„Rudolstädter Judaica. Synagogale Textilien des 18. Jahrhunderts in der Kleinen Synagoge Erfurt“
Textilien rund um die Tora gehören zu den wichtigen Elementen einer Synagoge
Für den Gottesdienst und die Befolgung religiöser Pflichten
Textilien rund um die Tora gehören zu den wichtigen Elementen einer Synagoge, die vor allem für den Gottesdienst und die Befolgung religiöser Pflichten von Bedeutung sind. Die im 18. und 19. Jahrhundert in Rudolstadt ansässigen jüdischen Familien statteten den Versammlungsraum ihrer Gemeinde mit prächtigen Stoffen aus. Dass die Sammlung in Erfurt im Betsaal einer Synagoge des 19. Jahrhunderts - quasi in authentischer Atmosphäre - präsentiert werden kann, verspricht ein einzigartiges Ambiente der Sonderausstellung.
Festvortrag zur Rudolstädter Judaica-Sammlung
Die Sonderausstellung wird am 21. März 2014, 18:00 Uhr in der Begegnungsstätte Kleine Synagoge eröffnet. Zur Eröffnung sprachen Tamara Thierbach, Bürgermeisterin, Ines Beese, die Leiterin des Netzwerks „Jüdisches Leben Erfurt“, Dr. Dr. Dietmar Görgmaier, Vorsitzender des Fördervereins Alte & Kleine Synagoge und Dr. Michael Grisko, Sparkassen-Kulturstiftung Hessen-Thüringen. Dr. Lutz Unbehaun, der Direktor des Landesmuseums Schloss Heidecksburg, hielt einen Festvortrag zur Rudolstädter Judaica-Sammlung.
Spannendes Begleitprogramm
Während des Ausstellungszeitraums bietet das Netzwerk "Jüdisches Leben Erfurt" ein spannendes Begleitprogramm an, so zum Beispiel eine Führung mit Dr. Lutz Unbehaun, dem Direktor der Rudolstädter Heidecksburg sowie mit Christiane Schill, die für die Restaurierung der synagogalen Textilien zuständig gewesen ist. Höhepunkt des Begleitprogramms ist der öffentliche Schabbat-Gottesdienst, der am 10. Mai 2014 unter dem Motto "Ein moderner Wimpl zu Gast in Erfurt" unter Leitung des Chasan Jalda Rebling im Betsaal der Kleinen Synagoge stattfinden wird.
Donnerstag, 27.03.2014, 17:00 Uhr
Führung durch die Sonderausstellung mit Dr. Lutz Unbehaun, Direktor der Heidecksburg Rudolstadt
Sonntag, 06.04.2014, 11:00 Uhr und 17:00 Uhr
Führung durch die Sonderausstellung mit Julia Roos, Netzwerk "Jüdisches Leben Erfurt"
Donnerstag, 10.04.2014, 17:00 Uhr
Führung durch die Sonderausstellung mit Dr. Lutz Unbehaun, Direktor der Heidecksburg Rudolstadt
Donnerstag, 24.04.2014, 17:00 Uhr
Führung durch die Sonderausstellung mit Julia Roos, Netzwerk "Jüdisches Leben Erfurt"
Sonntag, 27.04.2014, 11:00 Uhr
Führung durch die Sonderausstellung mit Julia Roos, Netzwerk "Jüdisches Leben Erfurt"
Samstag, 10.05.2014, 16:00 Uhr
Öffentlicher Schabbat-Gottesdienst "Ein moderner Wimpl zu Gast in Erfurt" unter Leitung des Chasan Jalda Rebling
Sonntag, 11.05.2014, 17:00 Uhr
Finissage
Führung durch die Sonderausstellung mit Christiane Schill, Restauratorin
Die Geschichte der Rudolstädter Judaica-Sammlung
Die Judaica-Sammlung gehört zu den kulturgeschichtlich wertvollsten Beständen im Thüringer Landesmuseum Heidecksburg. Über 35 Objekte aus dem 18. Jahrhundert, darunter 15 einzigartige synagogale Textilien, zahlreiche Bücher, zwei Torarollen, vier Gebetstafeln und einige Handschriften, zeugen vom religiösen Leben der kleinen jüdischen Gemeinde in Rudolstadt.
