Analog und Schwarzweiß: Fotografie in Westdeutschland 1945 – 2000 aus der Sammlung Schupmann

14.10.2018 11:00 – 06.01.2019 18:00

Mit über 360 Aufnahmen von 47 Fotografen aus der Sammlung Schupmann zeigt die Ausstellung die Entwicklung der künstlerischen Schwarzweißfotografie im Westen Deutschlands.

Nauaufnahme des Gesichts einer Frau mit auffälligen Ohrringen
Charlotte March: Donyale, Goldohrringe, 1966 Foto: © Sammlung Schupmann, Charlotte March
06.01.2019 18:00

Analog & Schwarzweiß: Fotografie in Westdeutschland 1945 – 2000 aus der Sammlung Schupmann

Genre Ausstellung
Veranstalter Stadtverwaltung Erfurt, Kunsthalle Erfurt
Veranstaltungsort Kunsthalle Erfurt, Fischmarkt 7, 99084 Erfurt
workTel. +49 361 655-5660+49 361 655-5660

Über die Ausstellung

Foto: Verena von Gagern: Sylt, 1979 Foto: © Sammlung Schupmann

Von ostdeutschen Fotografinnen und Fotografen weiß man, dass sie der DDR-typische Mangel an technischen Möglichkeiten zur Herstellung von Farbfotografien dazu brachte, sich beinahe ausschließlich den spezifischen Möglichkeiten der Fotografie in Schwarzweiß zu widmen. Aber auch in Westdeutschland gab es in den Jahrzehnten nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs zahlreiche Spezialisten der Schwarzweißfotografie, ob sie aus der Reportage kamen, aus der Mode oder aus der Kunst. Michael Schupmann hat viele von ihnen gesammelt.

Zwei Personen, deren Rücken man nur sieht, stehen hüfthoch im Wasser
Foto: André Gelpke: Sylt, 1980, aus der Mappe: Fluchtgedanken Foto: © Sammlung Schupmann

Michael Schupmanns Sammlung widerspiegelt zwar nicht systematisch, aber doch exemplarisch Wege, Richtungen und Tendenzen, welche die westdeutsche Fotografie nach 1945 eingeschlagen hat. Dabei ist das Spektrum breit. Es reicht vom Negativdruck eines Willi Moegle bis zum ikonischen Reportagebild einer Barbara Klemm, von der formbewusst komponierten Fotocollage eines Otto Steinert über die typologischen Objektvergleiche bei Bernd und Hilla Becher bis zur lyrisch-subjektiven Perspektive auf intime menschliche Beziehungen, wie sie Will McBride bevorzugte, von der konzeptuellen Selbstinszenierung eines Dieter Appelt bis zum sachlichen Blick auf den tristen Alltag, wie ihn Walter Vogel bietet, vom experimentellen Ansatz eines Floris M. Neusüss über den Visualismus von Andreas Müller-Pohle bis zur Generativen Fotografie von Gottfried Jäger, von den sozial sensiblen Portraits eines Stefan Moses bis zu den Mode-Inszenierungen von F. C. Gundlach, Peter H. Fürst, Walde Huth oder Horst Wackerbarth.

Die Ausstellung entstand mit freundlicher Unterstützung durch HELABA Landesbank Hessen-Thüringen.

Impressionen der Ausstellung

Video: Blick in die Ausstellung „Analog und Schwarzweiß“ in der Kunsthalle Erfurt © Stadtverwaltung Erfurt

Das Begleitprogramm

Foto zahlreicher glänzender und ordentlich gestapelte Stoßstangen
Foto: Peter Keetman: VW-Werk, Stoßstangen, 1953 Foto: © Sammlung Schupmann

Kuratorenführungen mit Prof. Dr. Kai Uwe Schierz, Direktor der Kunstmuseen Erfurt

  • Sonntag 21.10.2018, 11:15 Uhr
  • Sonntag, 04.11.2018, 11:15 Uhr
  • Donnerstag, 08.11.2018, 19:00 Uhr
  • Donnerstag, 15.11.2018, 20:00 Uhr
  • Sonntag, 02.12.2018, 11:15 Uhr (gemeinsam mit dem Sammler Michael Schupmann)

Rundgang mit Dr. Michael Schupmann

Freitag, 21. Dezember, 15 Uhr

Die Sammlung Schupmann

Ein Mann sieht ihn die Kamera
Foto: Michael Schupmann in der Kunsthalle Foto: © Stadtverwaltung Erfurt

Im Jahr 1975, während seines Studiums, entdeckte der heute in Bad Hersfeld lebende Arzt Michael Schupmann in der Universitätsbibliothek Tübingen eine Zeitschrift, deren Lektüre für ihn zu einen Wendepunkt wurde: "Camera", jene traditionsreiche Schweizer Fotozeitschrift, die in den 1970er Jahren unter der Chefredaktion des Amerikaners Allan Porter zum Zentralorgan der fotografischen Avantgarde in Europa wurde. "Das Heft", so Michael Schupmann später, "hat mich umgehauen."

Er begann nicht nur selbst zu fotografieren, sondern sammelte seit Mitte der 1980er Jahre intensiv fotografische Abzüge, vorwiegend in Schwarzweiß, die er auf Messen, in Galerien, am liebsten aber von ihren Schöpfern direkt erwarb. Über 700 Abzüge zählt seine Sammlung heute. Er sammelte, was er im Original kennenlernen konnte, also hauptsächlich Werke westdeutscher Fotografinnen und Fotografen, die im Zeitraum zwischen 1945 und 2000 entstanden, einige also noch vor der Gründung der Bundesrepublik Deutschland, andere nach der Wiedervereinigung. Beim Sammeln legte Schupmann großen Wert auf die Objektpräsenz der Abzüge, die ein definiertes Format haben, eine fühlbare Papierqualität und -stärke, eine Oberfläche, die matt sein kann oder hochglänzend, und die auf der Rückseite durch ein Datum und einen Stempel oder eine Unterschrift ausgewiesen sind als das Werk einer Autorin oder eines Autors.

Eine Figur steht vermeintlich auf einer Treppe, schwarzweisse Fotocollage
Foto: Otto Steinert: Grand Palais 2, 1956 Foto: © Sammlung Schupmann

„Meine Fotografenporträts“ – Michael Schupmann über seine Fotografien

Robert Häusser hat sich angekündigt; er bringt Fotografien, die ich bestellt habe. Auf die Frage, ob ich ein Bild von ihm persönlich machen dürfe, hat er Ja gesagt.

Wie kann ich das anfangen? Einfach nur den Kopf ablichten, wäre mir zu langweilig. Da kommt mir der Gedanke, sein eigenes Werk in ein Porträt von ihm einzubeziehen, dabei selbst etwas zu gestalten.

Mich hat seine Fotografie „Späte Stunde“ tief beeindruckt. Auf abendlichem Feld eine große Plane, daneben eine kleinere. Mit etwas Phantasie das Bild einer geköpften, verpackten Leiche, grausig. Also muss etwas Düsteres her.

Die Treppe unseres Fachwerkhauses ist nur spärlich beleuchtet, eine Glühbirne unter einer einfachen Hütchenlampe. Auf den oberen Absatz drapiere ich ein Tuch.

Der Meister ist etwas erstaunt, aber er nimmt die Idee mit Humor. Meine Mamyia 645 habe ich bereits auf das Stativ gesetzt. Herr Häusser stellt sich in Positur, ich stelle mich hinter die Kamera, will das Objektiv scharf stellen, will den Drahtauslöser betätigen, Herz klopft, Schweiß bricht aus, Hände zittern, ich kann kein Bild machen. Wie komme ich als einfacher Landarzt von der Sorte „Ernsthafter Fotoamateur“ dazu, einen über Deutschlands Grenzen hinaus bekannten Fotografen abzulichten, der den Hasselblad Award bekam, der in Moskau ausgestellt hat? Größenwahnsinnig!

Foto einer Frau in schwarzer Unterwäsche
Foto: Peter H. Fürst: Danielle im schwarzen Dessous, Hommage an Anton Räderscheidt, 1983 Foto: © Sammlung Schupmann

„So, nun mal ganz ruhig, ganz ruhig“, R. H. macht mir klar, dass nicht Gottvater vor mir steht, und irgendwie kommt das Bild doch noch in den Kasten und später ins Passepartout (und wird später bei der großen Präsentation der Gernsheim-Sammlung in Mannheim mit ausgestellt.)

First encounter of a strange kind.

Andere folgen: Peter Keetman wollen Sie fotografieren? Der ist muffig und unfreundlich. Herr Keetman stellt sich als äußerst liebenswürdig heraus, der Herr der Tropfen, ein Mann, der so konträre religiöse Vorstellungen zu meinen hat, dass wir das in langen Briefwechseln bearbeiten, Fotografie kein großes Thema, wozu auch bei einem der godfathers aus der berühmten fotoform-Gruppe.

Bernd und Hilla Becher vor die Linse zu bekommen, dauert Jahre, und als sie sich in ihrer Küche noch einmal um sich selbst drehen sollen, damit ich die Serie mit den allseitig dargestellten Fachwerkhäusern aus dem Siegerland nachempfinden kann, kommt leichter Protest von Frau Becher, aber ich kann sie doch noch überzeugen.

Der Globetrotter Hilmar Pabel wird in seiner Souvenirecke aufgenommen, mit der Leica um den Hals und der Hand auf einer Weltkugel, die ich mir von meiner Frau Ingrid geborgt habe.

