Erfurter literarisches Quartett – Stadtschreiber in der Kunsthalle
Die vier Erfurter Stadtschreiber: Dr. Lothar Schöne, Dr. Inka Bach, Antje
Wagner und Finn-Ole Heinrich.
Dieses erste Zusammentreffen aller Stadtschreiber richtete sich sowohl an die Erfurter als auch an die Stadtschreiber selbst, kannten sie sich doch allesamt nur vom Hörensagen. Und dem interessierten Erfurter Publikum konnte die Frage beantwortet werden, was denn aus den ehemaligen Stadtschreibern geworden ist. Sie waren vor allem eines – kreativ.
Die 1956 in Berlin geborene Dr. Inka Bach war die erste der bisher vier Stadtschreiber. Inka Bach schreibt Prosa, Gedichte, Drehbücher, Hörspiele und Dokumentationen. Sie stellte gestern Auszüge aus ihrem 2002 hier in Erfurt entstandenen Roman "Glücksmarie" vor. Der Roman einer Kindheit, packend geschrieben aus der Perspektive des Mädchens Marie: eine Kindheit zwischen Ausbrüchen von Gewalt, Angst, Widerstand und einer geglückten Flucht.
Dr. Inka Bach war im Jahr 2002 die erste Erfurter Stadtschreiberin.
Dr. Lothar Schöne, der zweite im Bunde, las aus seinem Roman "Das Labyrinth des Schattens", der hier in Erfurt seinen Ausgang nahm. Darum tragen einige der Figuren des in Krakau spielenden Romas über eine Israelin, die sich auf Spurensuche begibt, auch Züge von Menschen aus der Stadt, die er "meine Lieblingsstadt" nennt. Der 1949 in Herrnhut in Sachsen geborene Autor lebte 2004 in der Thüringer Landeshauptstadt.
Stadtschreiber Lothar Schöne weilte 2004 in der Thüringer Landeshauptstadt.
Auszüge aus dem bisher unveröffentlichten Jugendroman "Unland" brachte die in Wittenberg geborene Antje Wagner zum Besten – nach sechs Büchern für Erwachsene ihr erster Roman für Jugendliche. Die Geschichte über das Mädchen namens Franke, das von sich sagt: "Ich habe noch nie irgendwo dazugehört, außer vielleicht zum Jugendamt" führt in das Sachsen-Anhaltinische Waldungen. Im kommenden Frühjahr wird der Roman erscheinen.
Antje Wagner übte das Amt als Erfurter Stadtschreiberin 2006 aus.
"Ich bin Finn, ich bin der Neue", stellte sich Finn-Ole Heinrich dem Publikum vor. Er las die Kurzgeschichte "Zeit für Witze", die im vergangenen Herbst auch die Stadtschreiber-Jury überzeugte – die Geschichte einer Beziehung, die unter dem Druck einer plötzlichen körperlicher Behinderung zu zerbrechen droht. Am 1. April trat der 25 Jahre jungen Mann aus Hannover sein Amt als Stadtschreiber an. Heinrichs erster Roman "Räuberhände" erschien im vergangenen November im Mairisch Verlag.
Finn-Ole Heinrich wird bis Ende Juli in Erfurt leben und arbeiten.
Seit 2002 fördert die Stadt Erfurt das Projekt "Erfurter Stadtschreiber-Literaturpreis", das sich mittlerweile als geistige Visitenkarte der thüringischen Landeshauptstadt etabliert hat. Der Preis und die Stadtschreiber rückten und rücken Erfurt – als eine der ältesten Buchdruckerstädte Deutschlands und als Literaturstandort – mehr in den Mittelpunkt des literarischen Interesses.
Mit der Verleihung des symbolischen Amtes des Erfurter Stadtschreibers ist für den Zeitraum vom 1. April bis zum 31. Juli jedes zweiten Jahres ein Preis in Form eines monatlichen Stipendiums sowie die kostenlose Bereitstellung eines Apartments, der Stadtschreiberwohnung über den Dächern der Altstadt, verbunden. Außerdem erscheint für die Dauer ihres Aufenthaltes jeden Samstag eine Kolumne in der Thüringer Allgemeine.