Buchvorstellung: Sonderbehandlung. Meine Jahre in den Krematorien und Gaskammern von Auschwitz
Vorstellung des Buchs von Filip Müller, Häftling des Sonderkommandos, durch Andreas Kilian
Bemerkenswert daran ist, dass sein Buch im Land der Täter und in der Sprache der Mörder geschrieben und veröffentlicht wurde, nachdem er 1969 in Deutschland seine neue Heimat gefunden hatte. Sein Bericht, der in sieben Sprachen übersetzt wurde, machte Filip Müller weltweit zu einem der wichtigsten Zeugen der Shoah. In verschiedenen Gerichts- und Ermittlungsverfahren trug Müller als wichtiger Zeuge zur Aufklärung der Verbrechen bei. Als einziger von Claude Lanzmann interviewter Augenzeuge des Auschwitzer Sonderkommandos wurde er in dessen Film „Shoah“ 1985 weltweit bekannt. Nach der Erstveröffentlichung in deutscher Sprache wurde er von Alt- und Neo-Nazis massiv bedroht, so dass er nie einer deutschen Neuausgabe zustimmte. Zu seinem 100. Geburtstag 2022 machte nun seine Familie eine kommentierte Neuausgabe möglich.
Der Historiker Andreas Kilian erforscht die Sonderkommandos von Auschwitz-Birkenau seit 1992 und steht seit 1995 in Kontakt mit Filip Müllers Familie. Für die Neuausgabe verfasste er ein Nachwort und den Anhang. Darüber hinaus ist er Autor und Bearbeiter von 90 Veröffentlichungen zu den Sonderkommandos, darunter der ersten Monografie „Zeugen aus der Todeszone“ (2002). Er fungierte als wissenschaftlicher Berater der ersten TV-Dokumentation „Sklaven der Gaskammer“ (2000), gründete das Internet-Portals www.sonderkommando-studien.de (2003) und ist Vorstands-Mitglied der Lagergemeinschaft Auschwitz e. V.