„Nicht mehr lesen, sehen!“ – Fotografien, Karikaturen und Montagen in der Presse der Weimarer Republik

02.10.2019 18:00 – 02.10.2019 20:00

Ein Vortrag von Lilja-Ruben Vowe, Europa-Universität Viadrina, Frankfurt/Oder

Ein Zeitschriftencover
Lucien Vogel: Umschlagmontage „L’énigme allemande“ für „Vu“, Nr. 213 vom 13. April 1932 Bild: © Privatbesitz
02.10.2019 20:00

„Nicht mehr lesen, sehen!“ – Fotografien, Karikaturen und Montagen in der Presse der Weimarer Republik

Genre Veranstaltung
Veranstalter Stadtverwaltung Erfurt, Angermuseum
Veranstaltungsort Angermuseum Erfurt, Anger 18, 99084 Erfurt
workTel. +49 361 655-1651+49 361 655-1651

Der Vortrag

„Nicht mehr lesen, sehen!“ – unter dieses eingängige Motto stellte Johannes Molzahn 1928 die kommenden Aufgaben der Publizistik. Der Künstler, Gestalter und Dozent forderte mit diesem Worten von seinen Zeitgenossen eine allumfassende Wende hin zum Bild. Wie schon in der Gedankenskizze zur „synthetischen Zeitschrift“ (1925) des Bauhausmeisters Laszlo Moholy-Nagy deutlich wurde, richtete sich auch Molzahns Losung an die Presselandschaft seiner Zeit.

Tatsächlich ließ sich die von ihm erhoffte Wende zum Bild auch in den Tageszeitungen der Weimarer Republik nachvollziehen. In der heutigen Forschung wird dieses Phänomen der Alltagkultur als Iconic Turn bezeichnet. In der Presse der Republik äußert sich das in Form der Fotografie, als Triebfeder der gestalterischen Moderne. Dabei vermittelten Bilder nicht nur Informationen, sondern waren auch in der Lage, die Betrachter alltäglich zu beeinflussen. Auch traditionelle Bildmedien wie die Karikatur wurden von den Redakteuren genutzt, um die verschärften Meinungskämpfe im Parlament und auf der Straße zu kommentieren.

Gegen Ende der Republik drängte schließlich die Fotomontage in die Zeitung, welche von dem Dadaisten John Heartfield als politisches Kampfbild konzipiert wurde. Die gedruckten Bilder aus den Tageszeitungen repräsentierten daher in politischer, künstlerischer und technischer Hinsicht gleichermaßen die großen Hoffnungen und das finale Scheitern der Weimarer Republik.

Der Vortrag findet im Rahmen der Ausstellung „Bildermagazin der Zeit. László Moholy-Nagys und Joost Schmidts verlorenes Bauhausbuch – Ein Konstruktionsversuch“ statt.

Die Referentin

Lilja-Ruben Vowe (M. A.) studierte im Bachelor Kulturwissenschaften an der Europa-Universität Viadrina in Frankfurt/ Oder, wo sie 2013 auch ihren Master Europäische Kulturgeschichte beendete. Seit 2017 ist sie als Akademische Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Kunst und Kunsttheorie der Kulturwissenschaftlichen Fakultät an der Viadrina tätig. Momentan arbeitet sie an der Dissertation mit dem Arbeitstitel „Iconic Turn? Bildberichterstattung in der Tagespresse zu den Reichstagswahlen der Weimarer Republik 1924 – 1932“.