Gottfried Jäger muss natürlich mit einer Collage aus unterschiedlich belichteten Fotopapieren umgeben werden.

Heinrich Riebesehl in einer „Agrarlandschaft“, leider schon gezeichnet von seiner schweren Erkrankung. Daher umso größerer Respekt und Dankbarkeit, dass sich der Professor aus Hannover meiner Kamera stellt. Ich hatte die Ehre, 2009 zur Verleihung des Niedersächsischen Staatspreises an ihn geladen zu sein.

Wilhelm Schürmann vor verrückten Häuschen an der belgischen Grenze.

Kilian Breier wird in Entwickler getaucht und landet erst mal in der Tonne, bevor er wieder herausgeholt und an dieselbe Stelle platziert wird wie in seinem berühmten Selbstporträt.

André Gelpke lässt sich wahrhaftig meine Sonnenbrille aufsetzen, um den „Mann mit Brille“ zu gestalten,

Andreas Müller-Pohle, von dem ich so viel lernte und dem ich viel verdanke, ist seine zehntausendundeine „Transformance“ persönlich, Floris M. Neusüss wird in der Dunkelkammer in ein Fotogramm verwandelt.

Wo steht Stefan Moses? Da gibt’s nur das Betttuch, das wir von zu Hause zu ihm mitgenommen haben.

Ein Zaun, vor und hinter dem Menschen stehen
Foto: Peter Neusser: Urbanities I/23, New York, 1996 Foto: © Sammlung Schupmann, Peter Neusser

Peter Neusser hilft mir, seine Großbildkamera aufzubauen (besser gesagt: ich ihm) und einzustellen in einer Untergrundstation in München, die ich vor 20 Jahren schon einmal fotografiert habe. Und schon haben wir seine raffinierte Schärfenebene.

Für Hermann Försterling wird ein Pigmentdruck angefertigt. Er zeigt mir, wie es geht. Er ist ein raubeiniger und großzügiger Künstler, der mich mehr als einmal beherbergt und in die Welt der Edeldrucke, die er wie kaum ein zweiter auf der Welt beherrscht, einführt (nachdem er meinen ersten eigenen Gummidruck einem ordentlichen Verriss unterzogen hat).

Walter Vogel wohnt gerade noch in Frankfurt, so kann ich den Dokumentaristen der bundesrepublikanischen Kaputtsaniererei vor ein neues Hochhaus stellen.

Horst Wackerbarth findet einen Palmenwedel irgendwo im Atelier anstatt des Schirms, und eine Kamera wird anstatt des Schweinchens an der Leine geführt, damit Andreas Wrede in abgewandelter Form wieder aufersteht.

Charlotte March ziert sich jahrelang, bekommt dann aber Spaß an der Idee, nimmt ein Kleid am Bügel mit in den Volkspark in Hamburg und koloriert einen Abzug ihres Konterfeis sogar selbst.

Thomas Anschütz, der Darsteller der Ecken und Decken, steht in unserem Treppenhaus.

Verena von Gagern wird zu „Barbara“ und spiegelt sich in der Scheibe ihres Autos.

Herr Gundlach hat wenig Zeit, aber über seinen Sekretär bekomme ich endlich einen Termin – und er bekommt vor seiner Wohnungstür eine alte Studiolampe als Staffage (hat mir ein Patient geborgt, der ein Fotostudio betreibt), wie er es selbst manchmal gemacht hat, wenn er seine Models fotografierte, die damals noch Mannequins genannt wurden.

Der höchstbetagte Heinrich Heidersberger wird zum Schlossgespenst in Wolfsburg, mit zur Deckung gebrachten Negativen seines Porträts und der Mauer vom Schloss.

Walde Huth will lange gar nicht. Doch dann macht sie in der Galerie infocus in Köln Ausfallschritte wie ihre Models.

Über Karl Martin Holzhäuser wird seine Lichtmalerei gelegt.

Arno Jansen schaut genauso versteckt hinter einem Baum hervor, wie die Rätsel seiner Stillleben.

Barbara Klemm, eine der größten bundesrepublikanischen Bildberichterstatter, immer freundlich und bescheiden, ist für ihre souverän gestalteten Porträts vieler Berühmtheiten bekannt, also wird’s einfach.

Jaschi Klein hat keine Angst vor ihrem Pegasus, höchstens vor meiner Kamera, denn auch bei ihr kostet es mich viele Überredungskünste.

Walter E. Lautenbacher hat seine Fettscheibe erfunden, um ein Model hier und da weichzuzeichnen, also bekommt er auch sein Fett weg. Nicht sehr lange nach unserer Begegnung ist er verstorben.

Den alten Herrn Georg Eurich kann ich nicht mehr ins Feld oder einen Stall locken, also Aufnahme bei Begutachtung seiner Arbeit als Dokumentarist des Landlebens auf höchstem Niveau.

Siegfried Lauterwasser, ein alter Haudegen der fotoform-Gruppe, ordnet sein Bildvermächtnis auf dem Dachboden des fotografischen Traditionsbetriebes in Überlingen.

Der Artist in der Zirkuskuppel: ratlos. Will McBride sitzt in unserer Küche und denkt wohl an die Zeit, als er der Zeitzeuge und Dokumentarist der sexuellen Revolution in den 1960er Jahren war.

Toni Schneiders führt mich an Orte einiger seiner bekanntesten Aufnahmen. Seitdem weiß ich, dass die geheimnisvolle Frau hinter den spiegelnden Scheiben seine Frau Ingeborg ist (so wie Peter Keetman mir verrät, dass seine berühmten „1001 Gesichter“ nicht ein raffiniertes Selbstporträt darstellt, sondern seine Schwester).

Thomas Bachler stellt mir eine Lochbildkamera zur Verfügung (gibt es noch andere, die so konsequent deren Möglichkeiten ausgeleuchtet haben?), dann wird seine Fensterserie mit drinnen und draußen nachgestellt.

Der Sohn von Ludwig Windstosser stellte mir freundlicherweise ein Selbstporträt seines Vaters, des fotoform-Mitglieds und Industriefotografen, zur Verfügung, als der Meister schon lange verstorben war.

Fast zwanzig Jahre später fällt mir endlich eine Lösung ein, wie ich noch ein posthumes Bild von ihm machen kann, indem ich ihn mit meiner alten Aufnahme eines ICE am Bahnübergang im Negativdruck kombiniere, zugegeben geschummelt: jetzt schon mit Hilfe der Photoshop-Software, denn meine Dunkelkammerausrüstung steht inzwischen in einer Kasseler Schule.

Wenn das einmal funktioniert, warum nicht öfter? Was wohl Otto Steinert, der sehr gestrenge Lehrmeister an der Folkwangschule in Essen, zu meiner Mehrfachbelichtung sagen würde? Ich habe sie erst vierzig Jahre nach seinem Tod angefertigt (wieder mit dem technischen Know how von Marc, der sein Photoshop-Programm beherrscht wie schon bei Windstosser).

Schließlich Thomas Kellner, den ich nach vielen, vielen Jahren und langer Absence in Sachen Sammlung doch noch gefragt habe, ob ich seine kubistischen Monumente mit ihm persönlich nachstellen darf. Ich durfte – und bekam noch obendrein ein köstliches Mahl mit Maultaschen (vegetarisch, versteht sich. Auch noch Extrawünsche!)

Ein paar fehlen noch, außer Dieter Appelt alle verstorben, aber mit den heutigen Möglichkeiten …

Michael Schupmann im September 2018

Künstlerinnen und Künstler der Sammlung Schupmann

Foto von in der Mitte gerissener Fäden
Foto: Kilian Breier: Ohne Titel, 1957 Foto: © Sammlung Schupmann, Kilian Breier

Zahlreiche der über 40 vorgestellten Autorinnen und Autoren sind heute sehr bekannt, berühmt und in einigen Fällen sogar legendär. Die Ausstellung in der Kunsthalle Erfurt richtet den Blick zurück auf eine bedeutende Epoche der jüngeren deutschen Fotografiegeschichte vor der Digitalisierung der Bildmedien, die in den neuen Bundesländern immer noch wenig bekannt ist.

Kurzbiografien der Künstlerinnen und Künstler

Thomas Anschütz

geb. 22. September 1954, Sinn/Hessen

1975 – 1981: Studium an der Kunsthochschule Kassel

1977 – 1980: Studium an der Hochschule für bildende Künste Hamburg

1981 – 1990: freischaffend in New York City

Ab 2007: Dozent an der Neuen Schule für Fotografie in Berlin

Lebt in Strausberg

Dieter Appelt

geb. 3. März 1935 in Niemegk

1954 – 1958: Studium Musik und Gesang an der Staatlichen Hochschule für Musik – Mendelssohn-Akademie in Leipzig und der Deutschen Hochschule für Musik Berlin (Ost), Studium der Kompositionslehre von Arnold Schönberg, Anton Webern, Alban Berg und Leoš Janáček

1959: Übersiedlung nach West-Berlin

bis 1964: Studium der Fotografie und Experimentellen Fotografie an der Hochschule der Künste Berlin bei Heinz Hajek-Halke

1976: Erste Fotografien auf Monte Isola (Italien), Befassung mit dem eigenen Körper unter Nutzung einer Plattenkamera

Ab 1982: Berufung zum Professor für Film, Video und Fotografie an die Hochschule der Künste Berlin

1996: Prodekan für den Fachbereich Bildende Kunst, später Vizepräsident der Hochschule

Dieter Appelt ist Fotograf, Maler, Bildhauer, Video-, Aktions- und Objektkünstler. In den späten 1970er und frühen 1980er Jahren stand bei seinen Aktionen und Inszenierungen vor der Kamera meist sein bekleideter oder nackter Körper im Mittelpunkt der Bilder, wobei er sich wiederholt mit den Themen Selbstreflexion, Geburt und Tod befasste. Beispiele seiner Arbeiten dieser Jahre sind Fotografien, für die er Strukturen aus Ästen baute und sich selbst innerhalb dieser Konstruktion für die Fotografie positionierte. Ab Mitte der 1980er Jahre wandte sich Appelt neuen Techniken zu und seine Arbeiten weisen seit dieser Zeit einen deutlich abstrakteren Charakter auf.

