Fleischeslust. Paper Art aus Liechtenstein
Schon seit Jahrzehnten befasst sich auch der 1944 in Rottweil am Neckar geborene Hanspeter Leibold, Präsident der Schweizer Papierhistoriker, mit diesem Thema. Leibold arbeitet in verschiedenen Techniken - Paper Art, Radierung, Kupferstich, Lithographie und Holzschnitt. Die Strenge, die gerade dem Holzschnitt von Technik und Material her innewohnt, bedeutet ihm Herausforderung und zwingende Reduzierung auf das Wesentliche. Malerische und zeichnerische Elemente sind natürlich in den Radierungen, Stichen und vor allem in den Lithographien stärker herausgefordert und erlauben ihm größere Gestaltungsfreiheiten.
Der menschliche Körper stand schon immer im Fokus der Kunst. Eines der ältesten Kunstwerke der Menschheit ist die Venus von Willendorf, ca. 25.000 Jahre vor Christus entstanden, eine nackte Frauenfigur aus Kalkstein, wohl ein Fruchtbarkeitssymbol. Auch heute noch gilt der menschliche Körper als Inbegriff idealer Schönheit.
In der Paper Art wird das Papier dem gewöhnlichen Zweck und Nutzen entzogen und als autonomes Sprachmittel in seiner Stofflichkeit und Materialität thematisiert. Papier wird als Werkstoff autark. Nicht das vorgefertigte Blatt sondern der ungeformte Grundstoff wird Ausgangsbasis für bildnerische Prozesse. Papier wird Original und hat seine ursprüngliche, eigene und eigentümliche Würde wiedergewonnen. Leibold arbeitet hauptsächlich mit der optischen, haptischen Bildlichkeit des Papiers. Pulpe wird geschöpft, gegossen, geformt, modelliert, Faser für Faser und wird zur Dreidimensionalität. Gesicht und Details bleiben vage, alles konzentriert sich auf die Körpersprache, auf Linien und Flächen.
Zur Ausstellung, die von der Kulturstiftung Liechtenstein unterstützt wird, ist ein Katalog erschienen. Sie wird bis zum 15. Mai 2011 im Schloss Molsdorf zu sehen sein. Geöffnet ist die Präsentation dienstags bis sonntags von 10 bis 18 Uhr.