Bild der Woche – Stillleben mit Früchten und Nüssen

26.10.2015 15:04

"Bild der Woche" präsentiert im Rahmen der Ausstellung "Jacob Samuel Beck: Ausstellung zum 300. Geburtstag des Erfurter Malers" regelmäßig dienstags einzelne Beck-Werke, die zurzeit im Angermuseum, dem Kunstmuseum der Landeshauptstadt Erfurt, ausgestellt werden. Heute: "Stillleben mit Früchten und Nüssen", 1767.

Bild: Jacob Samuel Beck (1715-1778): Stillleben mit Früchten und Nüssen, 1767. Öl auf Leinwand. 46,4 x 61 cm, signiert und datiert unten rechts: „J. S. Beck f. / 1767“ Bild: © Privatbesitz. Foto: Stadtverwaltung Erfurt / Dirk Urban

Jacob Samuel Beck malte das  signierte und mit der Jahreszahl 1767 datierte „Stillleben mit Früchten und Nüssen“ in einer offensichtlich sehr produktiven Schaffensphase, denn viele herausragende Stillleben der Jubiläumsausstellung entstanden gegen Ende der 1760er Jahre.

Schon Zeitgenossen von Beck hoben hervor, dass er ein besonders begabter „Kolorist“ war. Auch in diesem für Beck sehr typischen Früchtestillleben fällt zunächst der starke, vielstimmige Farbakkord ins Auge, der durch den dunklen Hintergrund noch an Leuchtkraft gewinnt. Vor einer mit Walnüssen, Haselnüssen und zwei kleinen Wildbirnen gefüllten Fayenceschale liegen auf einer grauen Tischplatte gelbe und grüne Quitten und Äpfel, deren Farbtöne vom kräftigen Rot der seitlich platzierten Birnen und Äpfel wirkungsvoll umrahmt werden. Ein helles Licht scheint von links oben auf die Früchte und modelliert ihre plastischen Formen. Dem Betrachter am nächsten liegt ein kleiner Pflaumenzweig, der über die Tischkante ragt. Auch in diesem Detail zeigt sich die Meisterschaft von Beck, denn wie er die Pflaumen und ihre Blätter malte, zeugt von sehr genauer Naturbeobachtung und der Fähigkeit, subtile Farbnuancen differenziert wiederzugeben. An den unregelmäßig beriebenen Stellen des "Duftfilms" dieser Früchte leuchtet ein ganzes Spektrum dunkler Rottöne auf. Genau entgegengesetzt zum Pflaumenzweig bilden Walnüsse in aufgeplatzten grünen Schalen den höchsten Punkt und die hinterste räumliche Ebene des Stilllebens.

Wie zufällig abgelegt gruppieren sich die Früchte und Nüsse und sind doch genau komponiert zu einer pyramidalen Anordnung. Nichts könnte weggenommen oder hinzugefügt werden, ohne die fein austarierte Balance des Bildes zu stören. Zwei wichtige Elemente geben der Ansammlung organisch-unregelmäßiger Formen optischen Halt: die fein geschwungene Linie des hellen Schüsselrands und die strenge Horizontale der massiven Tischplatte.

Zahlreiche Details dieses Gemäldes tauchen in exakt gleicher Form und Farbe auch in weiteren Stillleben von Jacob Samuel Beck auf, von den auffälligen, ungemein plastisch gemalten Birnenblättern über die Quitten und Walnüsse bis zur Fayenceschale und dem glänzenden roten Apfel rechts. Beck verwendete einmal erarbeitete Bildgegenstände gerne mehrfach, in unterschiedlichen Kombinationen. So lässt sich auch für dieses Stillleben annehmen, dass er es  nicht im Atelier mit realen Früchten und Nüssen modellhaft aufbaute, sondern aus einem Fundus bereits vorhandener Motivdetails komponierte.