Bild der Woche – Generalpostmeister Gustav Adolph von Gotter

29.12.2015 00:01

"Bild der Woche" präsentiert im Rahmen der Ausstellung "Jacob Samuel Beck: Ausstellung zum 300. Geburtstag des Erfurter Malers" regelmäßig dienstags einzelne Beck-Werke, die zurzeit im Angermuseum, dem Kunstmuseum der Landeshauptstadt Erfurt, ausgestellt werden. Heute: "Porträt des preußischen Generalpostmeisters Gustav Adolph von Gotter (1692-1762) um 1754".

Gotter hatte ein ausgeprägtes Repräsentationsbedürfnis

Foto: Jacob Samuel Beck: Porträt des preußischen Generalpostmeisters Gustav Adolph Reichsgraf von Gotter (1692-1762), um 1754. Öl auf Leinwand, 132 x 109 cm Foto: © Museumsstiftung Post u. Telekommunikation. Foto: Museum für Kommunikation, Frankfurt

Eine der schillerndsten Persönlichkeiten des 18. Jahrhunderts war der 1692 in Gotha geborene Gustav Adolf von Gotter. Durch sein außergewöhnliches Talent als Diplomat machte der weltgewandte Gotter eine steile Karriere, unter anderem als Gesandter des gothaischen Hofes und als preußischer Minister am Kaiserlichen Hof in Wien. Als einzige aus einer bürgerlichen Familie stammende Person des 18. Jahrhunderts wurde er im Jahre 1729 vom preußischen König Friedrich Wilhelm I. mit dem schwarzen Adlerorden, dem höchsten preußischen Orden, ausgezeichnet und 1740 vom Kaiser Karl VI. in den Reichsgrafenstand erhoben.

1734 erwarb Gotter das im Südwesten von Erfurt gelegene Rittergut Molsdorf und ließ es in ein Lustschloss umbauen. Gotter hatte ein ausgeprägtes Repräsentationsbedürfnis und ließ sich von vielen namhaften Malern seiner Zeit porträtieren – etwa Antoine Pesne, Johann Kupezky, Martin van Meytens, Adam von Manyoki und Anna Dorothea Therbusch. Doch kein Maler hat ihn so oft und in so vielen verschiedenen Rollen porträtiert wie Jacob Samuel Beck, von dem neun Gotter-Porträts sowie weitere Porträtkopien bekannt sind.

Ein Namensvetter von Beck, der Gothaer Archivrat Dr. August Beck, schrieb in seiner 1867 veröffentlichten Biografie „Graf Gotter“: „In Erfurt lebte damals ein armer Maler, namens Jacob Samuel Beck, (…) welcher durch seine Frucht- und Federviehstücke sich einen Namen in der Künstlerwelt gemacht hat. Gotter gründete dessen Glück dadurch, dass er ihm die fertigen Malereien von Zeit zu Zeit abkaufte und damit Geschenke an seine Freunde machte. Beck war auch ein guter Porträtmaler, und Gotter ließ sich oft in verschiedenen Stellungen und Kostümen von ihm malen, weil er gut traf. Hatte Beck keine andere Arbeit, so malte er Gotters Porträt, welches dieser, der oft um sein Bild gebeten wurde, ihm immer abkaufte.“

Nachdem Gotter 1753 von Friedrich dem Großen zum Generalpostmeister ernannt wurde, ließ er sich von Jacob Samuel Beck in einem prunkvollen, mit reichen Silberstickereien versehenen Staatsgewand porträtieren. Wirkungsvoll kommen die rote Schärpe des Alexander Newsky-Ordens und der schwarze Adlerorden zur Geltung. Auf einem Konsoltisch weisen einige Schreibutensilien, Schriftstücke, ein kleines Posthorn und eine viereckige Ledertasche auf seine Tätigkeit als Generalpostmeister. Auf dem Rücken eines Buches in einem großen Regal ist der Titel „Königliche Postordnung“ zu lesen.

Das Gemälde, das viele Jahre im großen Sitzungssaal des Bundespostministeriums in Bonn hing, gehört zur Sammlung der Museumsstiftung Post und Telekommunikation im Museum für Kommunikation in Frankfurt.

Lange Zeit war unklar, wer der Maler dieses wichtigen Gotter-Bildnisses ist. Die Malweise vieler Bilddetails und vor allem der Vergleich des Kopfes mit zwei ganz ähnlichen Gotter-Porträts von Beck zeigt aber sehr deutlich dessen malerische Handschrift. Auch die nach unten weisende rechte Hand Gotters stimmt bis in den Verlauf der Hautfalten hinein mit einer Hand in Becks Bildnis von Christoph Reichart überein.

Presse- und Öffentlichkeitsarbeit