"Die andere Leipziger Schule – Fotografie in der DDR" sowie "Echt-Foto-Postkarten der DDR aus der Sammlung Erasmus Schröter": 2 Ausstellungen in der Kunsthalle Erfurt

04.12.2009 14:40

Am Sonntag, dem 6. Dezember 2009 wird 11 Uhr in der Kunsthalle Erfurt die Ausstellung "Die andere Leipziger Schule – Fotografie in der DDR" eröffnet. Gezeigt werden mit freundlicher Unterstützung des Thüringer Kultusministeriums und der Kulturstiftung des Bundes Lehrer- und Schülerarbeiten der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig.

Die Hochschule für Grafik und Buchkunst (HGB) in Leipzig war die einzige Ausbildungsstätte in der DDR, welche akademisch-künstlerische Abschlüsse als Diplomfotograf bzw. Diplomfotografiker ermöglichte.

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Bereits ab 1893 gab es hier einen Ausbildungszweig für Fotografie. Zwar war der Begriff "Leipziger Schule" auf das Wirken von Wolfgang Mattheuer, Werner Tübke und Bernhard Heisig an der HGB gemünzt, doch entwickelte sich, ausgehend von den sozialdokumentarischen Traditionen des 19. und 20. Jahrhunderts, insbesondere der amerikanische Life-Fotografie der 1930er Jahre, und fokussiert auf das fotografische Bild der Arbeiter, der Arbeitswelten und des Alltags, auch im Bereich Fotografie unter dem Einfluss dort lehrender Künstler wie Arno Fischer, Evelyn Richter, Wolfgang G. Schröter und Helfried Strauß eine eigene "Schule", ohne dass für sie – mangels konkurrierender fotografischer "Schulen" – eine solche Bezeichnung wirklich in Gebrauch kam.

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In den 1980er Jahren wuchs dort mit Persönlichkeiten wie Gundula Schulze, Erasmus Schröter, Maria Sewcz oder Jens Rötzsch eine Fotografengeneration heran, die beim Blick auf die Verhältnisse in der DDR zugleich auch forciert subjektive Formsprachen entwickelte. Sowohl die ältere als auch die jüngere Generation in Leipzig schuf Bilder vom Land und von den Menschen, die das Prinzip der Augenzeugenschaft ernst nahmen, aber gerade dadurch mit der inszenierten und geschönten Bildwelt der sozialistischen Propaganda, dem parteipolitisch favorisierten "Sozialistischen Realismus", in Konflikt gerieten. Diesen besonderen fotografischen Haltungen und ihren genauen, häufig melancholischen, dann wieder veristischen Perspektiven auf die Wirklichkeit der DDR wendet sich die Ausstellung zu.
Abb.: Gerhard Gäbler - Leipzig 1987

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Die zweite Ausstellung "Bild der Heimat: Echt-Foto-Postkarten der DDR aus der Sammlung Erasmus Schröter" wird ebenfalls vom 6.12.09 bis zum 31.01.10 im Renaissance-Saal der Kunsthalle gezeigt

Als spannungsreicher Kontrapunkt zu den oftmals kritisch-dokumentarischen Fotografien der Leipziger HGB Absolventen versteht sich die Präsentation der Fotopostkartensammlung von Erasmus Schröter.

Obwohl zeitgleich entstanden, folgen die Fotopostkarten nicht nur einer gegensätzlichen Bildästhetik, sondern stellen auch eine   völlig andere Realität dar, als die Fotografien, aus der Hochschule für Grafik und Buchkunst. Die Postkarten spiegeln das staatlich erwünschte, zensierte fotografische Abbild der DDR. Im Mittelpunkt der Ansichtskartenproduktion stand die Darstellung der sozialistischen Errungenschaften, wie Neubaugebiete, Ferienheime, neue Kindergärten, Gaststätten, Pionierlager und Denkmäler.

Erasmus Schröter sammelt seit 20 Jahren diese Ansichtskarten mit dem Blick des Fotografen. 
Abb.: Dresden, Blick zur Prager Straße, Lenindenkmal, 1979. Foto: Karpf

Ausstellende Künstler und Künstlerinnen der Ausstellung "Die andere Leipziger Schule – Fotografie in der DDR":

Tina Bara, Klaus Elle, Margit Emmrich, Arno Fischer, Gerhard Gäbler, Matthias Hoch, Thomas Kläber, Peter Langner, Ute Mahler, Werner Mahler, Florian Merkel, Peter Oehlmann, Evelyn Richter, Jens Rötzsch, Rudolf Schäfer, Erasmus Schröter, Wolfgang G. Schröter, Gundula Schulze Eldowy, Maria Sewcz, Thomas Steinert, Helfried Strauß, Michael Scheffer
Katalog "Die andere Leipziger Schule "
Katalog dt./engl. mit Texten von T. O. Immisch, Andreas Krase, Uwe Kolbe und Kai Uwe Schierz, Kerber Verlag
Öffnungszeiten: Di - So 11- 18 Uhr, Do 11- 22 Uhr, 24./31.12. geschlossen, 25.12./1.1. 13-18 Uhr