Obwohl in Rudolstadt erstmals im Jahre 1349 Juden erwähnt werden, haben sich aus dieser frühen Zeit keine materiellen Zeugnisse erhalten. Dass es in den folgenden drei Jahrhunderten zu keiner nennenswerten Ansiedlung jüdischer Familien in dieser Region kam, lag an den Judenvertreibungen des späten Mittelalters.
Erst im ausgehenden 17. und beginnenden 18. Jahrhundert bildete sich in Rudolstadt wieder eine jüdische Gemeinde heraus. Deren Gründung geht wahrscheinlich auf zwei aus Dessau stammende Juden zurück. Sie erhielten 1784 von Erbprinz Friedrich Karl von Schwarzburg- Rudolstadt eine Handelskonzession für die schwarzburgische Oberherrschaft und konnten als Kaufleute frei agieren. Schließlich wurde die jüdische Gemeinde von Fürst Ludwig Friedrich II. von Schwarzburg–Rudolstadt im Jahre 1796 als gleichberechtigte Religionsgemeinschaft anerkannt.
Nunmehr durften die in Rudolstadt lebenden jüdischen Familien ganz offiziell einen Bet- und Versammlungsraum einrichten. Als sich die jüdische Gemeinde nach 1870 wegen der geringen Mitgliederzahl auflöste, übernahm die Familie Callmann die Einrichtung des Synagogenraumes. Nach dem Tod von Hildegard Callmann im Oktober 1911 stifteten deren Erben sämtliche Gegenstände der städtischen Altertumssammlung in Rudolstadt. Mit dem Ende des Ersten Weltkrieges gelangten die Stücke auf die Heidecksburg, wo sie während der Zeit des Nationalsozialismus sicher verwahrt werden konnten.
Sammlung war nicht mehr im öffentlichen Bewusstsein
Als Bestand im Magazin des Schlosses Heidecksburg war die Sammlung nach 1945 nicht mehr im öffentlichen Bewusstsein. Erst Anfang der 1980er Jahre erfasste der damalige Direktor Alfred Koch die Judaica-Sammlung und beschrieb die einzelnen Objekte.
Der fachliche Austausch über diesen Bestand war jedoch erst nach der friedlichen Revolution von 1989 möglich geworden. 1993 gab der jüdische Historiker Michael Schneeberger den Anstoß für die weitere wissenschaftliche Beschäftigung mit dieser wertvollen Sammlung. In einer Kabinettausstellung der Heidecksburg wurde erstmals eine Auswahl von Objekten der Rudolstädter Judaica-Sammlung vorgestellt.
Wegen ihrer Seltenheit ist den synagogalen Textilien besondere Aufmerksamkeit gewidmet worden. Durch Unterstützung des Freistaates Thüringen, des Landkreises und der Kreissparkasse Saalfeld-Rudolstadt konnten diese Textilien im Jahr 2009 durch Frau Christiane Schill restauriert werden. In der Begegnungsstätte Kleine Synagoge können die restaurierten Textilien nun erstmalig außerhalb Rudolstadts der Öffentlichkeit gezeigt werden.
Die Sonderausstellung „Rudolstädter Judaica. Synagogale Textilien des 18. Jahrhunderts in der Kleinen Synagoge Erfurt“ wird vom 22. März 2014 bis einschließlich 11. Mai 2014 in der Begegnungsstätte Kleine Synagoge, An der Stadtmünze 4-5 zu sehen sein.
Katalog „Rudolstädter Judaica. Zeugnisse jüdischen Lebens aus dem 18. und 19. Jahrhundert“
Während der Sonderausstellung kann am Empfang der Begegnungsstätte Kleine Synagoge der Katalog „Rudolstädter Judaica. Zeugnisse jüdischen Lebens aus dem 18. und 19. Jahrhundert“ erworben werden. Darin werden die Formen, Funktionen und Bedeutungen der synagogalen Textilien sowie ihre restauratorische Bearbeitung genau beschrieben. Auch die Geschichte der jüdischen Gemeinde im Schwarzburg-Rudolstädtischen wird vorgestellt. Der Katalog kostet 20,00 Euro.