus im Juli 2012 hat dafür noch mal eine ganz andere Öffentlichkeit geschaffen", sagt Katja Fiebiger. "Es gibt in Thüringen keine Stadt und keinen Kreis, der frei ist von Aktivitäten und Gewalt der extremen Rechten." Getragen wird Mobit e.V. von großen Organisationen, wie der evangelischen Kirche, der jüdischen Landesgemeinde, dem DGB und verschiedenen Parteien. Besonders bei Aufmärschen oder Konzerten der rechtsextremen Szene steht Mobit mit Beratungsangeboten zur Seite: "Wir sind aufsuchend in ganz Thüringen unterwegs. Das geht von Großevents bis hin zu Beratung für Politiker/-innen, die sich auf lokaler Ebene mit dem Thema auseinandersetzen. Zurzeit bekommen wir auch vermehrt Anfragen aus der Verwaltung, bei denen es um Immobiliennutzung der Rechten geht."

Die Polizeipräsenz auf dem Domplatz nimmt zu. Sondereinheiten mit gepanzerten Uniformen und Schutzhelmen formieren sich. Die NPD-Fahrzeuge sind offenbar kurz vor dem Eintreffen. Wir besuchen in der Zwischenzeit das "Netzwerk für Demokratie und Courage Thüringen", kurz NDC, das beim Bildungsträger "Arbeit und Leben Thüringen" angesiedelt ist. Das NDC will vor allem Mut für Zivilcourage schaffen und Phänomene wie Rassismus, Sexismus, Gewalt und Vorurteile gesellschaftlich thematisieren. Besonders an Schulen, Berufsschulen, Jugendeinrichtungen und Ausbildungsbetrieben ist das NDC aktiv. Während speziell konzipierter Projekttage sollen Schüler/-innen und Auszubildende zum Nachdenken und zur Diskussion über eigene Vorurteile angeregt werden. "Vorurteile und rassistisches Denken gibt es fast überall, mal mehr und mal weniger subtil. Von einzelnen Schülern wurden wir sogar schon mal mit dem Hitlergruß begrüßt. Es würden zu viele Moscheen gebaut und es gäbe grundsätzlich zu viele Ausländer, das hören wir immer wieder. Häufig sind die Schüler/-innen aber gewillt, ihre Vorurteile zu hinterfragen, wenn sie die nötigen Informationen dazu bekommen", erklärt Sylvia Riemschneider, Projektkoordinatorin beim NDC. Aber auch Lehrer/-innen gehören zur Zielgruppe der Seminare: "Wir haben einen Projekttag entwickelt, der sich speziell an Lehrer/-innen wendet. Heute bringen wir die Referent/-innen dafür auf den aktuellen Stand. Damit gehen wir dann in die Schulen, um die Lehrer/-innen für das Thema Rassismus zu sensibilisieren. Denn auch die sind nicht immer frei von Vorurteilen", ergänzt Sylvia Riemschneider.

Zurück auf dem Domplatz. Der NPD-Wagen hat sich vor dem Gerichtsgebäude positioniert und eine Lautsprecheranlage aufgestellt. Vergeblich versuchen die NPD-Funktionäre sich gegen den Lärm der Gegendemonstranten durchzusetzen. Die Rede geht im Konzert der Trillerpfeifen unter. Auch Katja Fiebiger von Mobit ist zufrieden: "Ich wünsche mir, dass es noch mehr von diesen Menschen gibt, die couragiert Gesicht zeigen und sich nicht verstecken hinter Vorschriften oder entpolitisierten Phrasen."