11. August 2024 | Übergabe der Unesco-Urkunde

Anlässlich des Festaktes der Übergabe der Unesco-Urkunde an das „Jüdisch-Mittelalterliche Erbe in Erfurt“ betont Oberbürgermeister Andreas Horn im Rathausfestsaal die wichtige Arbeit aller Beteiligten und spricht seinen tiefen Dank aus.

Mann hält Rede an Pult vor Menschen mit Staffelei und Urkunde neben sich.
Foto: © Stadtverwaltung Erfurt

Skript der Begrüßungssansprache

Mit „simkhat hanefesh“, der Freude der Seele, haben wir unsere heutige Veranstaltung begonnen.

Nun, es ist mir eine große Freude, Sie alle hier zur Übergabe der Welterbeurkunde der Unesco begrüßen zu dürfen:

 

Sehr geehrte Staatsministerin im Auswärtigen Amt, Frau Keul,

sehr geehrter Vizepräsident des Zentralrats der Juden in Deutschland Herr Dainow,

sehr geehrte Frau Daniels, Kulturattachée der US-Botschaft in Berlin,

sehr geehrte Vizepräsidentin des Deutschen Bundestages, Frau Göring-Eckardt,  

sehr geehrte Frau Europaabgeordnete Walsmann,

sehr geehrte Frau Bundestagsabgeordnete Tillmann,

sehr geehrter Herr Minister Prof. Dr. Hoff.

 

Besonders begrüßen möchte ich außerdem:

Frau Professorin Brigitte Mang, die gemeinsam mit Herrn Dr. Markus Blaich für das Deutsches Nationalkomitee ICOMOS unsere Welterbestätte betreut.

Ich freue mich besonders, dass der Oberbürgermeister unserer Partnerstadt Mainz, Herr Nino Haase, extra angereist ist.

Er vertritt heute auch die SchUM-Städte, die zwei Jahre vor Erfurt den Welterbetitel bekommen haben, ebenfalls für ihr mittelalterliches jüdisches Erbe.

Diese gemeinsame Auszeichnung ist uns ein willkommener Anlass, die Zusammenarbeit der Städte Erfurt, Mainz, Speyer und Worms weiter zu intensivieren.

 

Meine sehr geehrten Damen und Herren, ich kann hier leider nicht alle Gäste namentlich begrüßen.

Ich sehe viele Menschen, die den Welterbeprozess begleitet und unterstützt haben, hier im Saal und nutze die Gelegenheit, mich bei Ihnen dafür zu bedanken.

Leider kann der ehemalige Beigeordnete der Stadt Erfurt, Herr Ingo Mlejnek heute nicht bei uns sein, er ist tatsächlich der Vater des Welterbegedankens und -managements.

Er hat nicht nur den Prozess angestoßen, sondern auch dafür gesorgt, dass in der Stadtverwaltung gleich zu Beginn zwei feste Personalstellen für die Bewerbung eingerichtet wurden.

Ohne die dadurch mögliche kontinuierliche Arbeit wäre die Bewerbung sicher nicht gelungen.

Leider heute auch nicht im Saal, aber trotzdem an dieser Stelle zu nennen, ist Frau Dr. Birgitta Ringbeck, langjährige Welterbebeauftragte im Auswärtigen Amt in Berlin, die einen ganz entscheidenden Anteil an unserem Erfolg trägt.

Nach all den Einzelbegrüßungen möchte ich Sie alle im Rathausfestsaal der Landeshauptstadt Erfurt willkommen heißen.

Ihr zahlreiches Erscheinen zeigt uns, wie groß die Freude am Welterbetitel in Erfurt und darüber hinaus ist.

Die heutige Überreichung der Welterbeurkunde durch das Auswärtige Amt gibt uns gleichzeitig den Anlass, etwas vorzeitig unseren ersten Geburtstag als Welterbestätte zu feiern.

Die Stadt ist stolz und glücklich über den Titel, liegen ihm doch 14 Jahre intensiver Arbeit zugrunde, deren substantielle Ergebnisse damit anerkannt wurden.

Besonderer Dank gilt an dieser Stelle den beiden Welterbe-Beauftragten der Stadt, Dr. Maria Stürzebecher und Dr. Karin Sczech, für ihr herausragendes Engagement.

Mit ihnen haben Historiker, Bauforscher, Archäologen, Spezialisten für hebräische Handschriften und Judaisten die wissenschaftlichen Grundlagen gelegt, um die Bedeutung und Einordnung des mittelalterlichen jüdischen Erfurt zu erforschen und zu verstehen.

Dadurch ist Erfurt Teil eines weltweiten wissenschaftlichen Netzwerkes geworden und gibt u. a. eine eigene wissenschaftliche Publikationsreihe heraus.

Neben der wissenschaftlichen Arbeit spielte aber auch immer die Information und Beteiligung der lokalen Bevölkerung eine wichtige Rolle.

Schon seit zehn Jahren gibt es ein Vortragsprogramm zur jüdischen Geschichte Erfurts, zur Unesco und zum Welterbe allgemein, das einen treuen Hörerkreis gewonnen hat.

Im Netzwerk Jüdisches Leben kommen weitere Veranstaltungsformate hinzu, vor allem ein intensives pädagogisches Programm.

