Oberbürgermeister Andreas Bausewein spricht zum Thema Coronavirus

16.03.2020 14:56

Das Coronavirus ist gerade Thema Nummer 1. Um seine Verbreitung einzudämmen wurden bereits umfassende Maßnahmen getroffen, weitere können folgen. Oberbürgermeister Andreas Bausewein äußert sich zum aktuellen Stand, warnt vor Panik, bittet um Vernunft und gegenseitige Achtsamkeit.

Video: Corona-Ansprache Oberbürgermeister © Stadtverwaltung Erfurt

Oberbürgermeister Andreas Bausewein:

Meine Damen und Herren, liebe Erfurterinnen und liebe Erfurter!

Das Thema Corona ist derzeit in aller Munde. Sie haben es mitbekommen, das öffentliche Leben liegt auch durch die Maßnahmen, die wir in den letzten Tagen ergriffen haben, weitgehend brach.

Wenn ich mit den Leuten spreche oder telefoniere, dann stelle ich fest, dass es zwei große Gruppen gibt: auf der einen Seite eine Gruppe, die fast schon panisch reagiert, die der Meinung ist, dass wir als Verwaltung das Sagen haben und weitreichendere Maßnahmen ergreifen müssten. Auf der anderen Seite gibt es eine große Personengruppe, die meint, wir würden übertreiben, alles sei nicht so schlimm.

Erst einmal will ich deutlich machen, dass wir hier nichts verheimlichen, gar nichts. Alles, was wir wissen, kommunizieren wir auch. Das haben wir die letzten Tage so gehandhabt, das wird in den nächsten Tagen und Wochen so weitergehen. Für Panik gibt es keinen Grund. Panik ist nie ein guter Ratgeber. Wir müssen Respekt haben vor diesem Virus, Respekt vor der Erkrankung, aber nicht panisch werden, sonst werden wir falsche Entscheidungen treffen.

Wir haben Veranstaltungen untersagt sowie Schulen und Kindergärten geschlossen, mit dem Ziel, Infektionsketten zu unterbrechen. Viele von uns werden sich in den nächsten Monaten mit diesem Virus infizieren. Das wird sich kaum verhindern lassen. Für 80 Prozent der Bevölkerung wird das keine großen Auswirkungen haben. Sie haben kaum Symptome, maximal fühlen sie eine Art leichte Grippe. Heißt: 80 Prozent der Bevölkerung werden diese Krankheit ohne größere Einschränkungen überstehen. Allerdings wird es für 20 Prozent gefährlich. Denen werden stärkere und schwere Verläufe vorhergesagt. Das betrifft insbesondere ältere Menschen und Menschen mit Vorerkrankungen. Und diese Menschen müssen wir unbedingt schützen!

Wie kann das gehen? Indem wir versuchen, die Infektionswelle abzuflachen, damit nicht alle zeitgleich krank werden. Denn das könnte zum Problem werden. Wir wollen erreichen, dass es zu jeder Zeit für alle Menschen eine optimale medizinische Versorgung gibt. Da müssen Sie sich keine Sorgen machen. Sie wissen, wir haben in Deutschland eines der besten Gesundheitssysteme der Welt. Das wird uns auch an der Stelle helfen, aber es dürfen nicht alle Menschen zeitgleich krank werden. Es könnte ja auch zu Verläufen kommen, wo Menschen künstlich beatmet werden müssen. Und da muss sichergestellt werden, dass wir all die Menschen, die krank werden, genügend Beatmungsgeräte zur Verfügung stehen. Und das ist unser Ziel mit diesen Einschränkungen des öffentlichen Lebens, wo ich auch weitere Maßnahmen nicht ausschließen möchte. Die Infektionskurve muss abflachen, damit zu jeder Zeit alle Menschen medizinisch versorgt werden können!

Ich bitte Sie deshalb, seien Sie solidarisch! Menschen in Quarantäne werden in den nächsten Wochen mehr werden. Mir ist wichtig, dass Sie nach diesen Nachbarn gucken. Bitte nicht den direkten Kontakt suchen, nicht Face to Face, aber sorgen Sie bitte dafür, dass diese Menschen auch essen und trinken können und so die Zeit der Isolation in der Wohnung überstehen. Das ist sehr wichtig.

Ansonsten bitte ich darum, dass Sie im persönlichen Bereich Ihre sozialen Kontakte – auch wenn das schwerfällt – nach unten fahren. Das Virus wird im Wesentlichen übertragen über körperliche Kontakte und über Tröpfcheninfektionen, wenn man also eng mit Leuten zusammen ist. Ich weiß, dass ist für uns alle nicht einfach derzeit. Aber wenn wir uns an die paar Verhaltensregeln halten, wie häufiges Händewaschen, möglichst niemanden die Hand geben, ein bisschen Abstand halten, dann werden wir auch die nächsten Wochen und Monate überstehen und werden hoffentlich im April, Anfang Mai das öffentliche Leben wieder hochfahren können.

Auch für die Stadtverwaltung ist es gerade keine einfache Zeit. Wir haben einen Pandemieplan fertiggestellt und haben Bereiche der Verwaltung festgelegt, die systemrelevant sind. Verwaltung muss in bestimmten Bereichen immer funktionieren, beispielsweise die Feuerwehr, egal, was in den nächsten Tagen und Wochen passiert. Diese Systemrelevanz betrifft hier in der Stadtverwaltung ungefähr 500 Mitarbeiter von den insgesamt 3.500, und wir werden ansonsten auch das Verwaltungshandeln in den Bereichen, die jetzt in den nächsten vier bis fünf Wochen nicht ganz so wichtig sind, weitestgehend runterfahren. So stärken wir die Bereiche, die unbedingt am Netz bleiben müssen. Ich bitte um Verständnis für diese Maßnahmen.

Es ist eine einmalige Situation, die es so in Deutschland, in Erfurt in den letzten Jahrzehnten noch nicht gab. Aber ich kann Ihnen versichern, wenn wir uns gemeinsam an ein paar Regeln halten und in den nächsten Wochen alles richtig machen, dann werden wir die Lage gemeinsam meistern.