Bild der Woche – Jagdstück aus dem Jahre 1769
Gemälde war ein Geschenk des preußischen Königs Friedrichs II. an seinen Etatminister Otto Graf von Podewils
Beck knüpft an niederländische Vorbilder des 17. Jahrhunderts an
Ähnlich wie in seinen Früchtestillleben knüpft Beck auch mit dem großen Jagdstillleben an niederländische Vorbilder des 17. Jahrhunderts an und entwickelt zugleich eine stilistisch und kompositorisch eigenständige bildnerische Auffassung.
Wie zufällig verstreut und doch in genauer, zur Mitte hin aufsteigender Komposition liegen zahlreiche gejagte Vögel um einen Rehbock und werden von einem Jagdhund bewacht. Am angedeuteten Waldrand wächst neben dem Stamm einer Eiche eine blühende Malve. Der landschaftliche Hintergrund öffnet sich rechts zum Blick auf einen fernen Berg.
Präzise Naturbeobachtung
Die Aufmerksamkeit des Betrachters wird aber vor allem auf die Jagdbeute im Vordergrund gelenkt. Die Genauigkeit, mit der Beck das charakteristische Erscheinungsbild der einzelnen Vogelarten malte, lässt auf seine präzise Naturbeobachtung und auf seine Absicht schließen, so weit wie möglich dem Naturvorbild nahe zu kommen. Im Detail wird das feinmalerische Differenzierungsvermögen sichtbar, mit welchem Beck etwa das Fell des Rehbocks oder die unterschiedlichen Gefieder der Vögel illusionistisch wiedergab. Zu erkennen sind auf der linken Seite Dompfaff, Turmfalke, Mittelspecht, Stockentenerpel und Möwe; rechts neben dem Hund folgen Taube, Bussard und Auerhahn. Einige Details dieses Gemäldes bilden in kleineren Jagdstillleben der Erfurter Ausstellung das Hauptmotiv: die Ente mit der Malvenblume im Hintergrund sowie der Auerhahn. Der Rehbock kehrt im drei Jahre später entstandenen Gemälde „Rast der Diana“ wieder.
Geschenk an den Etatminister
Auf der Leinwandrückseite des Jagdstücks ist einer Aufschrift zu entnehmen, dass dieses Gemälde ein Geschenk des preußischen Königs Friedrichs II. an seinen Etatminister Otto Graf von Podewils (1719-1781) war. Das Bild ist rechts unten von Jacob Samuel Beck signiert und mit dem Jahr 1769 datiert. In diesem Jahr verpachtete Friedrich der Große dem Grafen von Podewils das Recht der Hohen Jagd für seine Ländereien um Schloss Gusow in Brandenburg. Es ist daher anzunehmen, dass der preußische König seinem ehemaligen Minister das Jagdstück aus diesem Anlass schenkte. Jacob Samuel Beck war Friedrich dem Großen sicherlich durch den von ihm vielfach porträtierten, lange Zeit in preußischen Diensten stehenden Reichsgrafen Gustav Adolf von Gotter bekannt.
Ein besonders komplexes, reichhaltiges Jagdstillleben
Im Vergleich mit weiteren großen Jagdstillleben von Beck in der Residenz Ansbach und im Litauischen Kunstmuseum Vilnius hat der Maler mit dieser Komposition – sicherlich auf Grund der außergewöhnlichen Auftragssituation – ein besonders komplexes, reichhaltiges Jagdstillleben geschaffen, das heute als sein bedeutendstes bekanntes Werk dieses Genres angesehen werden kann.