Interview mit Carola Hettstedt - Erfurter Beauftragte für Menschen mit Behinderung

21.07.2020 11:02

Carola Hettstedt ist seit 1. Juli die Beauftragte der Stadtverwaltung Erfurt für Menschen mit Behinderung bzw. Beeinträchtigung. Neben der Barrierefreiheit im öffentlichen Raum und in Schulgebäuden hat sie sich auch den Zugang zu Informationen, wie die Verwendung von einfacher bzw. leichter Sprache, barrierefreie Internetseiten und Anwendungen, auf ihre Liste mit dringenden Aufgaben geschrieben. In dem Video-Interview spricht sie außerdem über ihren beruflichen Werdegang, ihre Erreichbarkeit und weitere Ziele im neuen Amt.

Video: Interview mit Carola Hettstedt - Erfurter Beauftragte für Menschen mit Behinderung © Stadtverwaltung Erfurt

 

Warum wollten Sie Beauftragte für Menschen mit Behinderungen der Stadt Erfurt werden?

Ich komme ja beruflich aus dem sozialen Feld, ich habe Sozialarbeit, Sozialpädagogik studiert und habe viele Jahre in Erfurt das Familienzentrum geleitet. Es mir beruflich schon in die Wiege gelegt, dass wir uns für Menschen stark machen, dass wir Interessen vertreten, Menschen auch versuchen zu bewegen, für sich selbst einzustehen, für ihre Rechte. Es ist für mich ein ganz interessantes Feld im Behindertenbereich zu arbeiten, in die Behindertenpolitik zu wechseln, mitzugestalten, Menschen zu unterstützen. Auch in meinem vorherigen beruflichen Leben, im Familienzentrum, hatte ich schon Kontakt mit vielen Selbsthilfegruppen, die unsere Räume genutzt haben und auch mit Familienangehörigen von Menschen mit Behinderungen, die besondere Beachtung bedürfen.

Das heißt, Sie sind im Thema schon gut drin und gut vernetzt?

Vernetzt bin ich sicherlich sehr gut im sozialen Bereich in der Stadt Erfurt, ich bin Erfurterin und war auch beruflich immer in Erfurt tätig. Es gibt natürlich auch viel Neues: die gesetzlichen Grundlagen und baurechtlichen. Da denke ich, arbeite ich mich mit Unterstützung von Kollegen und natürlich der Betroffenen schnell ein.

Was war ihre erste Amtshandlung?

Meine erste Amtshandlung war von meiner Vorgängerin, die diese Aufgabe als Bürgerbeauftragte in Doppelfunktion wahrgenommen hat, einen großen Berg von Akten zu übernehmen, einzusortieren und momentan bin ich dabei, mich in den einzelnen Gremien, Behindertenverbänden, Vereinen, Beirat auf Landesebene, bei Kollegen der Stadtverwaltung vorzustellen und das gesamte Feld erst einmal zu erfassen und daraus konkrete Aufgaben und einen Fahrplan zu erstellen.

Ist Erfurt schon so barrierefrei, wie Sie es sich vorstellen?

Jein. Zum einen muss ich Ihnen sagen, es geht ja nicht um meine Vorstellungen, sondern es geht um die Menschen, die hier in Erfurt mit einer Behinderung leben, hier arbeiten und unsere Stadt besuchen. Was sie bedürfen, ob alle Möglichkeiten ausgeschöpft sind oder ob noch Barrieren bestehen? Da haben wir natürlich auch unsere Baustellen. Es wurde schon viel gemacht: Die Haltestellen unserer Straßenbahnen sind weitestgehend barrierefrei ausgebaut. Es gibt auch viele Baustellen mit den Bushaltestellen, wir haben jetzt die Schulsanierungen. Ich denke, da geht es darum, die Schulgebäude barrierefrei zu sanieren, aber auch inklusiven Unterricht räumlich zu ermöglichen. Ein großes Thema für mich und für die Menschen mit Behinderung/Beeinträchtigung ist der Zugang zu Informationen: zum Beispiel einfache/leichte Sprache, barrierefreie Internetseiten und Anwendungen. Da haben wir in der Zukunft noch einige Baustellen.

Da haben Sie viel vor.

Ja. Ich habe die Menschen im Fokus, aber ich bin darauf angewiesen, dass die Menschen mit Behinderungen ihre Probleme, ihre Sorgen an mich herantragen.

Wie kann man Sie erreichen?

Auf der Seite der Stadt Erfurt, da findet man mich unter Beauftragte für Menschen mit Behinderung.  Ich habe Sprechzeiten. Man kann mich Montag- und Donnerstagvormittag in der Zeit von 09:00 bis 12:00 Uhr hier im Rathaus, momentan möglichst noch mit Termin, besuchen und sprechen. Dienstagnachmittag ist auch noch einmal die Möglichkeit für Berufstätige: von 15:30 bis 17:00 Uhr. Ansonsten haben wir die Gremien, wie den Beirat für Menschen mit Behinderung oder die AG Barrierefreies Erfurt. Da ist es auch möglich, an mich heranzutreten. Ich möchte dazu auffordern, die Probleme zu mir auf den Tisch zu bringen. Ich sehe mich auch als Bindeglied zwischen den Menschen mit Behinderung mit ihren Problemen und der Stadtverwaltung und den einzelnen Ressorts. Es geht um bauliche Aspekte, es geht um Verkehr oder Bildung und Informationen. Und da möchte ich vornehmlich die Menschen mitnehmen und ihre Interessen durchsetzen.