Kuratorenführung durch die Ausstellung "Loan Nguyen - Stellenweise"
Loan Nguyens künstlerisches Schaffen besteht im Grunde aus einer einzigen offenen Serie ("Mobile", seit 2003). Auch verfolgt sie im Wesentlichen eine Strategie: In nahezu allen Aufnahmen erscheint sie selbst – dem nicht eingeweihten Betrachter zunächst als anonyme Figur – vor landschaftlichem oder architektonischem Hintergrund.
Mit eher verhaltenen, stillen Gesten deutet Loan Nguyen auf etwas, weist sich über ihre bloße Anwesenheit im Bild eine Stelle in der Welt zu und den Betrachter auf diese hin. Dieser Zeigegestus hat in der Malerei eine lange Tradition. Auch Anlage und Komposition der einzelnen Fotografien sind ganz entschieden malerische. Ihre Arbeit lässt sich aber auch im Kontext virulenter Themen wie "Heimat" und "Migration" interpretierten. Zum einen über ihren eigenen, asiatisch anmutenden Phänotypus im Kontrast zur europäischen Landschaft. Zum anderen über das Projekt, "De-Retour", entstanden anlässlich der Reise ihres Vaters, Schweizer Staatsbürger wie sie, der erstmals nach 38jähriger Abwesenheit wieder das Land seiner Kindheit Vietnam besuchte. Für die Erfurter Ausstellung wird die Künstlerin außerdem eine Werkgruppe mit dem Arbeitstitel "Weather" produzieren. Sie dokumentiert die bewusst-naiven Bemühungen Loans, auf das Wetter (und den Klimawandel) Einfluss zu nehmen. Natürlich müssen derartige Versuche absurd wirken; doch vermitteln die Bilder kein kindisch-trotziges "dennoch", sondern den kindlich-vorsichtigen, ungläubigen Glauben an Wunder.
Abbildung: Loan Nguyen, Marree haute, 2009
Die Ausstellung läuft bis zum 29. 11. 2009. Zeitgleich sehen Sie die Ausstellung "Henri Cartier-Bresson: Die Europäer".