Städtepartnerschaft gewährt „Blick über den Tellerrand“

28.04.2023 08:14

Die Landeshauptstadt Erfurt unterhält mit der Stadt Mainz seit 1988 eine offizielle Städtepartnerschaft. Nach der deutschen Wiedervereinigung war dieser Kontakt Gold wert, denn die Mainzer halfen beim Aufbau demokratischer Strukturen. Dazu gehörte auch der Austausch der Feuerwehren, der seither – mal mehr, mal weniger intensiv, angehalten hat. Derzeit hospitiert ein Mainzer Feuerwehrmann in Erfurt, während im Herbst dieses Jahres eine Erfurter Feuerwehrfrau den umgekehrten Weg nach Rheinland-Pfalz antreten wird.

Berufsfeuerwehren Erfurt und Mainz pflegen einen regen Austausch seit der Wende

Foto: Thomas Aufdermauer ist Brandinspektor bei der Mainzer Berufsfeuerwehr und hospitiert in Erfurt. Foto: © Stadtverwaltung Erfurt

Thomas Aufdermauer ist Brandinspektor bei der Mainzer Berufsfeuerwehr und seit 1996 in Diensten der Wehr. „Nach vielen Jahren im mittleren Dienst, in der ich unter anderem zum Leiter der Fahrschule der Mainzer Feuerwehr wurde, habe ich mich auf eine Stelle für den gehobenen Dienst beworben“, erzählt der 49-Jährige. Im Zuge dieser Ausbildung muss er auch zwei Hospitationen durchführen. Dabei entschied er sich bewusst dafür, eine davon in Erfurt zu absolvieren.

„Ich möchte über den Tellerrand schauen und habe mich auch für Erfurt entschieden, weil es die Städtepartnerschaft mit Mainz gibt und früher auch im mittleren Feuerwehrdienst ein reger Austausch bestand“, erzählt der Feuerwehrmann. Dabei habe er schnell Gefallen an Erfurt gefunden und auch seine Frau sei bei einem Besuch in der Stadt begeistert gewesen vom mittelalterlichen Stadtkern. Auch die historischen Verbindungen zwischen Erfurt und Mainz, beginnend im Mittelalter, faszinieren ihn.

Detaillierte Einblicke in die Arbeit der Erfurter Feuerwehr

„In Mainz gibt es ein Pilotprojekt zur Alarmierung auf digitalen Warntafeln. Hierfür möchte ich mir in Erfurt Expertise holen“, erzählt Aufdermauer. Ohnehin ist er begeistert von den Möglichkeiten während seines Praktikums, weil er in viele Abteilungen schnuppern kann und auch schon 24-Stunden-Dienste absolviert hat. Auch an der ersten Feuerwehrbefahrung 2023 hat er teilgenommen. „Ich stelle viele Ähnlichkeiten zwischen den Berufsfeuerwehren in Mainz und Erfurt fest. Beide Feuerwehren sind ähnlich groß und auch die Einwohnerzahlen beider Städte sind vergleichbar“, erzählt er.

Während seines Aufenthaltes über zwei Monate wohnt er in einer Wohnung, die von der Feuerwehr Erfurt gestellt wird. „Ich schätze es auch, von den Erfurter Kollegen mitgenommen zu werden und nicht nur eine Nummer zu sein. Das ist wahrscheinlich auch der Vorteil eines Praktikums in Erfurt gegenüber Hamburg oder Berlin, wo aufgrund der schieren Größe der Wehren wahrscheinlich nicht solch guten und unterschiedliche Einblicke in den Arbeitsalltag möglich sind“, betont der 49-Jährige. Thomas Aufdermauer wird nach seiner Rückkehr nach Mainz noch einen sechswöchigen Verwaltungslehrgang absolvieren und hofft, am 14. Juli dieses Jahres die Ausbildung abschließen zu können. Erfurt wird er, wie er betont, in sehr guter Erinnerung behalten und auch gern wieder als Besucher zurückkehren.

Den umgekehrten Weg, wie Thomas Aufdermauer, nämlich von Erfurt nach Mainz, wird im November Maike Hübler gehen. Sie absolviert derzeit seit rund einem Jahr ihre Ausbildung zum gehobenen Dienst bei der Erfurter Berufsfeuerwehr. Nach einem Gruppenführerpraktikum in Dresden wird sie ab November dieses Jahres den Kollegen in Mainz während des Zugführerpraktikums für drei Monate über die Schulter schauen. „Ich habe mich
für Mainz entschieden, weil ich die Stadt bereits während meines Berufspraktikums bei Schott ins Herz geschlossen und dort auch Freunde gefunden habe“, erzählt sie. Von dem Austausch erhoffe sie sich den Einblick in die Feuerwehrstrukturen einer vergleichbar großen Stadt und allgemeine Kontakte, um das eigene Netzwerk zu erweitern.

Erfurter Feuerwehrleute schnuppern in der gesamten Bundesrepublik

Für die Ersteinweisung von Praktikanten aus anderen Berufsfeuerwehren bei der Erfurter Berufsfeuerwehr ist Mike Koch zuständig: „Der Austausch unter den Feuerwehren Mainz und Erfurt besteht seit der Wendezeit. Das wurde mal mehr, mal weniger gepflegt. Allerdings profitieren stets beide Seiten von den gesammelten Eindrücken“.
Vor Thomas Aufdermauer gab es zuletzt im Jahr 2014 einen Praktikanten aus der Landeshauptstadt von Rheinland-Pfalz in Erfurt. „Ich habe immer nur zwei Stellen für Praktikanten frei. Entsprechend viele Anfragen gibt es und entsprechend vielen Interessenten muss ich leider auch absagen“, erklärt Mike Koch. Über die Jahre waren bereits Praktikanten aus dem gesamten Bundesgebiet in Erfurt zu Gast. Mike Koch selbst kann auch nur Gutes über einen Austausch berichten, da er einst selbst ein Praktikum bei der Berufsfeuerwehr in Kassel absolviert hat. Für die Erfurter Kollegen, die Praktikumsplätze bundesweit suchen, sei er stets bemüht, den Erst- oder Zweitwunsch zu erfüllen.