Vermutlich war es ein Geschenk: Stadtmuseum präsentiert das "Buch Ruth" in einer Papierhandschrift aus dem Jahre 1428

13.01.2014 14:25

Das im Haus des Erfurter Patriziers Konrad Ziegler von Conrad Büchner am 14. Mai 1428 fertig geschriebene Buch, das seit gestern im Stadtmuseum in der Johannesstraße im Rahmen einer Kooperationsvereinbarung des Museums mit der Universitätsbibliothek Erfurt präsentiert wird, gehört zu den Historienbibelversionen in mitteldeutscher Sprache. Der Text enthält Teile des Alten Testamentes, beginnend mit dem Schöpfungsbericht und verbindet damit Auszüge aus der Historia Scholastica, einem biblisch-theologischen Lehrbuch der Weltgeschichte des Petrus Comestor (ca. 1100 – 1178, französischer Theologe).

Buch Ruth, ein Meisterwerk der hebräischen Erzählkunst

Eine gemalte Buchillustration
Foto: Eine Historienbibel zur religiösen Erbauung und Unterweisung: Detail aus dem "Buch Ruth" aus dem Alten Testament Foto: © Stadtverwaltung Erfurt / D. Urban

Im Stadtmuseum aufgeschlagen sind die Blätter 136v – 137r mit dem Buch Ruth, das als ein Meisterwerk der hebräischen Erzählkunst gilt. In der roten Initiale, die den Text ziert, ist eine braune Federzeichnung einer männlichen Büste zu sehen.

 

Frau, rechts im Bild, schaut auf eine Vitrine, in der eine alte Handschrift liegt.
Foto: Spannende Lektüre: Im Stadtmuseum kann man derzeit eine Historienbibel aus dem Jahre 1428 anschauen Foto: © Stadtverwaltung Erfurt / D. Urban

Ziegler schenkte die Handschrift vermutlich der alten Universitätsbibliothek. Sie gelangte nach der Auflösung der Universität in die Königlich Preußische Bibliothek zu Erfurt und wurde 1908 Eigentum der Stadt, obwohl sie zunächst nach Berlin ging und erst zwischen 1920 und 1935 zurück geliefert wurde. Heute befindet sich der Band als Teil des Depositum Erfurt in der Sondersammlung der Universitätsbibliothek Erfurt. Die Handschrift gehört nicht zur Amploniana, der größten und heute beinahe geschlossen erhaltenen Handschriftensammlung eines spätmittelalterlichen Gelehrten weltweit, deren Bände üblicherweise beispielhaft im Stadtmuseum gezeigt werden, sondern zu den sogenannten "Codices Erfordenses".