Thomas Bachler

geb. 1961 in Sinn, Hessen

1983 – 1989: Studium an der Kunsthochschule Kassel bei Floris M. Neusüss

1985: Organisation des ersten Lochkamerakongresses in Deutschland

Ab 1990: Lehraufträge (Fotografie, Kunst, Gestaltung) des Goethe-Instituts, der Fachhochschule für Gestaltung in Würzburg und der Hochschule für Bildende Künste Braunschweig

2000 – 2002: Gastprofessur an der Kunsthochschule Kassel (Grundlagen Fotografie, Kunst mit Maschinen)

2002: Kurator der Ausstellung „Fotografie als Experiment“, Kunsthalle Erfurt

WS 2002/03 – SS 2004: Lehrauftrag an der Kunstakademie Dresden

2005: Workshop an der Sommerakademie Dresden; Vorträge und Workshops an der University of Brisbane und Hobart (Australien)

2007: Workshop an der Hochschule Liechtenstein

2011: Aktion „photoshooting“ im Museum La Casa Encendida Madrid, Barcelona

2012: Camera obscura workshop an der Sommerakademie Bremen

ab 2012: weitere Kurse an verschiedenen Orten zum Thema Schattentheater, Fotografie

2014: erste literarische Arbeiten

Bernd und Hilla Becher

Bernd Becher, geb. 20. August 1931 in Siegen; gest. 22. Juni 2007 in Rostock
Hilla Becher, geb. Wobeser, geb. 2. September 1934 in Potsdam; gest. 10. Oktober 2015 in Düsseldorf

Bernd Becher studierte von 1953 bis 1956 an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Stuttgart freie Grafik bei Karl Rössing. 1959 wechselte er an die Düsseldorfer Kunstakademie, an der er bis 1961 Typografie studierte. Er zeichnete und malte Industriedenkmäler und sammelte Kontaktabzüge von Industriebauten. Zur Dokumentation und als Vorlage für Zeichnungen und Gemälde fertigte er ab 1957 Fotografien an. Über Collagen aus Fotografien und Zeichnungen gelangte er später gemeinsam mit Hilla zur rein fotografischen Dokumentation. Bernd Becher und Hilla Wobeser lernten sich 1957 in einer Düsseldorfer Werbeagentur kennen. Sie heirateten 1961. Hilla Wobeser absolvierte ab 1951 eine dreijährige Ausbildung im renommierten Fotoatelier von Walter Eichgrün in Potsdam. Sie übernahm die Assistenz bei Aufnahmen der Schlösser und Gärten von Sanssouci. 1954 wechselte sie nach Hamburg, wo sie für eine Luftbildfirma als Fotografin tätig war. 1957 fand sie eine Anstellung in der Werbeagentur von Hubert Troost in Düsseldorf. Bernd Becher übernahm 1976 an der Kunstakademie Düsseldorf eine Professur für Fotografie, doch verstand sich das Ehepaar gemeinsam als lehrend und kooperierte in der Ausbildung der Studenten eng. Sie bildeten viele fotografische Persönlichkeiten aus, die als „Becher-Schule“ heute aus internationaler Sicht herausragende Vertreter der deutschen Fotografie sind.

Kennzeichnend für ihr Vorgehen sind häufig „Abwicklungen“, sechs, neun, zwölf oder mehr Fotografien desselben Objekts in festgelegten differierenden Winkeln. Dadurch entstanden „Typologien“ industrieller Bauten. Die Fotografien wurden betont sachlich konzipiert. In ihrer Aufnahmetechnik bevorzugten Bernd und Hilla Becher Zentralperspektiven, Verzerrungsfreiheit, Menschenleere und ein wolkenverhangenes weiches Sonnenlicht. Damit auch Einzelheiten präzise wiedergegeben werden, benutzten sie Großformatkameras mit dem Format 13 × 18 cm. Die Komposition der Bilder lässt die Oberflächenstrukturen und den Aufbau der grundsätzlich mittig platzierten Bauten stark hervortreten.

Kilian Breier

geb. 8. Juli 1931 in Saarbrücken; gest. 14. April 2011 in Hamburg

1952 – 1953: Studium der freien Malerei an der Ecole des Beaux-Arts in Paris

1953 – 1955: Studium der Fotografik an der Staatlichen Schule für Kunst und Handwerk in Saarbrücken bei Hannes Neuner und Otto Steinert

1966:  Professor für Fotografie an der Hochschule für bildende Künste Hamburg

1968 – 1999: Institut für Visuelle Kommunikation

Ende der 1950er Jahre Verbindungen zu anderen Künstlern aus der Konkreten Kunst

In seinen „Lichtnutzen“ aus den 1980er Jahren setzte Breier Fotopapier dem normalen Tageslicht oder Bürolicht aus, um in langsamen „Oxydationen“ die Licht-Verschwärzung des Papiers zu akkumulieren.

Hermann Försterling

geb. 1955 in Gengenbach

1973 – 1977: Studium der Malerei an der Akademie der Bildenden Künste Stuttgart

1977 – 1979: Zivildienst

seit 1979: freischaffend, lebt in Eppingen

Försterling beherrscht sowohl die kunstfotografischen Edeldrucktechniken der Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert (Bromöldruck) als auch das Experiment mit modernster Scanner- und Digitaltechnik. Seine Arbeiten bereichern wichtige Kunstsammlungen der Welt, unter anderem das Museum of Modern Art New York und die Staatsgalerie Stuttgart.

Hubs Flöter

(eigentlich Hubertus Augustinus Flöter)

 geb. 3. November 1910 in Köln; gest. 19. Mai 1976 in München

Flöter studierte ab 1928 an der Lehr- und Versuchsanstalt für Photographie, Chemiegrafie, Lichtdruck und Gravüre in München, wo er 1932 in der Meisterklasse von Willy Zielke abschloss. Anschließend war er Assistent bei Hugo Schmölz in Köln und arbeitete ab 1935 im Atelier Binder in Berlin. 1938 übernahm er dieses Atelier in leitender Position. 1940 bis 1941 Leiter der Bildstelle der UFA in Berlin, von 1941 bis 1945 arbeitete er als Fotograf in einer Propagandakompanie der deutschen Wehrmacht. 1946 bis 1949 Bildreportage Trümmer-Photos, u. a. mit Aufnahmen von Köln, Stuttgart, München, Freiburg. Ab 1948 Mitarbeit bei der Zeitschrift Film und Frau. Später entwickelte sich Flöter zu einem der führenden Modefotografen Deutschlands, der die Modetrends von Diors New Look bis zum Youthquake der 1960er Jahre in seinen präzisen, meist sehr statisch wirkenden Aufnahmen abbildete und so zu einem der Chronisten des deutschen Wirtschaftswunders wurde.

Peter H. Fürst

geb. 29. Dezember 1933 in Leoben, Österreich; gest. 12. Januar 2018 in Köln

1954 – 1957: Lehre im elterlichen Betrieb und Studium an der Höheren Graphischen Lehr- und Versuchsanstalt in Wien

1960: Meisterprüfung, danach selbstständig

1963 – 1968: Fotografie für Firmen wie Lancôme, Revlon und Sans Soucis, Arbeiten im Bereich der Modefotografie

Ab 1968: Partnerschaft mit dem Diplom-Psychologe Ralf Baumgarten (1940–2005), dessen gestaltpsychologische Überlegungen Einfluss auf seine Fotografien nehmen

1970: Aufträge von Firmen wie Gossard, Triumph International und Palmers

1971: psychologische Serie Die sieben Gesichter einer Frau und das erste europäische Poster mit einem völlig nackten Mann. Es folgten Aufträge für Beauty, Mode- und Pelz-Couture sowie für Dessous-Marken wie Antinea, Lejaby (beide Paris), Lovable Italien, DeWe Belgien, Bestform S.A. und andere. Außerdem arbeitete er für Werbeagenturen europaweit.

1982 entstand das inzwischen weltweit bekannteste Fürst-Foto Danielle im schwarzen Dessous (Hommage an Anton Räderscheidt), das 1989 in die Sammlung des Museum Ludwig in Köln aufgenommen wurde.

2002 löste Fürst sein Fotostudio auf und gründete Das photographische Archiv, das Arbeiten zu den Themen Beauty, Dessous, Fashion, Porträt, Landschaft und Kunst enthält.

