Leidenschaftlich figurativ. Die Sammlung Fritz P. Mayer
Der Frankfurter Unternehmer und Mäzen Fritz P. Mayer hat in den vergangenen 30 Jahren eine herausragende Sammlung figürlicher Kunst aufgebaut, vorwiegend ostdeutsche Malerei, Grafik und Skulptur. Seine Leidenschaft zum Sammeln dieser Kunst begann im Jahr 1994, nach der Begegnung mit der Bildwelt eines der Väter der sogenannten Leipziger Schule, Wolfgang Mattheuer. Seit den 2000er Jahren ergänzte er seine Sammlung mit Werken der zwei anderen, gemeinhin wie Mattheuer als Gründungsväter der Leipziger Schule bezeichneten Maler Werner Tübke und Bernhard Heisig. Darunter befinden sich Meisterwerke von musealem Rang wie Heisigs "Der Maler und sein Thema" (1977/79), Tübkes "Bildnis eines usbekischen Bauern" (1964) oder Mattheuers "Seltsamer Zwischenfall" von 1984/91. In den 1960er Jahren hatte sich in Leipzig mit den drei an der Hochschule für Grafik und Buchkunst lehrenden Protagonisten eine Kunstrichtung ausgebildet, die trotz der stilistischen Heterogenität einen gemeinsamen Nenner hatte: die Beschäftigung mit dem Figürlichen. Bis zum heutigen Tag hat diese Entwicklung Einfluss auf das Kunstgeschehen der sächsischen Stadt und prägte den Begriff der „Leipziger Schule“.
Einen weiteren Schwerpunkt der Sammlung bilden Werke von Willi Sitte – von der frühen Serie "Totentanz des Dritten Reichs" (1944) über die Rezeption französischer Malerei (Leger, Picasso) der 1950er Jahre, das "Warschauer Paar 1943" (1967) bis zum Spätwerk der 1990er Jahre.
Mit Volker Stelzmann, Arno Rink, Ulrich Hachulla, Wolfgang Peuker, Günter Thiele und Erich Kissing sind außerdem wichtige Vertreter der zweiten Generation der Leipziger Schule in der Sammlung vertreten. Michael Triegel, Matthias Ludwig und Gero Künzel werden schon zur dritten Generation der Leipziger Schule gezählt, zur vierten Generation die Leipziger Maler Markus Matthias Krüger und Johannes Rochhausen. Bildhauerei von Fritz Cremer über Werner Stötzer, Waldemar Grzimek und Wolfgang Mattheuer bis zu Wieland Förster runden das Portfolio qualitätvoller Kunst ab. Erst kürzlich erwarb Fritz P. Mayer ein Hauptwerk von Wieland Förster aus dem Kunsthandel: die monumentale Bronzeplastik "Großer trauernder Mann“ (1979-1983), deren zweiter Guss in Dresden neben dem Albertinum steht.
Heute umfasst die Sammlung Fritz P. Mayer über 220 Werke und zählt zu den bedeutendsten Kollektionen figurativer Kunst in Deutschland. So unterschiedlich sich die Stilistik zwischen expressiv, neusachlich und historisierend bewegt, verbindet die Künstler die Suche nach einer eigenen figürlichen und metaphorischen Bildsprache und der kritische Blick auf die Gesellschaft.
Nachdem bedeutende Werke der Sammlung von August 2023 bis Januar 2024 in der Kunsthalle Jesuitenkirche in Aschaffenburg ausgestellt wurden, präsentiert das Angermuseum Erfurt nun eine leicht variierte Auswahl von insgesamt 93 Werken, davon 65 Gemälde, 19 grafische Blätter und 9 Bronzeplastiken.
In dem opulenten Band "Leipziger Schule und Kritischer Realismus. Die Sammlung Fritz P. Mayer", herausgegeben von Stefanie Michels und erschienen im Münchner Hirmer Verlag, wird die Sammlung (in ihrer Entwicklung bis 2022) fachkundig vorgestellt und ausführlich bildlich dokumentiert.
Die Ausstellung entstand in Kooperation mit der Kunsthalle Aschaffenburg und der Galerie Schwind.
Förderer
- Sparkassen-Kulturstiftung Hessen-Thüringen
- Sparkasse Mittelthüringen
Werke in der Ausstellung
Führungen, Gespräche und mehr
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