Artikelreihe zum Stadtumbau - Nr. 13
Im letzten Beitrag wurde der Ansatz des Stadtbeobachtungssystems beschrieben. Aber wie lassen sich diese Informationen nun für den Stadtumbau auswerten? Zählt man nämlich alle Punktwerte eines Gebiets zusammen, lässt sich zwar eine Rang- und Reihenfolge der Beobachtungsgebiete aufstellen, eine verwertbare Aussage lässt sich daraus aber nicht ableiten.
So könnte beispielsweise ein Gebiet heute noch geringe Leerstände aufweisen, aber bei eher ungünstigen städtebaulichen Rahmenbedingungen eine deutlich negative Nachfrageprognose aufweisen und zugleich kaum noch über sinnvolle Aufwertungsmöglichkeiten verfügen. Unter diesen Voraussetzungen erscheint ein Eingreifen wenig aussichtsreich. Andere, heute stark von Leerstand betroffene Gebiete, könnten bei günstigen städtebaulichen Rahmenbedingungen und positiver Nachfrageprognose durchaus für eine Konsolidierung in Betracht kommen, wenn genug Möglichkeiten für eine Aufwertung bestehen.
Daraus folgt, dass die wichtigen Aussagen für eine Beurteilung der Beobachtungsgebiete im Vergleich der vier Themenbereiche ("Säulen") liegen. Nur daraus kann man ersehen, ob ein Eingreifen im Sinne des Stadtumbaus voraussichtlich effizient sein wird oder nicht. Man kann auch feststellen, ob zum Beispiel eine Begleitung des Schrumpfungsprozesses durch soziale Maßnahmen eher Vorrang vor baulichen Verbesserungen haben sollte.
Mit dem Vergleich dieser vier Bewertungssäulen sind die jeweiligen Problemlagen im Rahmen des Stadtumbaus schon im Grundsatz vorgezeichnet. Dabei zeichnet sich ab, dass sich alle Beobachtungsgebiete in wenige Fallgruppen unterteilen lassen, die jeweils eine eigene, auf ihre Probleme zugeschnittene Strategie beim Stadtumbau erfordern. Vielleicht haben Sie in Zeitungsartikeln oder Fernsehberichten aus anderen Städten schon von "Konsolidierungsgebieten", "Umstrukturierungsgebieten" oder "Abwartegebieten" gehört. Diese Begriffe werden in fast allen Städten für diese Fallgruppen im Stadtumbau verwendet.
Eine Zuordnung der einzelnen Beobachtungsgebiete zu diesen Fallgruppen, den "Grundtypen der Intervention" kann natürlich nicht rein rechnerisch aus den Punktwerten der einzelnen Säulen hervorgehen. Die Punktwerte gehen aber neben weitergehenden stadtstrukturellen Überlegungen und Zielstellungen maßgeblich in die Abwägung dazu mit ein. Erst im Ergebnis dieser Abwägung können die jeweiligen Beobachtungsgebiete schließlich den Grundtypen der Intervention zugeordnet werden.
Nun ist es kaum möglich, Jahre im voraus vom grünen Tisch aus festzulegen, wann und wo die Stadt welche Maßnahmen des Stadtumbaus durchführen oder fördern möchte. Häufig ergibt sich erst im Lauf der Zeit, auf welchen Grundstücken die Stadt, unterstützt durch die Anliegen von Bewohnern und Eigentümern, tätig werden kann. Wenn sich auch Zeitpunkt und Ort dieser Maßnahmen schwer vorhersehen lassen, so wiederholen sich aber häufig ihre grundsätzlichen Zielstellungen und Handlungsmuster. Deshalb sollen sie als Katalog vorstrukturiert werden, damit sie bei Bedarf so zügig wie möglich eingesetzt werden können.
Diesen Katalog haben wir "Werkzeugkasten des Stadtumbaus" genannt: Er enthält für die Grundtypen, die ein Handeln notwendig machen, jeweils ein ganzes Bündel an verschiedenen "Werkzeugen", mit denen man vor Ort Stadtumbau betreiben kann: Dazu gehören zum Beispiel die Neugestaltung einer Straße oder eines Wohnumfeldes, eine vorübergehende Zwischennutzung, die Festlegung eines Fördergebietes oder soziale Betreuungsangebote.
Mit der Einteilung in die Grundtypen und dem Werkzeugkasten endet das Stadtumbaukonzept. Auf dieser Grundlage werden dann für zusammenhängende Bereiche der Stadt "Teilräumliche Konzepte" aufgestellt. Als strategische Planungen sollen sie die Handlungsspielräume für mögliche Maßnahmen auf der Gebietsebene genauer darstellen. Der nächste Artikel erläutert Ihnen die Systematik des ersten Teilräumlichen Konzeptes: Wir möchten Ihnen die "Spielregeln" des Masterplanes II für die Großsiedlungen vorstellen.