Franziska von Gagern

geb. 1970 in Madrid

1991 – 1993: Studium an der Fachschule für Film und Optik, Berlin

1995 – 1998: Studium an der Fachakademie für Fotodesign, München

Freischaffende Fotografin (Architektur, Landschaft, Reportage) und Filmemacherin, seit 2013 auch Dozentin für Fotografie

Verena von Gagern-Steidle

geb. 1946 in Bonn

Studium der Architektur in Aachen, München, Madrid, USA

Abschluss mit einem Master of Architecture and Urban Planning

Fotografie im Selbststudium

Lebt und arbeitet in Niederbayern

Andre Gelpke

geb. 15. März 1947 in Beienrode

lebt und arbeitet in Zürich, Schweiz, und in Grattino, Italien

1969 – 1975: Studium an der Folkwangschule in Essen unter Otto Steinert. Seine Diplomarbeit zum Thema: „Stationen, Dokumentation einer Reise nach Nepal“ beschäftigte sich mit den damals sinnsuchenden Hippiereisen per VW Bus.
1975: Gründung der Bildagentur Visum in Essen, zusammen mit seinen Studienkollegen Rudi Meisel und Gerd Ludwig

1979: Austritt aus der Agentur, leitet internationale Workshops, unternimmt Weltreisen.

Von 1980 bis 1990 lebt er in Düsseldorf.

1987/88 Gastdozentur an der Fachhochschule Dortmund und an der Hochschule für Gestaltung in Zürich.

1989: Berufung an die Zürcher Hochschule der Künste, wo er bis 2012 als Professor des Studienbereichs Fotografie lehrte.

André Gelpke gilt als einer der maßgeblichen Autorenfotografen in Europa. Seit den 1970er Jahren war er zusammen mit Heinrich Riebesehl und Michael Schmidt einer der Wegbereiter des Mediums Fotografie als Kunst in Deutschland.

F. C. Gundlach

geb. 16. Juli 1926 in Heinebach, Hessen

1946 – 1949: Studium an der Privaten Lehranstalt für Moderne Lichtbildkunst in Kassel bei Rolf W. Nehrdich

Seit 1949: Arbeit als freiberuflicher Fotograf; veröffentlichte vor allem Theater- und Filmreportagen in Magazinen wie der Deutschen Illustrierten, in Stern, Quick und Revue.

Ab 1953: Arbeit für die in Hamburg erscheinende Zeitschrift Film und Frau und Spezialisierung auf Modefotografie im journalistischen Stil.

Seine Modefotografien der 1950er, 1960er und 1970er Jahre, die sich mit gesellschaftlichen Phänomenen und aktuellen Strömungen in der bildenden Kunst auseinandersetzten, sind vielfach zu Ikonen geworden, haben ihren Entstehungskontext hinter sich gelassen und ihren Weg in Museen und Sammlungen gefunden. Seit 1975 stellte er, zunächst in der PPS. Galerie F. C. Gundlach, später für viele Hamburger und Berliner Museen, international beachtete fotografische Ausstellungen zusammen.

Seit September 2003 ist er Gründungsdirektor des Hauses der Photographie in den Deichtorhallen Hamburg. Seine Sammlung fotografischer Arbeiten unter dem Titel Das Bild des Menschen in der Photographie zählt zu den bedeutendsten privaten Fotosammlungen Deutschlands und steht dem Haus der Photographie als Dauerleihgabe zur Verfügung.

Robert Häusser

geb. 8. November 1924 in Stuttgart; gest. 5. August 2013 in Mannheim

Bereits als Kind experimentiert er mit einer Camera obscura.

1938: erste vollwertige Kamera (Kodak Retinette)

1940 – 1941: Volontär als Pressefotograf in Stuttgart, danach bis 1942 Lehre in einem handwerklichen Fotobetrieb und Besuch der Graphischen Fachschule in Stuttgart

1942 – 1946: Kriegsdienst und Gefangenschaft

1946 – 1952: lebt mit den Eltern in der Mark Brandenburg. Fotografiert neben der bäuerlichen Arbeit auf dem Hof. Ab 1949 Studium bei Heinrich Freytag und Walter Hege an der Schule für angewandte Kunst in Weimar

1952: Aufgabe des Hofes, Flucht nach Westdeutschland; in Mannheim verschiedene Auftragsarbeiten

1957: Gründung des eigenen Studios für Fotografie in Mannheim, Aufträge aus der Industrie, von Architekten, Reisen im Auftrag verschiedener Bildmagazine

Ab 1968 keine Auftragsarbeiten mehr; nur noch freie Fotografie im Eigenauftrag

Heinz Hajek-Halke

geb. 1. Dezember 1898 in Berlin; gest. 11. Mai 1983 ebenda

Kindheit in Argentinien, ab 1910 wieder in Berlin

Ab 1915: Studium an der Königlichen Kunstschule Berlin, nach Kriegsunterbrechung 1919 Fortsetzung bei den Professoren Emil Orlik und Hans Baluscheck, Abschluss 1923

1925: Fotograf bei der Agentur Presse-Photo; dort erste Schnitt- und Lichtmontagen

1927: Begegnung mit Bruno Schultz, Herausgeber des Jahrbuches Das Deutsche Lichtbild; Schnittmontagen und erste Werbeaufnahmen unter Nutzung experimenteller Techniken, ab 1930 zahlreiche experimentelle Arbeiten

1934: innere Emigration an den Bodensee, dort Makroaufnahmen mit Großformatkamera

1948: Begegnung mit Toni Schneiders

1949: Mitglied der Gruppe fotoform und Arbeit als freischaffender Fotograf

Ab 1955: Professor für Fotografie und Foto-Grafik an der Hochschule für bildende Künste (heute: Universität der Künste) in Berlin, wo Floris Michael Neusüss einer seiner Schüler ist

Obwohl Hans Hajek-Halke vorwiegend im Bereich der angewandten Kunst agierte, wird er heute zu den Avantgarde-Künstlern gerechnet – dank seiner innovativen Fotoexperimente mit Mehrfachbelichtung, Sandwich-Techniken sowie Foto- und Textmontage. Seit 1925 erschienen seine Bilderzählungen, Reportagen, Schutzumschläge für Bücher sowie Reklameanzeigen für Industrieprodukte regelmäßig bei den bekanntesten Berliner Verlagshäusern und Agenturen. Seit 2010 befindet sich der Nachlass von Hajek-Halke im Archiv der Berliner Akademie der Künste.

Ruth Hallensleben

geb. 1. Juni 1898 in Köln; gest. 28. April 1977 ebenda

1930 – 1933: Praktikum bei der Kölner Porträtfotografin Elsbeth Gropp

1934: machte sie sich selbständig und eröffnete im Hansahochhaus ihr Atelier

1936: Aufnahme in die Gesellschaft deutscher Lichtbildner

1943: Umzug von Köln nach Wiehl; dort ab 1950 größeres Atelier

1961: Umzug des Ateliers nach Wuppertal-Elberfeld

1973: Beendigung der beruflichen fotografischen Tätigkeit

Der Schwerpunkt von Ruth Hallenslebens Werk liegt in der Industriefotografie, zumeist im Auftrag von Firmen oder Verlagen. Daneben existieren wichtige Beiträge zur Landschaftsfotografie. 1986 wurde der fotografische Nachlass von Ruth Hallensleben von der Kulturstiftung Ruhr erworben und 1989 an das Ruhr Museum übergeben.

Heinrich Heidersberger

geb. 10. Juni 1906 in Ingolstadt; gest. 14. Juli 2006 in Wolfsburg

Heidersberger lebte und arbeitete in Berlin und Braunschweig, aber auch in Paris, Dänemark, in den Niederlanden und den USA, seit 1961 ständig in Wolfsburg. Dort befand sich sein Atelier auf Schloss Wolfsburg.
Bekannt wurde Heidersberger vor allem als Industrie- und Architekturfotograf, ihn reizte aber auch das Experimentieren. 1949 entwickelte er eine Lichtkanone, um in einer Bilderserie für die Zeitschrift Stern unbekleidete Frauen nicht entblößt zu zeigen. 1957 erhielt er für eine Pendelmaschine zur Erzeugung von fotografischen Rhythmogrammen auf der Mailänder Triennale eine Silbermedaille. 2003 wurde er zum Ehrenbürger der Stadt Wolfsburg ernannt. Im Jahr 2002 Gründung des Institut Heidersberger, um sein Lebenswerk zu sichern und die Werke einer breiten Öffentlichkeit zugänglich zu machen.

