Neuer Bürgergarten auf dem Petersberg vor der Eröffnung
Damit ist nicht nur eine großzügige neue Grünanlage in der Innenstadt entstanden, es wurden auch zentrale Ziele der Stadterneuerung im Sinne einer umfassenden Verbesserung der Lebens- und Wohnqualität in der Altstadt erreicht.
Schon 2002 hatte der Rahmenplan eine Vision entworfen: Die großartige Festungsanlage des Petersbergs wird nicht nur denkmalgerecht saniert, sondern auch zu einem großen grünen, öffentlichen Park über der Altstadt. Fußläufig aus allen Richtungen schnell erreichbar, dient er den Erfurtern wie den Touristen zu Erholung, Freizeit und Spiel, zu Aktion und Kultur.
Mit weiten Ausblicken und großzügigen Freiflächen ist er das Gegenstück zur malerischen, aber auch engen und verwinkelten Altstadt. Der Petersberg wird ein Ort "zum Durchatmen", ein Ort für das Picknick in der Mittagspause oder den Spaziergang nach Feierabend - mitten in der Stadt.
Ein großes Stück dieser Vision wird jetzt Wirklichkeit: Wo noch vor wenigen Jahren die Tristesse der ehemaligen Stasi- und Polizeibaracken herrschte, wo kaum ein Grashalm Platz fand zwischen den bis zu 60 Zentimeter dicken Betonplatten, sind jetzt durch die Bauhütte Petersberg etwa 1,8 Hektar neue Grünflächen geschaffen worden.
Dazu mussten - oft in mühevoller Handarbeit - 4 400 Quadratmeter Garagen und Nebengebäude abgebrochen sowie 16 600 Quadratmeter betonierte Fläche entsiegelt werden, bevor der Mutterboden aufgetragen, Gras gesät und schließlich die über 50 neuen Bäume gepflanzt werden konnten.
Der Bürgergarten eröffnet ein Wegenetz von 850 m neuen Fußwegen, davon allein einen halben Kilometer des breiten Promenadenwegs, der zum Flanieren am Rand der Festungsmauern über den Dächern der Altstadt einlädt und später einmal rund um die gesamte Zitadelle führen wird.
Der Bürgergarten wartet aber noch mit weiteren Überraschungen auf: Passend zum Motto der Denkmalwoche "Die Franzosen kommen" lädt eine großzügige Boulebahn zum Spielen ein.
In der Grünfläche ist als "archäologisches Fenster" das Fundament eines mächtigen mittelalterlichen Stadtmauerturms freigelegt worden. Entlang der Wege warten zahlreiche Sitzbänke auf Spaziergänger, auch eine zusätzliche öffentliche Toilettenanlage wurde aufgestellt.
Schließlich steht an der nördlichen Bastionsspitze eine knapp fünf Meter hohe Schaukel, wo Kinder wie Erwachsene hoch über den Dächern der Stadt den Alltag vergessen und "die Seele baumeln lassen" können.
Der Name Bürgergarten ist aber auch Programm: Der Petersberg ist jetzt für die Erfurter viel schneller als zuvor aus der Altstadt erreichbar: Über zwei neue, außen an die Festungsmauern angehängte Stahltreppen ist man zu Fuß in zwei Minuten aus dem Andreasviertel oben auf dem Petersberg. Der neue Zugang zwischen der Polizeidirektion und der Telekom liegt zudem unmittelbar an der Stadtbahnhaltestelle "Webergasse" der Linien 3 und 6.
Die in Regie der Bauhütte Petersberg entstandenen Flächen wurden planerisch für den Entwurf vom Bauamt sowie vom Garten- und Friedhofsamt für die Ausführungs- und Detailplanung begleitet.
Die Arbeiten vor Ort sind im wesentlichen durch Arbeitskräfte im Rahmen von ABM bzw. Arbeitsgelegenheiten (1-Euro-Jobs) ausgeführt worden. Der notwendige intensive Personaleinsatz wäre ohne die umfangreiche Unterstützung der ARGE bzw. der Bundesanstalt für Arbeit nicht annähernd möglich gewesen.
Auch der hohe Einsatz der beteiligten Arbeitskräfte und die Begeisterung für die Sache sind keineswegs selbstverständlich und verdienen angesichts der oft harten und schweren Arbeit große Anerkennung und Dank.
Sowohl Sachkosten als auch handwerklich anspruchsvolle Arbeiten wie z. B. die Stahltreppen wurden umfangreich aus Mitteln der Städtebauförderung unterstützt. Darüber hinaus ist der neue Bürgergarten auch die Ausgleichs- und Ersatzmaßnahme für das IKEA-Möbelhaus in Schmira. Der durch die Entsiegelung und Begrünung der Flächen geschaffene ökologische Ausgleich kommt damit zugleich auch der Bevölkerung zu Gute.
Der neu aufgetragene Mutterboden auf den Bastionen Johann und Franz stammt nämlich direkt von dem früheren Ackerland bei Schmira, auf dem heute das IKEA-Möbelhaus steht: Sinnbildlich wurde damit die Natur in die Stadt hereingeholt.
Die umfangreichen Restarbeiten im Umfeld und an der Ruine des Kriegspulvermagazins sowie im Bereich der nördlichen Zufahrt werden sich teils noch weit bis ins nächste Jahr hinziehen. Auch die unterste Treppe von der Andreasstraße zum unteren Festungsweg ist derzeit noch ein Provisorium. Sie soll ebenfalls im kommenden Jahr vollkommen neu entstehen.
Auch wenn damit ein Meilenstein bei der Umgestaltung des Petersbergs erreicht ist: Die Arbeiten werden weitergehen: Bereits in der Vorbereitung ist die Neugestaltung und Öffnung der Bastion Michael rund um den Verkehrsübungsplatz. Nach Abschluss der bereits laufenden Sanierung der hohen Festungsmauer kann damit der Ringschluss des Promenadenweges erfolgen. Dann steht entlang der Mauerkronen ein Spazierweg von über 2 Kilometern Länge mit faszinierenden Ausblicken auf die Stadt zur Verfügung.
Die feierliche Eröffnung eines Großteils der Flächen auf den Bastionen Johann und Franz durch den Oberbürgermeister erfolgt im Rahmen der Denkmalwoche am 2. September 2006 um 16 Uhr.
Hinweis: Aufnahmen der Flächen im Zustand heute und vor Beginn der Arbeiten im Jahr 2001 können heruntergeladen und unter Verweis auf die Quelle abgedruckt werden.
Aufnahmen der Flächen im Zustand vor Beginn der Arbeiten im Jahr 2001.
Aufnahmen der Flächen im Zustand heute.