Puffbohnengesund in Erfurt: Tipps zu gesunder Ernährung

17.07.2025 14:58

Dr. Solveig Weber und Dr. Anja Bergmann vom Kinder- und Jugendärztlichen Dienst im Gesundheitsamt Erfurt sprechen über die Bedeutung von gesunder Ernährung und wie sich diese in den Alltag integrieren lässt.

Kinderärzte im Gesundheitsamt plädieren für ausgewogene und regelmäßige Speisen

Foto: Dr. Anja Bergmann (links) und Dr. Solveig Weber im Gespräch © Jacob Schröter Foto: © Jakob Schröter

Warum ist eine gesunde Ernährung für Kinder, aber auch Erwachsene so wichtig?

Weber: Eine gesunde und ausgewogene Ernährung ist für die geistige und körperliche Entwicklung besonders wichtig. Grundsätzlich sind Nährstoffe wie Fette, Eiweiße und Kohlenhydrate zum Aufbau und Entwicklung des Körpers sowie zur Energiegewinnung erforderlich. Vitamine und Mineralstoffe wiederum sind für den Schutz der Zellen, für die Blutbildung, den Knochenbau und den Stoffwechsel nützlich.

Was bedeutet es, sich ausgewogen zu ernähren? Gibt es dafür Grundregeln?

Bergmann: Das richtige Verhältnis zwischen den verschiedenen Lebensmitteln unserer Ernährung wird durch die folgende Regel gut erklärt. Auf unserem Speiseplan sollten reichlich, etwa zwei Drittel, Gemüse, Obst, Getreide, Kartoffeln etc. und kalorienarme bzw. -freie Getränke stehen. Nur mäßig, etwa ein Drittel, sollten tierische Lebensmittel wie Milch, Milchprodukte, Fleisch, Wurst, Eier und Fisch darin zu finden sein. Fett- und zuckerreiche Lebensmittel, Speisefette, Süßwaren, Limonade oder Knabberartikel sollten wir sparsam konsumieren.

Wie viele Mahlzeiten sollte man am Tag zu sich nehmen?

Weber: Besonders für unsere Kinder ist der regelmäßige Nachschub an Energie und Nährstoffen wichtig. Damit die individuelle Leistungskurve während des Tagesverlaufs nicht zu sehr absinkt, sollten Kinder fünf Mahlzeiten am Tag zu sich nehmen. Empfohlen werden neben drei Hauptmahlzeiten – davon ein bis zwei warm – auch zwei Zwischenmahlzeiten, eine am Vor- und eine am Nachmittag. Diese sollten aus Obst oder Gemüse bestehen, können aber auch durch Getreideflocken, Joghurt oder (Vollkorn-) Brot ergänzt werden.

Trinken ist ebenso wichtig, um die Leistungsfähigkeit über den Tag zu erhalten. Was und wann sollten Kinder idealerweise trinken?

Bergmann: Zu jeder Mahlzeit sollte immer ein Glas Wasser oder ein anderes zuckerfreies Getränk gereicht werden. Etablieren Sie das Wasser als das „Lieblingsgetränk“. Es ist ein idealer, bekömmlicher Durstlöscher. Auch in der Kita oder den Schulpausen sowie zwischendurch sollten Kinder immer die Möglichkeit haben, etwas zu trinken.

Wie können Kinder bereits frühzeitig für das Thema „Ernährung“ interessiert werden?

Weber: Interesse und Freude am Essen sind ein wichtiger Bestandteil einer gesunden Esskultur. Deshalb ist es wichtig, die Kinder in die Vor- und Zubereitung der Mahlzeiten einzubeziehen. Das Einbinden in die Mahlzeitengestaltung, zum Beispiel das Tischdecken, sowie das gemeinsame Kochen – bereits vierjährige Kinder können unter Aufsicht Gemüse oder Obst schneiden – weckt ihr Interesse an Lebensmitteln. Gemeinsam den Geschmack und Geruch von Kräutern und Gewürzen zu entdecken, kann für die Familie zum Erlebnis werden. Beim gemeinsamen Einkauf lernen die Kinder die Vielfalt der Produkte kennen und Eltern können auf Wünsche und individuelle Bedürfnisse besser eingehen. Mindestens eine gemeinsame Mahlzeit am Tag in der Familie sollte selbstverständlich sein.

Wie können Familien gesunde Ernährung in den Alltag integrieren?

Bergmann: Kinder orientieren sich in der Auswahl und im Umgang mit Lebensmitteln innerhalb der Familie. Die in den ersten Lebensjahren geprägten Essgewohnheiten werden oft bis in das Erwachsenenalter beibehalten. Deshalb ist es wichtig, dass Eltern als gutes Vorbild in Sachen gesunde Ernährung vorangehen. Sie sollten auf sich selbst achten, wie sie mit einzelnen Lebensmitteln umgehen, denn Kinder lehnen häufiger das ab, was von den Eltern abgelehnt und nicht gegessen wird. Ebenso wichtig ist es, dass alle Bildschirme, also Smartphone, Tablet und Fernseher, zu den Mahlzeiten ausgeschaltet sind. Auch hier gilt wieder die Vorbildfunktion innerhalb der Familie. Und wenn die Teller leer sind, gebührt der Köchin oder dem Koch ein Lob. Denn auch das fördert die Wertschätzung und Achtsamkeit, nicht nur beim Essen.