Karl Martin Holzhäuser

geb. 18. Februar 1944 in Gardelegen

1962 – 1965: Fotografische Lehre im Museum Dahlem, Berlin

1965 – 1966: Studium an den Werkkunstschulen Darmstadt und Saarbrücken bei Oskar Holweck

1966 – 1969: Studium an der Hochschule für Bildende Künste in Hamburg bei Kilian Breier

1969 – 1970: Fotograf in Nürnberg

1970 – 1972: Art director photography in den Vogelsänger Studios bei Bielefeld

Seit 1975: Professor für Fotografie an der Fachhochschule Bielefeld

Mitglied der internationalen Gruppe „Konkrete Fotografie“

Lebt und arbeitet in Bielefeld

„Holzhäusers Werk hat eine Grammatik, seine Arbeiten und Bildgruppen sind Visualisierungen von Strategien, von Denkfiguren, von Organisationsplänen und Gesetzmäßigkeiten, deren Ursprung sowohl im menschlichen Denken als auch im Bauplan der Natur zu finden ist.“

Gerhard Glüher

Walde (Waldberta) Huth

geb. 29. Januar 1923 in Stuttgart; gest. 11. November 2011 in Köln

Kindheit in Esslingen/Neckar

1940 – 1943: Studium der Fotografie bei Walter Hege an der Staatlichen Schule für Angewandte Kunst in Weimar

1943 – 1945: Arbeit in der Entwicklungsabteilung für Farbfotografie bei Agfa Wolfen, filtert den ersten deutschen abendfüllenden Farbfilm Münchhausen; mit Walter Hege Dokumentation der Freskenmalereien Moritz von Schwinds auf der Wartburg im Rahmen des „Führerauftrages Monumentalmalerei“

1946: Eröffnung des Ateliers „Künstlerische Lichtbildwerkstätte“ in Esslingen

1953: Eröffnung ihres Studios für Mode- und Werbefotografie in Stuttgart

1958: gemeinsam mit ihrem Mann, dem Architekturfotografen Karl Hugo Schmölz, Eröffnung des Studios für Werbung und Public Relations „schmölz + huth“ (bis 1986)

Ihre Aufnahmen für die führenden deutschen Modezeitschriften machten Furore und sicherten ihr einen Platz in der Geschichte der Modefotografie: Sie wurden – zur damaligen Zeit ein Novum – vorwiegend im Freien aufgenommen und stehen im spannungsreichen Kontrast zur Architektur der Umgebung. Die Künstlerin fotografierte bald für die „Haute Couture“ in Paris und Florenz.

Gottfried Jäger

geb. 13. Mai 1937 in Burg

1954 – 1958: Ausbildung bei dem Fotografenmeister Siegried Baumann in Bielefeld

1958 – 1960: Studium Fotoingenieurwesen an der Staatlichen Höheren Fachschule für Photographie in Köln

1960: Meisterprüfung im Fotografenhandwerk in Köln

1960: Technischer Lehrer für Fotografie an der Werkkunstschule Bielefeld

1972: Gründung des Studienschwerpunkts Foto-/Film-Design an der Fachhochschule Bielefeld, der heutigen Studienrichtung Fotografie und Medien; Ernennung zum Professor für Fotografie/Film mit den Lehrgebieten Künstlerische Grundlagen der Fotografie, Fotografik und Generative Bildsysteme

1984: Gründung des Forschungsschwerpunkts Fotografie und Medien mit jährlichen Fotosymposien

1998 – 2002: Visiting Professor am Royal Institute of Technology (RMIT) Melbourne

2002: Emeritierung in Bielefeld

1968 führte Gottfried Jäger den Begriff Generative Fotografie für eine bilderzeugende Fotografie auf systematisch-konstruktiver Basis als Titel einer Ausstellung des Bielefelder Kunsthauses ein.

Arno Jansen

geb. 13. Februar 1938 in Aachen

1956 – 1959: Grafikstudium in Düsseldorf und an der Folkwangschule in Essen-Werden

1959: Studium der Fotografie bei Otto Steinert

1963: Abschlussexamen als Bildjournalist

1964 – 1965: Fotograf und Grafiker in Braunschweig, Lehrauftrag für Fotografie an der Hochschule für Bildende Künste Braunschweig

1965 – 1973: Berufung an die Kölner Werkschulen als Leiter des Lehrbereichs Fotografie

1973 – 1993: Professur für Künstlerische Fotografie an der Fachhochschule Köln

Lebt in Köln

Peter Keetman

geb. 27. April 1916 in Wuppertal-Elberfeld; gest. 8. März 2005 in Marquartstein, Bayern

1935 – 1937: Studium an der Bayerischen Staatslehranstalt für Lichtbildwesen München (zuletzt: Staatliche Fachakademie für Fotodesign München)

1938: Assistent bei der Industrie- und Porträtfotografin Gertrud Hesse in Duisburg und im Atelier des Industriefotografen Carl-Heinz Schmeck in Aachen

1940: Einberufung zur Wehrmacht, 1944 Rückkehr schwerverletzt

1948: Meisterprüfung in München

1949: Gründungsmitglied der fotoform-Gruppe

Ab 1948 ist Keetman mit Bildern und Portfolios in allen maßgeblichen deutschen Fotozeitschriften vertreten, später auch in einigen internationalen. Dazu kommen aufgrund der bevorzugten Themen viele Veröffentlichungen und Illustrationen in Periodika, die sich mit Architektur, Industriefotografie, Design oder Grafik beschäftigen. International bekannt ist seine Serie über die Volkswagen-Produktion, in der Keetman revolutionäre grafische Sichten auf die Fließbandtechnik, Stapel von Metallteilen und technische Details beim Bau des Käfers ins Bild setzte.

2016 widmete das Museum Folkwang zusammen mit der Stiftung F. C. Gundlach dem Fotografen anlässlich seines 100. Geburtstags unter dem Titel Gestaltete Welt. Ein fotografisches Lebenswerk eine umfassende Retrospektive.

Thomas Kellner

geb. 28. Mai 1966 in Bonn

1989 – 1996: Studium Kunst und Sozialwissenschaften an der Universität Siegen

1997: Kodak Nachwuchs Förderpreis; seit dieser Zeit als Bildender Künstler tätig

2003 – 2004: Gastprofessur für Künstlerische Fotografie an der Justus-Liebig Universität Gießen

2007 – 2008: Lehrauftrag für Fotografie am Fach Kunst der Universität Paderborn

2015: Lehraufträge an der Justus-Liebig Universität Gießen und der Universität Koblenz-Landau

Jürgen Königs machte ihn mit der Theorie und Praxis der Lochkamerafotografie vertraut, die Kellner von 1989 bis 1998 praktizierte. Danach wechselte er zur Spiegelreflexkamera und entwickelte eine neue Bildsprache. Seine Fotografien sind nun multiperspektivisch angelegt. Das Bildmotiv wird gleichsam filmisch durch Einzelbilder der Fotokamera gelesen: Nach vorab bestimmten Regeln und in geplanter Reihenfolge werden Detailbilder aufgenommen. Die entstehenden Filmstreifen mit den Ausschnittbildern des Sujets werden, wie bei einem analogen Kontaktabzug, danach zu einem mosaikartigen Gesamtbild montiert und vergrößert.

Jaschi Klein

geb. 1942 in Kiel, Schleswig-Holstein

1964 – 1969: Studium der Malerei und Fotografie an den Kunsthochschulen Hamburg und Kiel

Seitdem freischaffende Arbeit an multimedialen Projekten mit Fotografie, Film und Installation

Seit 1980: Gastdozentin an der Kunsthochschule Bremen, Kunsthochschule Offenbach, Pentiment Summer Academy Hamburg, Salzburg College und an der University of Art Tampere, Finnland

Lebt und arbeitet in Hamburg

Insbesondere ihre freien Arbeiten entführen den Beobachter spielerisch über den Weg der szenografischen Inszenierung in eine phantasievolle Welt. In Zusammenarbeit mit Michael Engler entstanden ab 1979 Dokumentarfilme in Amerika und in arabischen Ländern.

Barbara Klemm

geb. 27. Dezember 1939 in Münster, Westfalen

Kindheit und Jugend in Karlsruhe; ihr Vater, Fritz Klemm, wirkte als Professor an der Karlsruher Kunstakademie; ihre Mutter, Antonia, Gräfin von Westphalen, war ebenfalls Künstlerin; der Vater verfügt über eine Dunkelkammer und macht sie mit den fotografischen Techniken vertraut

1955 – 1958: Fotografenlehre in einem Karlsruher Porträtatelier bei Julie Bauer
1959: Umzug nach Frankfurt am Main, Arbeit in der Klischeeherstellung und im Fotolabor der Frankfurter Allgemeinen Zeitung

Der Fotograf Wolfgang Haut (1927 – 2001) regt sie zur journalistischen Fotografie an. Sie wurde zunächst freie Mitarbeiterin, ab 1970 bis zu ihrer Pensionierung 2005 Redaktionsfotografin der FAZ. Daneben erschienen ihre Fotografien in zahlreichen Büchern, Wochenzeitungen und Magazinen. Ihre Schwerpunkte liegen auf Motiven aus der Politik und des Feuilletons. Die durchweg schwarz-weiß fotografierten Bilder decken ein weites Spektrum der Pressefotografie ab; sie wurden vielfach prämiert.

Walter E. Lautenbacher

geb. 23. Februar 1920 in München; gest. 10. August 2000 in Leonberg

1947 – 1949: Studium an der Bayerischen Staatslehranstalt für Lichtbildwesen (zuletzt: Staatliche Fachakademie für Fotodesign München)

1954: Gründung des Studios für Modefotografie in Stuttgart; in den folgenden Jahren Profilierung zu einem der führenden Modefotografen seiner Zeit

Ab 1959: Arbeiten für die Moderedaktionen der Zeitschriften Constanze und Petra in Hamburg; es entstanden über 250 mehrseitige Modereportagen, außerdem Arbeit für die Zeitschriften Annabelle, La Donna, Freundin, Neue Mode, Für Sie und für die Presse- und Werbeabteilungen großer Markenartikler, wie Bleyle, Triumph, Egeria, Comtesse, Hanro Swiss, Bogner, Ergee und Schiesser.

1967 veranstaltete Lautenbacher mit seinen Kollegen Franz Lazi und Ludwig Windstoßer die erste Ausstellung ihrer Art mit dem Namen Commercial Photography in Stuttgart. Erstmals wurde kommerzielle Fotografie, also z. B. Werbe- und Modefotografie, als Kunst vorgestellt.

