Erfurter Seenlandschaft verändert sich nachhaltig

10.09.2025 15:56

„In 30 Jahren möchte ich mit meinen Enkeln um die Erfurter Seenplatte radeln, unterwegs auf Aussichtpunkte klettern, Vögel beobachten und anschließend an Sandstränden ausruhen und im klaren Wasser baden gehen“, blickt Christian Bachmann voller Euphorie in die Zukunft. Bachmann ist Projektleiter im Amt für Stadtentwicklung und Stadtplanung. Zu seinen Aufgaben gehört die Koordinierung der nachhaltigen Entwicklung der Erfurter Seenlandschaft – sowohl intern als auch kommunenübergreifend und in Zusammenarbeit mit verschiedensten Interessenträgern, z. B. Gemeindepartnern, Fachbehörden, Kiesunternehmen, Tourismusorganisationen, Angelverbänden und lokalen Vereinen.

Neue Wege, Strände und Aussichtpunkte sind Teil des Entwicklungskonzeptes

Foto: Die Erfurter Seen sind ein beliebtes Ausflugsziel, aber noch nicht vollständig entwickelt und öffentlich zugänglich. Foto: © Stadtverwaltung Erfurt

Schritt für Schritt zum Ausflugshighlight

Die Stadt Erfurt und die beteiligten Gemeinden Nöda und Alperstedt haben in Zusammenarbeit mit Elxleben und Riethnordhausen das „Regionale Entwicklungskonzept Erfurter Seen“ (REK) in den letzten Jahren fortgeschrieben und im Mai 2024 veröffentlicht. Dessen Ziel ist es, die Seenplatte zu einem Naherholungsgebiet mit abwechslungsreichen Angeboten für Besuchende jeden Alters weiterzuentwickeln und die bereits bestehenden Prozesse unter nachhaltigen Gesichtspunkten fortzusetzen. Das Konzept dient dabei als Handlungsrahmen und beschreibt die Entwicklung der Erfurter Seenlandschaft in den nächsten Jahrzehnten. Skizziert sind unter anderem elf Schlüsselmaßnahmen und 19 Projekte. Einige Maßnahmen wurden in der Vergangenheit bereits realisiert, zum Beispiel die Erschließung von Rad- und Wanderwegen und die Umfeldgestaltung am Lutherstein. Andere Projekte sind noch im Entstehen. So sollen das Umfeld des Bahnhofs Stotternheim neugestaltet und barrierefreie Aussichtspunkte geschaffen werden. Angedacht ist außerdem ein Seenradweg, der von Erfurt bis nach Sömmerda an der Seenplatte entlangführt.

Ein wichtiges Projekt, das derzeit umgesetzt wird, ist ein Informations- und Besucherlenkungskonzept. Es sieht vor, dass vorhandene Beschilderungen und Wegweiser vereinheitlicht, aktualisiert und ergänzt werden. Abgenutzte Informationstafeln werden ersetzt. Ein digitales Angebot soll die fest montieren Schilder ergänzen. Mitte August übergab Kommunalstaatssekretär Andreas Bausewein für dieses Vorhaben einen Fördermittelbescheid in Höhe von 80.000 Euro an die Kommunale Arbeitsgemeinschaft (KAG) Erfurter Seen. Bis Ende 2026 soll das Konzept zum Informationssystem, das dann einheitlich für die nächsten Jahrzehnte genutzt wird, erarbeitet sein.

Foto: Stefan Berth (Bürgermeister der Gemeinde Nöda), Heiko Koch (Bürgermeister der Gemeinde Elxleben), Erfurts Bürgermeisterin Heike Langguth und Torsten Richardt (Bürgermeister der Gemeinde Alperstedt) nahmen den Fördermittelbescheid vom Staatssekretär Andreas Bausewein (Mitte) entgegen. Foto: © Stadtverwaltung Erfurt

Die Seenlandschaft wächst

Die Erfurter Seenlandschaft ist das Ergebnis des Kiesabbaus der letzten Jahrzehnte. Sie erstreckt sich mit einer Länge von ca. neun Kilometern über die zwei Landkreise Erfurt und Sömmerda. Den Beginn markiert der Sulzer See im Süden. Weiter zieht sich die Seenplatte über den Stotternheimer See und den Alperstedter See bis hin zu den Riethnordhäuser Teichen, die im Norden den Abschluss bilden. Auch die Riedseen bei Mittelhausen wurden in den letzten Jahren in die Entwicklung mit aufgenommen. Zukünftig kommen neue Seen hinzu. Die Wasserfläche vergrößert sich aller Voraussicht nach von 386 ha auf 500 ha. Konkret hängt der Zeitpunkt der Vergrößerung des Seengebiets aber von den laufenden Kiesarbeiten ab. In manchen künftigen Seen haben die Bergbauarbeiten noch nicht einmal begonnen.

Landschafts-, Natur- und Freizeitseen entstehen

Nicht jeder See soll auf die gleiche Art entwickelt und genutzt werden: Es wird zwischen Freizeit, Landschafts- und Naturschutzseen unterschieden. „Einige Seen sind bereits touristisch erschlossen, wie der Stotternheimer See und der Alperstedter See“, erklärt Christian Bachmann den Status quo. „Alle anderen Seen befinden sich gerade noch im Kiesabbau, das heißt, hier besteht Bergrecht und sie sind nicht öffentlich zugänglich.“ So bleibe es aber nicht, führt Bachmann weiter aus: „Der Sulzer See soll als Naturschutzsee entwickelt werden, mit einer Naturbeobachtungsstation, um Vögel oder auch andere Tierarten zu beobachten. Der Schwerborner See wird zu einem Freizeitsee mit Angeboten für den motorisierten Wassersport. Aus dem Luthersee wird ein Landschaftssee. Hier sollen Wanderwege und Naturbadestellen zur Erholung beitragen. Der Alperstedter See ist in seiner Entwicklung fast vollumfänglich abgeschlossen. Der bereits etablierte Tourismus wird hier weiterentwickelt und um verschiedene Parkmöglichkeiten oder Radwege ergänzt. Auch am Pfaffenstiegsee sollen Natur- und Sandstrände geschaffen werden. Überdies entstehen weitere Landschafts- und Naturschutzseen mit Stationen zur Beobachtung von Vögeln, Amphibien und weiteren Tieren.“ Bis zum Jahr 2065 soll dann nach heutiger Schätzung die Seenlandschaft zu einem großen Naherholungsgebiet umgewandelt sein.