Die Auswirkungen des Welterbetitels lassen sich ganz deutlich an den Besucherzahlen ablesen:

Wir gehen davon aus, dass wir in diesem Jahr die Million bei den Übernachtungsgästen in der Stadt überschreiten.

Die Besucherzahlen in der Alten Synagoge und in der Mikwe stiegen allein in den Monaten Januar bis Mai um 44 Prozent im Vergleich zum Vorjahr, in dem die Zahlen bereits deutlich angestiegen waren nach der Verleihung des Titels in Riad.

Im Dezernat Kultur, Stadtentwicklung und Welterbe kümmern wir uns nunmehr um den Erhalt, die weitere Erschließung und Vermittlung der Welterbe-Stätten.

Angesichts der Besucherzahlen ist auch klar, dass wir die Planung und Entwicklung eines Welterbe-Infozentrums vorantreiben müssen.

Besonders wichtig ist uns aber auch, dass unser Welterbe von den Erfurtern selbst wahrgenommen und als Teil ihrer eigenen Geschichte verstanden wird.

Der Festakt heute ist daher von besonderer Bedeutung.

Leider können an ihm nur so viele Menschen teilnehmen, wie hier im Festsaal unseres Rathauses Platz finden.

Eine Übertragung nach draußen findet daher unter der Krämerbrücke im Landbogen statt.

Ich grüße alle Erfurterinnen und Erfurter sowie Gäste unserer Stadt, die uns dort jetzt sehen und hören.

Wir wollen uns daher auch kurzfassen, um nachher mit Ihnen allen gemeinsam unser Welterbe zu feiern.

Unterstützt werden wir dabei vom Yiddish Summer Weimar, der seine Abschlussveranstaltung mit allen Künstlern kurzerhand nach Erfurt verlegt hat.

Dr. Alan Bern, der Gründer und künstlerische Leiter von Yiddish Summer, begleitet unsere Veranstaltung mit weiteren Musikern und nimmt uns mit auf eine Zeitreise vom Spätmittalter bis heute.

Im mittelalterlichen jüdischen Quartier gibt es danach bis in die Abendstunden eine bunte Mischung aus Musik, Führungen, Vorträgen und Aktionen für Kinder.

Die Details finden Sie in den Flyern auf Ihren Plätzen.

Lassen Sie mich auf den Höhepunkt im Programm hinweisen:

Im Abschlusskonzert dürfen wir uns auf das Caravan-Orchester freuen, das seit 2017 jedes Jahr in Erfurt zu Gast war.

Es handelt sich dabei um eine Kooperation zwischen der Hochschule für Musik „Franz Liszt“ Weimar, der Hochschule unserer israelischen Partnerstadt Haifa und natürlich dem Yiddish Summer Weimar.

Angesichts der schwierigen Umstände in Israel mussten wir bangen, ob es auch in diesem Jahr möglich sein würde, dass die israelischen Musiker kommen können.

Umso glücklicher sind wir, dass es auch dieses Jahr wieder geklappt hat.

Nun möchte ich Herrn Professor Hoff nach vorn bitten, Thüringer Minister für Kultur, Bundes- und Europaangelegenheiten und Chef der Thüringer Staatskanzlei.

Der Freistaat Thüringen ist neben der Jüdischen Landesgemeinde Partner in der Betreibung der Alten Synagoge und finanzieller Unterstützer.

Auch den Antrag auf Anerkennung als Welterbe hatte der Freistaat Thüringen auf die Reise nach Paris weitergegeben und uns mehrfach finanziell unterstützt.

Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Thüringer Landesamtes für Denkmalpflege und Archäologie hatten an den inhaltlichen Arbeiten am Antragsverfahren selbstverständlich ebenfalls ihren Anteil.

Auch für diese langjährige Landesbegleitung herzlichen Dank!

In diesem Sinne – möchte ich jetzt das Wort übergeben an Herrn Minister Prof. Dr. Hoff.

Skript der Dankesworte

Sehr geehrte Frau Staatsministerin,
meine sehr geehrten Damen und Herren,

dass ich heute hier stehe und diese Urkunde entgegennehmen darf, erfüllt mich mit Stolz und Freude.

Ich nehme sie stellvertretend für alle in Empfang, die über ein Jahrzehnt für unser Unesco-Welterbe gearbeitet, geforscht, geschrieben, gekämpft und gelebt haben!

Ihnen allen sage ich von Herzen DANKE!

Ich möchte mich auch bei unseren jungen Musikern bedanken, die sich in der letzten Woche ganz intensiv unter Anleitung der Profis vom Yiddish Summer auf die heutige Veranstaltung vorbereitet haben.

Mein Dank gilt allen, die zum Gelingen dieses Festaktes beigetragen haben.

Und: Ich bedanke mich bei Ihnen, sehr geehrte Gäste, für Ihr Kommen und möchte Sie nun zu einem kleinen Empfang einladen.

Wir haben heute allen Grund zum Feiern – ich lade Sie daher herzlich ein: Feiern Sie mit uns gemeinsam!

Ich wünsche Ihnen einen schönen Tag hier in unserer Welterbe-Stadt Erfurt und viel Vergnügen!

Herzlichen Dank!