 

Siegfried Lauterwasser

geb. 16. April 1913 in Überlingen; gest. 7. September 2000 ebenda

1928 – 1929: Fotografenlehre in Überlingen bei seinem Vater Alexander Lauterwasser

1929 – 1931: Besuch der Höheren Berufsschule für Grafik und gestaltendes Gewerbe in Frankfurt am Main

1933: Übernahme des väterlichen Fotoateliers

1937: Meisterprüfung

Während des Zweiten Weltkrieges Fotograf in einer Propagandakompanie

1949: Mitglied der Gruppe fotoform

1952 – 1987: Bühnenfotograf bei den Bayreuther Festspielen; ab 1962 bevorzugter Fotograf von Herbert von Karajan

1987: Goldener Meisterbrief

Lauterwasser war einer der wichtigsten Vertreter der Subjektiven Fotografie in der Nachkriegszeit.

Adolf Lazi

geb. 22. Dezember 1884 in München; gest. 9. Januar 1955 in Stuttgart

1896: Lehre beim Architekten und Bildhauer für religiöse Kunst Karl Heinrich Seboldt

1906: Gründung eines Ateliers für technische Aufnahmen und Porträts in München; Herstellung von kunstfotografischen Gummidrucken; Besuch von Abendkursen an der Bayerischen Lehr- und Versuchsanstalt in München

1908: Übersiedlung nach Paris; Anstellung im Fotostudio Nadar Fils, praktiziert weiterhin piktorialistische Fotografie

1914: nach Kriegsausbruch Rückkehr nach Deutschland; Kriegsdienst an der Westfront; 1917 Entlassung nach einem Lazarettaufenthalt

1918: Gründung eines Studios für Fotografie in Freudenstadt/Schwarzwald; Teilnahme an deutschen und internationalen Ausstellungen

1928: Umzug nach Stuttgart; Tätigkeitsschwerpunkt bilden nun Industrieaufträge mit Sach- und Architekturaufnahmen

1933 – 1945: Verbot staatlicher Aufträge wegen pazifistischer Betätigungen, arbeitet aber für große Firmen

1950: Gründung der Internationalen Schule für Höhere Fotografie Lazi, kurz Schule Lazi, später der Fachbereich Foto-Design der Lazi Akademie – The European School of Film and Design

Charlotte March

geb. 8. Oktober 1930 in Essen; gest. 29. Mai 2005 in Hamburg

1950 – 1954: Besuch der Hamburger Kunstschule Alsterdamm

Ab 1956: Dozentin an der Meisterschule für Mode in Hamburg, Entwürfe für Modezeitschriften wie Film und Frau und Constanze, zunehmend auch Arbeit als Fotografin im Auftrag von Gruner + Jahr, Brigitte, Stern

1961: Eröffnung ihres ersten Ateliers in Hamburg

1968: Kulturpreis der Deutschen Gesellschaft für Photographie sowie Auszeichnungen des New Yorker Art Director Clubs für ihre Fotoserien im Magazin Twen

1977: Veröffentlichung des Buches Mann, oh Mann! – Ein Vorschlag zur Emanzipation des attraktiven Mannes

Bis 1998 eigenes Studio in Hamburg-Winterhude

Sämtliche Arbeiten von Charlotte March sowie ihr Nachlass sind in der Sammlung Falckenberg in Hamburg.

Will McBride

geb. 10. Januar 1931 in St. Louis, Missouri; gest. 29. Januar 2015 in Berlin

Kindheit und Jugend in Chicago

1950 – 1951: Studium der Malerei an der National Academy of Design, New York

1951 – 1953: Studium der Kunstgeschichte, Malerei und Illustration an der Syracuse University, New York, daneben Privatunterricht bei Norman Rockwell

1953 – 1955: Militärdienst in der US Army, stationiert in Würzburg; danach Studium der Philologie an der Freien Universität Berlin

Ab 1959: freischaffender Fotograf, zunächst in Berlin, ab 1961 in München

1965: eigenes Fotostudio in München, arbeitet für die Werbebranche

1972 – 1982: Rückzug aus dem Berufsleben; lebt mit einem Freund in der Nähe von Casoli bei Camaiore in der Toskana, praktiziert Malerei und Bildhauerei

1983: Eröffnung eines Fotostudios in Frankfurt am Main (bis 1998)

Danach freischaffender Künstler (Maler) in Berlin

McBride arbeitete als Bildreporter für Illustrierte wie Quick, Brigitte, Film und Frau, Eltern, Geo, Stern, Life, Look, Playboy und Paris Match. 1960 veröffentlichte die Jugendzeitschrift twen McBrides Porträt seiner schwangeren Frau Barbara im Profil, was einen Skandal auslöste. Empörung erregten auch McBrides Fotodokumentation der Geburt seines Sohnes und insbesondere sein Aufklärungsbuch Zeig mal!. 2004 wurde McBride für sein „stilbildendes Lebenswerk“ mit dem Dr.-Erich-Salomon-Preis der Deutschen Gesellschaft für Photographie (DGPh) geehrt. Für sein Lebenswerk zeichnete ihn im Jahr 2011 der Deutsche Designer Club mit der Ehrenmitgliedschaft aus.

Willi Moegle

geb. 17. August 1897 in Esslingen am Neckar; gest. 6. Juli 1989 in Leinfelden-Echterdingen

Nach einer Chemigrafen-Lehre studierte Moegle drei Jahre an der Kunstgewerbeschule Stuttgart, brach sein Studium jedoch ab. Seit 1922 fertigte er fotografische Dokumentationen für das Landesamt für Denkmalpflege in Stuttgart an. Auch in den folgenden Jahrzehnten zahlreiche Auftragsaufnahmen in den Bereichen Außen- und Innenarchitektur. 1927 Eröffnung eines eigenen Fotostudios in Stuttgart, das 1944 ausgebombt wurde. 1950 Neugründung eines Studios in Leinfelden-Echterdingen.

Ab 1945 entstanden für die Unternehmen Bauknecht, Arzberg, Schönwald, Zwiesel und Jenaer Glas, später auch für C. H. Pott, die bekanntesten Aufnahmen Moegles. Seine Arbeiten als Werbefotograf sind gekennzeichnet durch einen sachlich-nüchternen Stil, der die abgebildeten Industrieprodukte in den Mittelpunkt der Komposition rückt. Dabei fotografierte Moegle mit Vorliebe die Entwürfe von Vertretern der Guten Form wie Hermann Gretsch, Heinrich Löffelhardt und Wilhelm Wagenfeld.

Stefan Moses

geb. 29. August 1928 in Liegnitz, Provinz Niederschlesien; gest. 3. Februar 2018 in München

Stefan Moses musste 1943 die Schule aufgrund seiner jüdischen Herkunft verlassen und überlebte ein Zwangsarbeitslager. Nach einer Fotografen-Ausbildung in Breslau kurz nach Ende des Zweiten Weltkriegs war er als Theaterfotograf am Nationaltheater in Weimar tätig. Seit 1950 lebte er in München, wo er durch seine Reportagen für den Stern erste Bekanntheit erlangte. Seine dokumentarischen Porträts von Menschen und Berufen in Westdeutschland (Deutsche) und später in Ostdeutschland (Abschied und Anfang) machten ihn einem großen Publikum zugänglich. Moses holte Menschen aus ihrem Arbeitsumfeld heraus und fotografierte sie vor einem grauen Leinentuch – dadurch entstanden Zeitdokumente. Auch Porträts zahlreicher Persönlichkeiten wie Thomas Mann, Ilse Aichinger, Erich Kästner, Peggy Guggenheim, Theodor W. Adorno, Otto Dix, Max Frisch oder Martin Mayer schuf er.

Sein fotografischer Nachlass wird im Münchner Stadtmuseum aufbewahrt.

Andreas Müller-Pohle

geb. 19. Juli 1951 in Braunschweig

1973 – 1979: Studium der Wirtschafts- und Kommunikationswissenschaften in Hannover und Göttingen. Hauptforschungsfeld war anfangs das Medium Film, ab Mitte der 1970er Jahre die Fotografie

1979: Gründung und Herausgeber der Zeitschrift European Photography

2001: Auszeichnung mit dem European Photography Prize der Reind M. De Vries Foundation

Gastprofessor und Dozent seit Anfang der 1980er Jahre an Lehrinstituten in Europa, Asien und Nord- und Südamerika

2005: Gründung von Eye-Mind, einer Individualworkshop-Initiative in Berlin

Lebt und arbeitet in Berlin

Sein fotografisches Werk ist seit Mitte der 1970er Jahre gekennzeichnet durch eine intensive Auseinandersetzung mit Fragen der Medialität und Wahrnehmbarkeit. Er gilt als wichtiger Repräsentant der generativen Fotografie und als Hauptvertreter des Visualismus. Als Verleger hat Müller-Pohle durch seine Zeitschrift European Photography die Entwicklung der künstlerischen Fotografie seit den frühen 1980er Jahren begleitet und maßgeblich mitgeprägt.

