Gedenken zum 8. Mai in Erfurt

08.05.2020 15:50

Vor 75 Jahren befreite die 3. US-Armee unter General Patton Erfurt. Mit der Enthüllung einer Gedenkplatte in der Johannesstraße hat die Stadtverwaltung heute diesem Ereignis gedacht. Eine von der Kulturdirektion initiierte Fotoausstellung im Hauptbahnhof zeigt das zerstörte Erfurt 1945. Und an die sowjetischen Befreier Deutschlands erinnerte eine Feierstunde auf dem Hauptfriedhof. Erfurts Oberbürgermeister Andreas Bausewein und der US-Generalkonsul für Mitteldeutschland, Timothy Eydelnant, mahnen in dem Video, die Lehren dieser Geschichte nie zu vergessen.

Video: Gedenken zum 8. Mai © Stadtverwaltung Erfurt / Vitalik Gürtler

75 Jahre ist der 8. Mai 1945 her. Der Tag, an dem die deutsche Wehrmacht bedingungslos kapitulierte und der als Ende des 2. Weltkriegs in die Geschichte einging. Am Vormittag legte Erfurts Oberbürgermeister Andreas Bausewein auf dem Hauptfriedhof am Sowjetischen Ehrenmal einen Kranz nieder. Organisiert wurde die Gedenkfeier von Mitgliedern des deutsch-russischen Vereins.

O-Ton Andreas Bausewein, Oberbürgermeister Erfurt

Der 8. Mai ist der Tag der Befreiung vor 75 Jahren. Es war der Tag der Befreiung für Millionen von Zwangsarbeitern, Juden, Sinti und Roma, politisch anders Denkender, Kommunisten und Sozialdemokraten, vieler, vieler Menschen mehr, die das Martyrium der Lager, der Gefängnisse überlebt und überstanden haben.

Erfurt selbst wurde am 12. April 1945 befreit. Zwei Regimenter der 3. US-Armee unter General Patton eroberten die Stadt. Vom Steiger und vom Roten Berg herkommend kämpften sie sich vor. Dabei starben 30 amerikanische und 120 deutsche Soldaten. 50 Zivilisten waren durch Artillerie- und Infanteriebeschuss umgekommen. In der Johannesstraße trafen die US-Truppen aufeinander. Von der Vereinigung der beiden Bataillone hat ein Unbekannter dieses Foto gemacht. Am Ort des Geschehens wurde heute eine Gedenktafel eingeweiht – als Gedenken an die amerikanischen Befreier. 

O-Ton Timothy Eydelnant, US-Generalkonsul

Einen Tag zuvor hatte die 3. Armee das Konzentrationslager Buchenwald befreit. Man mag sich kaum ausmalen, was in den Köpfen der jungen Amerikaner vorgegangen sein muss. Ihr Einsatz für Frieden und Freiheit darf nie vergessen werden.

Nie vergessen, so auch das inoffizielle Motto einer Fotoausstellung, die von heute an für drei Wochen im Erfurter Hauptbahnhof zu sehen ist. Bildtafeln zeigen das zerstörte Erfurt 1945. Über 500 Gebäude waren vollständig zerstört, fast 800 stark beschädigt. 23.000 Menschen waren in der Stadt obdachlos. Der Blick in die Gesichter der Erfurter spiegelt das Grauen des Krieges wieder. Ein Geschehen, das 75 Jahre her ist und heute eigentlich unfassbar.

O-Ton Bausewein

Dieser Tag sollte uns alle lehren, dass man frühzeitig das Wort ergreifen muss, sich frühzeitig wehren muss. Solch ein Regime, wie es damals in Deutschland an die Macht kam und 12 Jahre lang in diesem Land regiert hat von 1933 bis 1945, das darf nirgendwo auf der Welt wieder an die Macht kommen. Und da muss sich jeder Einzelne frühzeitig wehren.

O-Ton Timothy Eydelnant

Leider gibt es immer weniger Zeitzeugen, die uns von ihren Erlebnissen berichten können. Es liegt darum an uns, den nachfolgenden Generationen, die Erinnerung wachzuhalten und die Lehren aus der Geschichte zu ziehen, gerade in Zeiten, in denen Fremdenhass und Antisemitismus wieder erstarken. Das sind wir den vielen Opfern und den tapferen Soldaten von damals schuldig.

Die Stadt Erfurt dankt Ihren Befreiern herzlich. Wir werden es Euch wirklich nie vergessen!