Heimischer Artenschutz: Steinkauzpaar bereichert die Waldrapp-Voliere im Zoopark Erfurt

09.11.2023 15:15

Nach einem Monat in der Quarantäne war es heute endlich soweit: Ein junges Steinkauzpaar ist in die Voliere zu den ebenfalls stark gefährdeten Waldrappen eingezogen. Die Erfurter Nachzuchten dieser possierlichen Eulen werden künftig über ein Thüringer Auswilderungsprogramm helfen, den heimischen Steinkauzbestand zu stabilisieren.

Foto: Steinkäuze verweilen tagsüber in ihrem Revier auf Aussichtswarten. Foto: © Thüringer Zoopark Erfurt

Auf den ersten Blick mag es unwahrscheinlich wirken, aber der Steinkauz ist in Ge­fahr. In Deutschland steht der Steinkauz mit einem Bestand von etwa 6.000 Brutpaaren auf der Roten Liste und gilt als stark gefährdet. Erfolge von Schutzmaßnahmen lassen jedoch Hoffnung für den Steinkauz aufkommen. So betreut beispielsweise der Landschaftspflegeverband „Thüringer Grabfeld e. V. das Projekt „Unterstützung der Wiederbesiedlung des Thüringer Grabfeldes durch den Steinkauz“ , das von 2012 bis 2018 durch den Freistaat Thüringen gefördert wurde. Auch wenn die Förderung bereits auslief, geht das Engagement weiter.

Der Steinkauz (Athene noctua) gilt als Leitart offener Kulturlandschaft und ist beson­ders in Streuobstwiesen und Kopfweidenreihen heimisch. In weiten Teilen Mittel­europas sind die Populationen rückläufig, vom Aussterben bedroht oder schon ganz verschwunden. Der Rückgang des Steinkauzes setzte in Thüringen schon in den 1970er Jahren ein, in vielen Regionen Deutschlands ist bzw. war die Art gänzlich ver­schwunden. Um dieser Entwicklung gegenzusteuern, werden einerseits Brutröhren in Streuobstwiesen und anderen geeigneten Gebieten für eine natürliche Wiederbe­siedlung angeboten. Darüber hinaus gibt es zahlreiche Auswilderungsprojekte.

„Wir freuen uns sehr, zukünftig mit der Nachzucht eines eigenen Brutpaares die hei­mischen Steinkauzvorkommen zu unterstützen, den Besucherinnen und Besuchern des Zooparks Wissen über bedrohte heimische Tierarten zu vermitteln und selbst zum Artenschutz beizutragen“, sagt Tierarzt und Kurator Dr. Kay Schwecht. Die Stein­käuze im Thüringer Zoopark Erfurt stammen aus einer privaten Zucht. „Wenn alles planmäßig läuft, kann sich der Zoopark künftig mit jährlich drei bis fünf Jungtieren an der Wiederansiedelung in Thüringen beteiligen.“

Als Standvogel bleibt der Steinkauz das ganze Jahr über in sei­nem Revier. Tagsüber verweilt diese, mit einem Gewicht von rund 200 Gramm ausgesprochen, kleine Eulen­art gerne auf exponierten Aussichtswarten. Der aufmerksame Beobachter wird dem Steinkauz also durchaus begegnen. Auf dem Speiseplan des Steinkauzes stehen Feldmäuse, Insekten und kleinere Vögel, aber auch Amphibien und Schlangen.

Was den Steinkäuzen zu schaffen macht, sind einerseits schwindende Lebensräume, die mit mangelnden Nistmöglichkeiten und einem schwindenden Futterangebot ein­hergehen. Andererseits hat diese kleine Eule, wie andere Eulen und Greifvögel auch, damit zu kämpfen, dass ihre Nahrung mit Giftködern bekämpft wird. Giftködern fallen nicht nur Mäuse und Ratten zum Opfer, sondern auch deren Jäger, für die die geschwächten Tiere eine leichte, aber verhängnisvolle Beute sind.