Peter Neusser

geb. 4. Oktober 1966 in Brünn, Tschechische Republik

1990 – 1993: Studium der Fotografie an der Staatlichen Fachakademie für Fotodesign, München

1995 – 1996: Assistent von Ernestine Ruben, New York City und Princeton, USA

1998: Förderpreis für Fotografie der Landeshauptstadt München

1999: Atelierstipendium Résidence d’artistes du Domaine d’Abbadia, Hendaye, France

2001 und 2002: Teilnahme an den Kunstprojekten „Artlink 2001“ und „Artlink 2002“, organisiert vom Goethe-Institut, Colombo, Sri Lanka

2000 – 2005: Teilnahme am Fotoprojekt „Theresienhöhe“, München

Lebt und arbeitet als freier Fotograf in München

Floris Michael Neusüss

geb. 3. März 1937 in Remscheid-Lennep

1953: Studium an der Werkkunstschule Wuppertal bei Ernst Oberhoff Malerei, Grafik, Fotografie

1958 – 1960: Studium an der Bayerischen Staatslehranstalt in München

1960 – 1962: Studium an der Universität der Künste Berlin bei Heinz Hajek-Halke

Ab 1966: freier Dozent an der Kunsthochschule Kassel

1972: Berufung zum Professor für Fotografie an die Kunsthochschule Kassel (Emeritierung 2002), Gründung der Hochschulgalerie Fotoforum Kassel

2012: der Vorlass von Neusüss geht an das documenta Archiv in Kassel

Lebt und arbeitet in Kassel

Neusüss gilt als einer der Hauptvertreter der experimentellen Fotografie in Deutschland. Im Zentrum seines Schaffens steht das Fotogramm, dessen Grenzen er immer wieder auslotet und neu definiert und das er zu einer singulären Vielfalt verdichtet hat. Sein Ziel war es, das Fotogramm aus dem Studio heraus zu den Objekten zu bringen. In den 1960er Jahren entstanden die ersten großformatigen Nudogramme aus der Weiterentwicklung der Körperfotogramme.

Hilmar Pabel

geb. 17. September 1910 in Rawitsch/Provinz Posen; gest. 6. November 2000 in Alpen bei Wesel

1924: der Vierzehnjährige beginnt zu fotografieren

1929: Besuch der Agfa Fotoschule in Berlin

1930 – 1935: Studium der Germanistik, Philosophie und Journalismus an der Friedrich-Wilhelm-Universität Berlin bei Emil Dovifat; anschließend freiberuflich für verschiedene Zeitungen tätig

Während des Zweiten Weltkrieges Kriegskorrespondent und Fotograf einer Propagandakompanie, unter anderem im Ghetto von Lublin

1945: Arbeit für das Bayerische Rote Kreuz, Mitinitiator der Kindersuchaktion

1947: Serie „Heimkehrer“, für die er einen Kriegsheimkehrer mit der Kamera begleitete, später Arbeit für die Illustrierte Quick, für die er in die DDR, nach Nepal, Indonesien, Japan, China, Taiwan, in zahlreiche afrikanische Staaten, in die UdSSR und in die USA reist

1961: Kulturpreis der Deutschen Gesellschaft für Photographie

1961 – 1970: Fotograf beim Magazin Stern; eindringliche Bildserien vom Vietnamkrieg und vom sowjetischen Einmarsch in die Tschechoslowakei

Ab 1970: Arbeit als freier Fotograf

Hilmar Pabel war einer der bekanntesten deutschen Fotojournalisten mit zahlreichen Veröffentlichungen, z. T. in weltweit bekannten Fotozeitschriften.

Rico Puhlmann

geb. 25. Juni 1934 in Berlin; gest. 17. Juli 1996 bei einem Flugzeugabsturz nahe Long Island, USA

Ab 1951: Studium der Modegrafik, Grafik und Kunstgeschichte an der Hochschule für Bildende Künste, Berlin

Seit 1955: freiberufliche Arbeit als Modezeichner für mehrere deutsche Zeitschriften und die französische Vogue, zugleich Modefotograf für deutsche (Constanze, Stern, Petra und Brigitte) und internationale Zeitschriften, porträtiert Stars aus Film, Musik und Mode

1970: Umzug nach New York, setzt seine Karriere als Modefotograf fort (Aufträge für Harper's Bazaar, Glamour, GQ und die New York Times)

1972: Auszeichnung der New Yorker Society of Publication Designers

1973 – 1976: Autor, Regisseur, Kameramann und Moderator der Sendung „Modejournal – Sounds und Silhouetten“ für den SFB

1976: eigene Blusenkollektion unter dem Signum „Rico Puhlmann Design“; weiterhin freiberufliche Arbeit als Modefotograf; optische Kampagnen für Mode- und Kosmetikfirmen wie Ungaro, Fendi, Donna Karan, Calvin Klein, Estée Lauder, L'Oréal, Clinique und Revlon

Detlef Orlopp

geb. 14. Februar 1937 in Elbing, Ostpreußen

1952 – 1954: Fotografenlehre bei Theo Köhler in Siegen

1955 – 1957: Studium an der Höheren Fachschule für Fotografie in Köln

1956 – 1959: Student bei Otto Steinert, zuerst in Saarbrücken, danach in Essen, wo er dessen Assistent wird, danach freiberuflich tätig

1961 – 2000: Dozent und später Professor an der Werkkunstschule Krefeld (heute Fachbereich Design der Hochschule Niederrhein)

Lebt in St. Goar am Rhein

Die Oberfläche von Wellen, Eis und Steinen reduziert Detlef Orlopp auf gleichmäßige Strukturen und Schattierungen. Durch die ausschließliche Angabe des Datums, an dem das Bild aufgenommen wurde, annulliert er alles Überflüssige: den Ort, den Raum, den Maßstab. Der erklärte Wunsch des Künstlers ist es, „den Betrachter für das Wunder der Natur zu sensibilisieren.“

Wolfgang Reisewitz

geb. 9. September 1917 in Diedenhofen, Elsass-Lothringen; gest. 8. Februar 2012 in Wiesbaden

Sohn eines Fotografen

Kriegsdienst im Zweiten Weltkrieg

1947: Entlassung aus sowjetischer Kriegsgefangenschaft

1948 – 1949: Besuch der Bayerischen Staatslehranstalt für Lichtbildwesen, danach Meisterschüler bei Adolf Lazi in Stuttgart

1949: Gründungsmitglied der Gruppe fotoform, deren Ausstellungen in Deutschland und Europa zu einer Erneuerung der deutschen Nachkriegsfotografie führten

1951: Teilnahme an der von Otto Steinert zusammengestellten Ausstellung „Subjektive Fotografie“ in Saarbrücken

1962: Lehrauftrag an der Mainzer Werkkunstschule (Fachhochschule Mainz), später dort Berufung zum Professor für Entwurf und Fotografie

1999: Auszeichnung mit dem Kulturpreis der Deutschen Gesellschaft für Photographie

Reisewitz war ein Erneuerer der Fotokunst nach 1949 und prägte gemeinsam mit Otto Steinert den Begriff „Neues Sehen“. Später wandte er sich immer stärker der abstrakten Fotografie zu.

Regina Relang

geb. 23. August 1906 in Stuttgart; gest. 1989 in München

Regina Lang war die Tochter des Künstlers Paul Lang, Professor an der Kunstakademie Stuttgart, und seiner Frau Minna Kurz (1877 – vor 1928), Kunstgewerblerin und Schülerin von Maximilian Dasio.

1928 – 1932: Studium der Malerei an der Werkkunstschule Krefeld, der Staatlichen Akademie der bildenden Künste Stuttgart, und am Pädagogischen Institut in Berlin; Abschluss als Kunsterzieherin; weitere Studien an der Académie Ozenfant bei dem französischen Maler Amédée Ozenfant; als Fotografin war sie Autodidaktin

1932 – 1939: Reisen durch Europa; von Mallorca bis in die Türkei

Ab 1936: Veröffentlichung von Reisereportagen; ihre Modefotografien erscheinen in Zeitschriften wie der französischen, englischen und amerikanischen Vogue, Madame, Bild der Frau und Harper’s Bazaar.

Nach dem Zweiten Weltkrieg Umzug nach München. Arbeit für Designer wie Christian Dior, Pierre Cardin und Yves Saint Laurent. In den 1950er und 1960er Jahren war Regina Relang Deutschlands führende Modefotografin: 1958 zeigten acht der zwölf Titelbilder des Magazins Madame eine Relang-Fotografie. Zwischen 1976–1988 hatte sie Ausstellungen in der ganzen Bundesrepublik Deutschland.

Regina Relangs fotografischer Nachlass befindet sich im Münchner Stadtmuseum.

Heinrich Riebesehl

geb. 9. Januar 1938 in Lathen an der Ems; gest. 31. Oktober 2010 in Hannover

1955 – 1958: Lehre zum Drogisten in Lathen, erster Kontakt zu Amateurfotografenvereinen in Hannover, im Drogisten-Fachblatt erscheinen 1958 fotografische Arbeiten von Riebesehl

1958: Umzug nach Hannover

Bis 1963: Fotospezialverkäufer in einen Fotofachgeschäft

Ab 1963: Studium bei Otto Steinert an der Folkwangschule für Gestaltung in Essen, in der Werkgruppe Fotografie; 1965 verlässt er die Folkwangschule nach einem Konflikt mit Otto Steinert, Wiederaufnahme des Studiums im Oktober 1972, Abschluss im Januar 1973 mit Fotografien aus den Serien „Lokomotiven“, „Sabine“, „Menschen im Fahrstuhl“ und „Selbstdarstellungen“

Juli 1964: Dokumentation des Festivals der neuen Kunst an der Technischen Hochschule Aachen mit Auftritten von Wolf Vostell, Robert Filliou und Joseph Beuys; in den folgenden Jahren dokumentiert er die Anfänge der Fluxus-Bewegung in Deutschland

1967 – 1968: Bildjournalist bei der Hannoverschen Presse

Die Arbeit „Situationen und Objekte“ fasst zwischen 1973 und 1977 entstandene Einzelbilder zusammen, die Riebesehl in Deutschland, Japan und Schottland fotografierte, und die stilistisch dem Magischen Realismus sowie der von Otto Steinert geprägten Subjektiven Fotografie zugeordnet werden können. „Situationen und Objekte“ ist ein Versuch, das Element des Magischen, Irrealen sichtbar zu machen, das scheinbar alltäglichen Situationen oder gewöhnlichen Gegenständen innewohnt.

