Übergabe der neunten und vorerst letzten Erfurter DenkNadel

11.11.2013 08:55

Am Samstag, dem 9. November 2013, wurde die neunte Erfurter Denknadel für Herta Simon an der Lutherstraße 5 öffentlich übergeben. Die Erinnerungszeichen sind deportierten und in der Shoa ermordeten Menschen gewidmet und stehen an Orten, die mit dem Leben der Ermordeten in Erfurt während der Zeit des Nationalsozialismus verknüpft sind.

Eine Rednerin, ein Musiker mit Cello und Gäste stehen neben der ca. 1,50 Meter hohen Denknadel auf dem Gehweg.
Foto:  Mit der Veranstaltung vor der Lutherstraße 5 beendet der Arbeitskreis "Erfurter GeDenken 1933-1945" die Installation von DenkNadeln im öffentlichen Raum, nicht aber sein bürgerschaftliches Engagement. Der Arbeitskreis führt die Erinnerungsarbeit innerhalb des Netzwerkes von Einrichtungen jüdischen Lebens in Erfurt weiter. Foto: © Stadtverwaltung Erfurt

Die neunte DenkNadel initiierten die Träger des mitteldeutschen Rundfunkpreises 2012 in der Sparte Bürgermedien/Hörfunk. Mit dem Preis wurden Audiofeatures zu den Erfurter DenkNadeln ausgezeichnet, die Radio F.R.E.I. mit Schülerinnen und Schüler des Königin-Luise-Gymnasiums produziert hat.

Zustifter sind der Hauseigentümer und die Nutzer des ersten Obergeschosses der Lutherstraße 5. Wo heute Kreis- und Landesverband von Bündnis 90/Die Grünen sowie der kommunalpolitische Verein DAKT ihre Büros haben, befand sich früher eine Wohnung, der letzte Wohnsitz von Herta Simon vor ihrer Deportation. Sie zählte zu diesem Zeitpunkt 21 Jahre.

Herta Simon war in Blankenhain zu Hause. Ihr kriegsversehrter Vater betrieb bis zu seinem Tode 1931 eine Knopf- und Konfektionshandlung. Klara Simon, die Mutter, führte das Geschäft in Blankenhain bis zur "Arisierung" weiter. Im Haushalt lebte außerdem die Großmutter, Sara Simon. Gemeinsam übersiedelten die drei Frauen Anfang November 1938 nach Erfurt in die Lutherstraße 5.

Herta war 1939 und 1940 vorübergehend als Hausgehilfin auswärts tätig. Sie hatte Aussicht auf eine Haushaltsstelle in Schottland; konnte jedoch die Auswanderungsabsicht nach Beginn des Zweiten Weltkrieges nicht verwirklichen. Im September 1941 war sie in Erfurt zur Zwangsarbeit eingesetzt. Am 8. Mai 1942 musste sich Herta Simon nach unbekannt abmelden. Auch ihre Mutter und weitere vier Mitbewohner waren betroffen. Am frühen Morgen des 9. Mai hatten sie sich am Bahnhof einzufinden. Die nächste Station war das Sammellager in Weimar. Von dort erfolgte am 10. Mai ihre Deportation in das Ghetto Bełżyce.

Im Anschluss an die Übergabe der DenkNadel für Herta Simon gestalteten Mitglieder des Arbeitskreises eine szenische Lesung von Biogrammen aus dem Erfurter Gedenkbuch, das am geschichtsträchtigen Tag der Öffentlichkeit vorgestellt wurde.