Geschichte des Stadtarchivs Erfurt

Ersterwähnung des Stadtarchivs

Kopialbuch der Stadt Erfurt mit der ersten Erwähnung eines Archivs der Statverwaltung Erfurt
Bild: Notariatsinstrument von 1481, Kopialbuch der Stadt Erfurt Bild: © Stadtverwaltung/Stadtarchiv

Der Rat der Stadt Erfurt muss schon im 13. Jahrhundert eine Einrichtung, welche der dauernden Aufbewahrung von Urkunden diente, besessen haben.

Der älteste auf uns gekommene schriftliche Nachweis eines Archivs der Stadt stammt aus dem Ende des 15. Jahrhunderts. In den Jahrhunderten danach ließ der Rat der Stadt dem Archivgut stets - allerdings nicht gleichmäßig gute - archivarische Fürsorge angedeihen.

Wissenschaftliche und stadtgeschichtliche Hinwendung zum Archivgut

Um 1830 setzte eine wissenschaftlich und stadtgeschichtlich begründete Hinwendung zur archivalischen Überlieferung der Stadt ein, die sich besonders mit dem Namen des um die Erforschung der Stadtgeschichte verdienten Stadtrats und Eisenbahnpioniers Karl Herrmann (1797-1874) verbindet. Auf seine Veranlassung hin übertrug die Stadtverordnetenversammlung dem im Ruhestand lebenden ehemaligen Leiter des Königlichen Provinzialarchivs Koblenz Heinrich Beyer (1806-1886), einem Sohn der Stadt Erfurt, die Ordnung des Archivs der Stadt.

Mit dem Beginn von Beyers Wirken setzt 1865 die bis heute nicht unterbrochene Geschichte des Stadtarchivs Erfurt in seiner jetzigen Gestalt ein. Beyer schied 1872 aus dem Dienste der Stadt aus. Nach einer zehnjährigen Übergangszeit übernahm 1882 Carl Beyer (1848-1900) die Leitung des Archivs, das er zunächst nebenamtlich, ab 1896 hauptamtlich führte.

Alfred Overmann (1866-1946), der wie Heinrich Beyer aus der preußischen Archivverwaltung hervorgegangen war, stand dem Stadtarchiv Erfurt von 1901 bis 1933 vor. Seine Verdienste lagen u. a. in der Durchführung der Bestandsbereinigung mit dem Staatsarchiv Magdeburg, die sich von 1903 bis 1919 hinzog und bei der das Stadtarchiv viele wertvolle Archivalien zurückerhielt. Bezüglich des Schriftgutes der Universität Erfurt (1392-1816) wurde das Jahr 1664 als Grenzjahr festgelegt. Infolgedessen befindet sich das Schriftgut der Universität aus der Zeit vor 1664 im Staatsarchiv Magdeburg. Im selben Zug musste auch Archivgut von erheblichem Wert nach Magdeburg abgeben werden. Ein weiterer Archivalienaustausch erfolgte 1933 mit dem Domarchiv Erfurt.

Von 1934 bis 1935 war Walter Dieck mit der Leitung des Archivs beauftragt. Von 1935 bis 1940 leitete Werner Schnellenkamp das Archiv; in diesen Jahren übernahm das Stadtarchiv große Mengen archivreifen Schriftguts aus den städtischen Registraturen und auch von anderen Registraturbildnern.

Die Übernahme des Archivs durch Fritz Wiegand (1895-1982) machte 1951 einer langen durch Krieg und Nachkriegszeit verursachten Unsicherheit ein Ende.

Von Wiegands vielfältigem Wirken während seiner langen, bis 1970 (1975) währenden Amtszeit sei nur die endgültige Festlegung der Tektonik des Archivs erwähnt. Dabei hat Wiegand durch Auflösung von zwei "Handschriften"-Beständen und durch Herauslösung von Amtsbüchern aus dem Bestand 1-1 und aus der Herrmann-Bibliothek (Bestand 4-1) die Amtsbuchabteilung 2 gebildet. Die geplante Fortsetzung dieser Herauslösung von Amtsbüchern ist unterblieben und soll auch nicht mehr erfolgen. Die 70er und die 80er Jahre des 20. Jahrhunderts waren durch Übernahmen von Registraturgut, das teils aus der Zeit vor 1945, größtenteils aber aus der Nachkriegszeit stammte, und Verzeichnungsarbeiten an diesem Schriftgut geprägt.

Sitz des Stadtarchivs

Blick in das Magazin des Stadtarchivs im Rathaus. Die Räume waren beim Bau des neuen Rathauses im 19. Jahrhundert eigens für das Stadtarchiv eingerichtet worden.
Foto: Blick in das ehemalige Magazin des Stadtarchivs im Rathaus Foto: © Stadtverwaltung/Stadtarchiv

1979 wurde das 1952 gegründete Verwaltungsarchiv, ein Zwischenarchiv, dessen vorrangige Aufgabe es ist, die Registraturen der Stadtverwaltung frühzeitig von geschlossenen und nicht mehr ständig benötigten Akten zu entlasten, dem Stadtarchiv angegliedert. 1990, beim Neuaufbau der kommunalen Selbstverwaltung, wurde das Stadtarchiv ein städtisches Amt und 2006 infolge von Umstrukturierungen eine Abteilung innerhalb der Kulturdirektion.

Das Stadtarchiv war von 1876 bis 1994 im Rathaus der Stadt in eigens beim Neubau des Rathauses für das Archiv errichteten Räumen untergebracht. Ab 1953 mussten Teile des Archivs in andere Gebäude verlagert werden. Seit dem Sommer 1994 befindet sich das gesamte Stadtarchiv einschließlich aller Archivbestände im Gebäude Gotthardtstraße 21.