Toni Schneiders

geb. 13. Mai 1920 in Urbar; gest. 4. August 2006 in Lindau (Bodensee)

1939: Meisterprüfung nach Fotografenlehre

ab 1942: bis zum Kriegsende als Kriegsberichterstatter in Frankreich und Italien

Nach dem Krieg Rückkehr nach Koblenz, erste Reportagen, Werbe- und Reisefotografien

1946: Umzug nach Meersburg, dort 1948 Gründung eines Fotostudios

1949: Umzug nach Lindau, arbeitet als selbständiger Fotojournalist, Mitbegründer der Gruppe fotoform, zusammen mit Peter Keetman, Siegfried Lauterwasser, Wolfgang Reisewitz, Otto Steinert und Ludwig Windstoßer

1956 – 1969: Reisen nach Südeuropa, Skandinavien, Äthiopien, Nordafrika, Japan und Südostasien

1970 : Aufbau eines Bildarchives zur europäischen Kunst- und Kulturgeschichte

1999: Auszeichnung mit dem Kulturpreis der Deutschen Gesellschaft für Photographie (DGPh), zusammen mit Lauterwasser und Reisewitz

Toni Schneiders gehört zu den großen deutschen Fotografen des 20. Jahrhunderts. Er hat mit seinem formalen, bildgestalterischen Anspruch und seinen spannungsvollen Motiven wesentlich zur Erneuerung der Fotografie nach 1945 beigetragen.

Wilhelm Schürmann

geb. 1946 in Dortmund

1971: Abschluss eines Chemiestudiums an der RWTH Aachen, arbeitete jedoch nie als Chemiker. Stattdessen machte er die Fotografie zum freien Beruf, indem er für die Aachener Zeitung und weitere Pressemedien Fotos lieferte.

1973: Eröffnung der „Photogalerie Lichttropfen“ in Aachen, gemeinsam mit dem Fotografen und Ökonomen Rudolf Kicken. Beide waren Wegbereiter, indem sie den Museumskuratoren die Fotokunst überhaupt erst präsent machten. 1975 erstmals Teilnahme an der Kölner Kunstmesse Art Cologne, 1976 Teilnahme an der Art Basel. Ende 1977 Ausstieg aus der Galerie und Sammler von Fotokunst

1972 – 1976: Lehrauftrag für Fotografie am Institut für Architektur der RWTH Aachen

1979: Lehrauftrag im Fachbereich Gestaltung der Fachhochschule Aachen, ab 1981 Professur für Fotografie (Emeritierung 2011)

Lebt in Herzogenrath-Kohlscheid bei Aachen

Einzelausstellungen seiner Werke waren u. a. in Paris, Wien, Salzburg, Bremen, Hannover, Köln und Frankfurt am Main zu sehen. Werke von ihm befinden sich u. a. im New Yorker Museum of Modern Art, im Getty Museum, in der Sammlung Ludwig und im Museum Folkwang.

Otto Steinert

geb. 12. Juli 1915 in Saarbrücken; gest. 3. März 1978 in Essen

1929: Steinert beginnt mit 14 Jahren zu fotografieren; baut eine eigene Kamera

1934: Studium der Medizin in München, Wechsel 1935 nach Marburg, 1936 nach Rostock, 1937 nach Heidelberg, später nach Berlin, München und wieder Berlin, 1939 Promotion an der Charité Berlin

1941 – 1943: Oberarzt, später Stabsarzt der Wehrmacht, bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges Referent des Heeresarztes im Generalstab des Heeres in Berlin

1945: Assistenzarzt an der Universität Kiel

1947 – 1948: Arbeit in der Foto- und Kinohandlung von Franz Altenkirch nach Beendigung der Mediziner-Karriere

1948 – 1951: offizieller Theaterfotograf in Saarbrücken, Lehrer an der Staatlichen Saarländischen Schule für Kunst und Handwerk zu lehren, 1952 zu deren Direktor berufen

1949: Gründung der Arbeitsgemeinschaft Freie Fotografie mit Wolfgang Reisewitz, Ludwig Windstoßer, Peter Keetman, Toni Schneiders und Siegfried Lauterwasser, die auf seinen Wunsch hin in Fotoform umbenannt wird, experimentelle Porträtfotografie mit solarisierten Negativdrucken

1951, 1954 und 1958 organisiert Steinert die Ausstellungen „subjektive fotografie I-III“

Ab 1959: Lehrer an der Folkwangschule für Gestaltung in Essen, 1973 Ernennung zum Professor

Steinert gilt heute als einer der bedeutendsten und einflussreichsten Fotografen und Hochschullehrer für Fotografie im Deutschland der Nachkriegszeit. Sein künstlerischer Nachlass sowie die von ihm für seine Hochschullehre mit Unterstützung der Stadt Essen aufgebaute Sammlung historischer Fotografien wird in der Fotografischen Sammlung des Museum Folkwang in Essen aufbewahrt.

Wolf Strache

geb. 5. Oktober 1910 in Greifswald; gest. 11. August 2001 in Stuttgart

Studium der Volkswirtschaftslehre an der Universität München, Abschluss mit Promotion

Ab 1934: Arbeit als Bildjournalist vor allem zu rüstungstechnischen Themen, ab 1936 im eigenen Verlag publiziert

Ab 1938 – 1939: Fotoreportagen für die Zeitschrift Der Stern

Im Zweiten Weltkrieg Fotograf in einer Propagandakompanie zur besonderen Verwendung beim Oberkommando der Luftwaffe, verlegt daneben Bücher zum Projekt Reichsautobahn

Nach 1945: Doppeltätigkeit als Fotograf und Verleger, vor allem mit Reisebänden und Lehrbüchern für Fotografen

Ab 1951: Herausgeber der Reihe „Die schönen Bücher“ im eigenen Verlag über Landschaften, Kunst und Natur, insgesamt ca. 90 Bände

1955 – 1979: Herausgeber des Jahrbuchs „Das deutsche Lichtbild – Jahresschau der deutschen Fotografie“

1979: Auszeichnung mit dem Kulturpreis der Deutschen Gesellschaft für Photographie

 

Walter Vogel

geb. 1932 in Düsseldorf

1950 beginnt Vogel zu fotografieren

1952: Maschinenschlosserlehre, bis 1957 Ingenieursausbildung, danach Tätigkeit als Konstrukteur und Technischer Leiter in einem Chemieunternehmen

1963 – 1968: Studium der Fotografie bei Otto Steinert an der Folkwangschule Essen

Seit 1954: Veröffentlichungen in Zeitschriften

1964: Preisträger beim Wettbewerb World-Press-Photo

Seit 1968: freischaffender Fotojournalist, u. a. für das Zeit-Magazin, und als Werbefotograf

1977 – 2002: lebt in Frankfurt am Main, später in Düsseldorf

Bekannt wurde er mit Porträts Düsseldorfer Künstler und anderer Kulturschaffenden, unter ihnen Joseph Beuys und Pina Bausch, sowie mit Fotoreportagen über das Ruhrgebiet. Reisereportagen führten in nach Italien, Afrika und Asien. Ab 1993 veröffentlichte er eine Reihe von essayartigen Fotobüchern, z. B. zum Themenkreis Kaffee-Café.

Horst Wackerbarth

geb. 1950 in Fritzlar

Studium an der Hochschule für Bildende Künste in Kassel mit Schwerpunkt Fotografie.

Er arbeitet als Foto- und Videokünstler und lebt in Düsseldorf.

Ein zentraler Teil seines Lebenswerkes sind u. a. Projekte mit der „Roten Couch“, auf der schon Hunderte weniger und sehr bekannte Menschen gesessen haben und abgelichtet wurden, im Bereich der künstlerischen Fotografie und Videokunst, als Ausstellungs- und Buchprojekte, in Zusammenarbeit mit Malern und Filmemachern, sowie als TV-Magazin-Serie (ZDF, 3Sat, Arte).

Gründer der „Leadacademy“ einem Forum für Zeitungen, Zeitschriften, Anzeigen, Fotografie, Online-Medien, das jährlich die „LeadAwards“ vergibt.

 

Ludwig Windstosser

geb. 1921 in München, gest. 1983 in Stuttgart

1942 – 1945: Militärdienst

1946 – 1947: Fotografenlehre bei Adolf Lazi in Stuttgart

seit 1948: freiberuflich tätig

Ludwig Windstosser war Mitgründer der in der Nachkriegszeit einflussreichen avantgardistischen Gruppe fotoform (1949 – 1952) und ein wichtiger Vertreter der subjektiven Fotografie. Nach 1950 spezialisierte er sich auf Industriefotografie und illustrierte zahlreiche Ortsbildbände.